Sarkozys China-Besuch: Ein AKW für Herrn Hu

Von seinem Staatsbesuch in China bringt Sarkozy Milliarden-Aufträge mit, darunter für ein Atomgeschäft. Auch deutsche Unternehmen profitieren davon.

"Voulez-vouz un AKW?" Bild: ap

PARIS taz Frankreichs Spitzenunternehmer finden in China zu strahlendem Lächeln zurück: Am zweiten Tag seines an diesem Dienstag endenden Staatsbesuchs unterzeichnete Nicolas Sarkozy Verträge im Wert von 20 Milliarden Euro. Dazu gehört der Kauf von 160 Airbus-Flugzeugen.

Der größte Auftrag aber betrifft die Lieferung von zwei Atomreaktoren des neuen deutsch-französischen Modells EPR sowie gemeinsame Urangeschäfte in Afrika. Das Atomgeschäft hat ein Volumen von 8 Milliarden Euro - eine Rekordmarke für die zivile Nutzung der Atomenergie. Zusätzlich öffnet dieses Abkommen den Weg für die mögliche spätere Lieferung einer französischen Wiederaufbereitungsanlage nach China.

Der französische Staatspräsident reiste in selten großer Gesellschaft nach China. Neben 41 Chefs der größten börsennotierten französischen Unternehmen und zahlreichen Ministern nahm er auch seine Mutter und seinen ältesten Sohn mit. Hingegen musste Rama Yade, die Staatssekretärin für Menschenrechte, zu Hause bleiben. Von ihr hatten manche erhofft, dass sie Frankreichs Stimme in Peking ähnlich laut Gehör verschaffen würde, wie sie es in mehreren afrikanischen Ländern getan hat. An ihrer Stelle kümmerte sich in Peking der Chef persönlich um das heikle Thema.

"Ich habe die Fortschritte der vergangenen 30 Jahre in diesem Bereich gewürdigt", resümierte Sarkozy am Montag in einer knappen Erklärung sein Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao zum Thema Menschenrechte. Zugleich habe er daran erinnert, dass Frankreich noch mehr erwarte, insbesondere bezüglich Rechtsstaatlichkeit, Pressefreiheit und Todesstrafe. Deutlicher fiel die Kritik an der Währungspolitik aus: "Wir müssen harmonische und faire Wechselkurse erreichen", sagte Sarkozy. Die EU kritisiert seit geraumer Zeit, dass China seine Währung Yuan unterbewerte, was chinesische Exporte verbillige. Zum Ausgleich dafür bekräftigte Sarkozy in der Taiwan-Frage die französische Sicht, wonach die Insel zu China gehört.

Die Einzelheiten des Atomgeschäfts vorzustellen blieb Anne Lauvergeon überlassen. Die Chefin des französischen Atomkonzerns Areva, an dem Siemens mit mehr als 30 Prozent beteiligt ist, sprach von "zahlreichen neuen französischen Arbeitsplätze bei Areva und den Lieferanten", die das Geschäft bringen werde.

Dabei schien die französisch-chinesische Atomzusammenarbeit in den vergangenen Monaten plötzlich unsicher zu werden. Im Dezember machte der US-amerikanische Konzern Westinghouse das Rennen bei der Bestellung von vier Atomkraftwerken des traditionellem Typs, auf die Areva gehofft hatte. Und im Juli dieses Jahres sah es so aus, als würde auch noch das EPR-Geschäft platzen. Da sagte die Pariser Ministerin Christine Lagarde im letzten Moment eine Pekingreise zur Unterschrift unter den Vorvertrag ab, nachdem China einseitig entschieden hatte, den Standort für die beiden EPR zu ändern.

China ist nach Finnland der zweite Kunde für die Reaktortechnik der dritten Generation. Anders als die Finnen, die ihre Reaktoren schlüsselfertig von Frankreich bekommen, erhält China eine Beteiligung an der Technologie. Der chinesische Atompartner CGNP wird die Reaktoren zusammen mit den Franzosen bauen.

Frankreich hofft, nach China weitere Abnehmer für die neuen Reaktormodelle zu finden. Es spekuliert darauf, im Anschluss auch eine Wiederaufbereitungsanlage in China bauen zu können. Das Volumen läge zwischen 10 und 15 Milliarden Euro.

Euphorisch zeigte sich auch EADS-Chef Louis Gallois. Mit der von Sarkozy vereinbarten Flugzeuglieferung wird China auf einen Schlag zu einem einflussreichen Fünfprozentkunden des europäischen Airbus-Unternehmens.

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