Streit über Besuch in Marokko: Juan Carlos bejubelt und ausgebuht

Das Madrider Königspaar besucht die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Marokko - zum Ärger von König Mohamed VI, der zuvor seinen Botschafter aus Spanien abbezog.

MADRID taz Fahnen auf beiden Seiten: Während die Bewohner von Ceuta das spanische Königspaar begeistert mit rot-gelb-roten Fahnen empfangen, protestieren in Marokko staatlich organisierte Nationalisten mit der roten Fahne des Alawiden-Reiches gegen den Besuch des Monarchen in den beiden spanischen Exklaven an der Nordküste Afrikas. "König Juan Carlos raus! Ceuta und Melilla Marokko!" steht auf ihren Transparenten.

Es sei "ein normaler Staatsakt", heißt es von Seiten der spanischen Regierung. Der König habe die Meerenge von Gibraltar überquert, aber Spanien nicht verlassen. "Ceuta ist Spanien" rief auch die jubelnde Menge. Es ist der erste Besuch eines Staatsoberhauptes seit 80 Jahren auf der anderen Seite der Meerenge von Gibraltar. Zuletzt reiste der Großvater von König Juan Carlos, Alfonso XIII. nach Ceuta und Melilla, die seit 500 Jahren zu Spanien gehören. Am Dienstag besucht der spanische Monarch Melilla.

Marokkos König Mohamed VI. ist der Besuch ein Dorn im Auge. Das seit 1956 unabhängige Land fordert die Hoheit über die beiden Exklaven. "Ceuta und Melilla sind Marokko", lautete das Motto eines Sitzstreiks der Abgeordneten des marokkanischen Parlamentes gestern vor der spanischen Botschaft in Rabat. An der Grenze zu beiden Städten kam es zu Demonstrationen. Am Wochenende waren im nordmarokkanischen Tetuan bei einem staatlich organisierten Marsch Tausende vor das spanische Konsulat gezogen. Vergangene Woche berief König Mohamed VI. seinen Botschafter aus Madrid ab. Die Grenze in die beiden Exklaven soll geschlossen werden.

Doch damit dürften sich die Marokkaner selbst schaden. Denn der Norden des Landes lebt vom Handel mit den beiden spanischen Garnisonsstädten. Marokko erkennt offiziell keine seiner Aussengrenzen an. Wenn die nationalistischen Wellen allzu hoch schlagen, stellt Rabat selbst die spanische Hoheit über die Kanarischen Inseln in Frage.

Wie schnell den Worten Taten folgen können, zeigte der bewaffnete Konflikt zwischen Spanien und Marokko um eine kleine Insel vor Ceuta im Jahre 2002. Ceuta und Melilla sind nicht nur militärisch gesehen Spaniens Sorgenkinder. Beide Städte haben einen hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. Radikale Islamisten haben von hier aus Kämpfer nach Afghanistan und den Irak geschickt. Ein Großteil der Urheber der Anschläge auf die Pendlerzüge in Madrid am 11. März 2004 kamen aus dem benachbarten Tetuan. Und die Al Qaida-Spitze ruft immer wieder auf, "die Städte von Ungläubigen zu befreien."

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