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die wahrheitItaliener besorgen es sich selbst

Al-Qaida hat derzeit keine Pläne für Italien: "Die kommen auch ganz gut allein zurecht".

Machen gern mal einen auf "bella figura": typische Italiener beim Herumterrorisieren mit Sonnenbrille.

Neapels Straßen versinken im Müll. Die Bewohner, sofern noch nicht an Cholera und Camorra verendet, ziehen hinauf zum Vesuv, frische Gase schnappen. Auf den Rastplätzen der Autobahnen trifft sich die sportpolitische Fundamentalopposition und haut sich die Schädel zu Mus. Und mittenmang marodieren Carabinieri und schießen sich schon einmal warm für den nächsten G-8-Gipfel.

Italien ist am Ende. War es eigentlich schon immer. Denn im Anfang war das Wort, in der Folge erschienen die apostolischen Hexenjäger, zwischendurch kam Napoleon, danach die Mafia und vor 85 Jahren der Faschismus. Und alle, von den Bonapartes einmal abgesehen, mischen bis heute kräftig mit.

Die Kunde macht ihre Runde und ist inzwischen durch diverse Höhleneingänge im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet geschlüpft. Ein Vertreter der Entwicklungshilfeorganisation al-Qaida erklärte kürzlich, der Vereinsvorstand befasse sich bereits seit geraumer Zeit mit der Cosa Italiana. Sofern Gott wolle, komme noch binnen Wochenfrist ein Kommuniqué zustande, in welchem al-Qaida die Weltöffentlichkeit über ihre Italienpolitik unterrichten werde.

Gestern nun ging bei der Gazzetta dello Sport in Mailand ein Schreiben ein, dessen Inhalt viele Italiener in tiefe Verzweiflung stürzte: "Wir, Allahs Plagenverwalter", heißt es darin, "werden einen Teufel tun und uns in diesem Gomorrha verzetteln. Die kommen auch ganz gut allein zurecht. In einem Land, das sich am Speichel korrupter Fußballklubs, oberbayerischer Pastoren und gelifteter Mediennazis labt, kommt es auf ein paar falsche Propheten mehr oder weniger nicht an. Italiener! Schreitet weiter auf dem Pfad der Wilden. Holt euren Duce vom Galgen, die römische Flotte vom Meeresgrund und hisst die Segel zur Kreuzfahrt gen Osten. Wir treffen uns dann in Jerusalem. Hoch die internationale Solidarität "

Giancarlo, ein venezianischer Hundefrisör, hält die Gazzetta dello Sport in den Händen und ist fassungslos: "Diese Ungerechtigkeit schreit zum Himmel. Was bilden sich diese islamischen Terrorsnobs eigentlich ein? Im Irak haben die sich doch auch engagiert. Uns aber lässt man hier allein weiterwurschteln. Am Ende geht das ganze System noch den Bach runter!"

Antonio, ein römischer Auftragskiller, der für die Mafia und das Opus Dei arbeitet, ist da schon einen Schritt weiter. "Die sollen doch bleiben, wo der Schlafmohn wächst. Ich gehe jetzt erst mal zum Lazio-Spiel und knöpf mir unseren neuen Stürmer aus Nigeria vor."

Hilfe von außen ist für Italien allenfalls aus Washington zu erwarten. Wie aus dem Weißen Haus verlautet, wolle man sich demnächst mit dem Katastrophenland beschäftigen - aber erst, wenn man mit Irak und Iran fertig sei.

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