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Medieninvestor Montgomery"Er hat die Zeitung abgeschlachtet"

Mitarbeiter der "Berliner Zeitung" befürchten, Redaktion und Anzeigen werden näher zusammengeführt. Ex-Weggefährten des Investors Montgomery warnen vor dessen Zeitungspolitik.

"Schlüsselfiguren wurden vor die Tür gesetzt": Investor David Montgomery Bild: dpa

Roy Greenslade kann David Montgomery nie verzeihen. "Er hat die Zeitung abgeschlachtet", sagt der ehemalige Chefredakteur des britischen Boulevardblatts Daily Mirror. Nordire Montgomery, damals Geschäftsführer der Mirror-Gruppe, sei schuld, so Greenslade, dass der Mirror heute 1,5 Millionen Exemplare weniger als sein größter Konkurrent, die Sun, verkaufe - die Qualität habe gelitten.

"Schlüsselfiguren wurden vor die Tür gesetzt, und er hat überall kostendämpfende Maßnahmen eingeführt", sagt er. "Er hat die Chancen der Zeitung ruiniert, irgendwann aufzuerstehen." Die Auflage des Mirror fiel unter Montgomery. Heute ist das Blatt mit nur noch 1,7 Millionen Exemplaren akut gefährdet.

Eine solche Prognose - akute Gefahr - erwarten die Journalisten der Berliner Zeitung nicht, wenn sie am Donnerstag um 11 Uhr im Verlagshaus zusammenkommen, um zu hören, was der 59-jährige Montgomery zu sagen hat, der seit 2005 auch der Eigentümer ihres Verlags ist. Um ihre Jobs fürchten sie derzeit nicht.

Ein Diskussionspunkt wird jedoch die Position Josef Depenbrocks sein, der Chefredakteur der Zeitung sowie seit August Geschäftsführer des Berliner Verlags und Vorsitzender der Geschäftsführung von Montgomerys Deutscher Zeitungsholding (Berliner Verlag, Hamburger Morgenpost, Netzeitung) ist. Die Redaktion sieht einen Verstoß gegen das Redaktionsstatut, das die Dualität von Redaktion und Verlag betont. "Wir werden jetzt im engen Schulterschluss mit den Gewerkschaften das weitere Vorgehen beraten", sagte Ewald Schulte vom Redaktionsausschuss der taz. Der Redaktion gehe es nicht darum, Depenbrock zu beschädigen, "sondern um die Sache - auch wenn wir zu einer Feststellungsklage gezwungen werden sollten."

Darüber hinaus wird Montgomery, den Ankündigungen nach, über den "Wandel im Zeitungswesen und die Zukunftschancen" sprechen. Was sich daraus konkret für die Berliner Zeitung ableiten lassen wird, ist ungewiss - dafür sorgt Montgomerys Ruf. "Wahrheit und Unwahrheit waren bei ihm neutrale Kategorien, die er nach dem taktischen Erfordernis des Augenblicks einsetzt", schrieb Montgomerys ehemalige Kollegin Amanda Patell 1999 im New Statesman.

Die Redakteure rechnen jedoch - unabhängig vom Wortlaut der Rede - damit, dass die Trennung von Redaktion und Anzeigen weiter aufgeweicht werden soll. Am Samstag startete erst einmal der Verkauf der 25-bändigen Buchreihe der Berliner Zeitung, groß angekündigt im Feuilleton. Kein überraschender Coup - andere Zeitungen, angefangen mit der SZ, haben diesen Weg längst beschritten.

Doch Roy Greenslade, der Montgomery seit den 70er Jahren kennt, wäre nicht überrascht, wenn sein alter Kollege versuchen wollte, Redaktion und Geschäft noch enger zusammenzubinden. Als Chefredakteur der eingestellten Boulevardzeitung Today habe Montgomery häufig Artikel bestellt, die Firmen bewegen sollten zu werben, sagt er. David Banks, einst Chefredakteur des Daily Mirror, sagt, Montgomery habe nie in redaktionelle Entscheidungen eingegriffen. "Das Problem war, dass er auch nie in den Journalismus investieren wollte." Und Greenslade sagt: "Er hat immer geglaubt, Journalisten seien Verkäufer.

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