Streik in Frankreich: Die Front bröckelt

In Paris verhandelten Regierung, Unternehmen und Gewerkschaften über den Bahnstreik. Sabotageakte wurden verurteilt. Einige Vollversammlungen stimmen gegen den Streik.

"Man muss wissen, wann man einen Streik beenden muss", zitiert Sarkozy aus der Geschichte der französischen Arbeiterbewegung. Bild: ap

PARIS taz Am achten Tag des Transportstreiks schickte sich die Regierung in Paris am Mittwoch Nachmittag erstmals an, "Dreiergespräche" auf Ebene der betroffenen Unternehmen zu beginnen. Der Auftakt der Verhandlungen, die einen Monat dauern sollen, war von landesweiten Verurteilungen begleitet. Vom Staatspräsidenten über den Regierungschef bis hin zu Vertretern sämtlicher Gewerkschaften brandmarkten Sprecher jedweder politischer Couleur die Sabotageakte der vorausgegangenen Nacht auf Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Insbesondere die verbrannten Kabel auf der Atlantik-, Ost-, Südost- und Nordstrecke wurden von allen Seiten entschieden verurteilt. Bei der Gewerkschaft CGT mutmaßte Generalsekretär Bernard Thibault, die Täter wollten die Streikbewegung in Misskredit bringen. Für die zweite Bahngewerkschaft SUD versicherte Christian Mahieux: "Streikende waren das nicht. Eisenbahner kämen nicht auf die Idee, die Sicherheit des Unternehmens zu gefährden."

An der Streikfront zeigten sich gestern Auflösungserscheinungen. Dennoch standen weite Teile des öffentlichen Nahverkehrs in Paris und des Eisenbahnnetzes landesweit still. Die Abstimmungen in den Vollversammlungen der Streikenden verliefen unterschiedlich je nach Standort. So votierten die Eisenbahner in Rennes am Mittag für eine "Unterbrechung" ihres Streiks. Gleichzeitig stimmten ihre Kollegen in der Nachbarstadt Nantes für dessen Fortsetzung. Die CGT bei den Pariser Verkehrsbetrieben gab gestern keine Empfehlung für die Abstimmungen in Vollversammlungen. Die Entscheidung über eine Streikfortsetzung überließ sie angesichts des bevorstehenden Verhandlungsbeginns jedem einzelnen Beschäftigten.

Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte am Dienstagabend, nachdem zuvor landesweit große Streiks und Demonstrationen von Transportbeschäftigten, Beamten und Studenten stattgefunden hatten, erneut seine Entschlossenheit bekräftigt, das Rentenregime für Eisenbahner abzuschaffen. "Man muss wissen, wann man einen Streik beenden muss", zitierte Sarkozy einen historischen Satz aus der französischen Arbeiterbewegung. Bei der streikenden Basis kommt die Entschlossenheit des Staatspräsidenten durchwachsen an. Die meisten Eisenbahner sind der Ansicht, dass sie bislang keine Entschädigungsangebote für die Verlängerung ihrer Lebensarbeitszeit bekommen haben. Die Eisenbahner streiken seit Dienstag vergangener Woche, um gegen die Abschaffung der Frührente zu protestieren.

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