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die wahrheitIn der Dummwortbäckerei

Linguistische Kammerjäger scheinkämpfen um die deutsche Weihnacht.

Der dreiköpfige Vorstand der Stiftung Deutsche Sprache taucht ins Meer der Fremdsprachen ein. Bild: ap

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9 Kommentare

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  • G
    grummelbaer

    Das "Handy" hat rein garnichts mit dem Sprachapparat zu tun. Auch eine Packung Taschentuecher dabeizuhaben ist "handy", wenn man gerade mal ein Taschentuch braucht. Warum sagen wir nicht einfach nur Telefon? Koennen wir uns nicht denken, dass unser Gegenueber nicht das Festnetz in der Jackentasche mitgebracht hat, wenn wir uns auf offener Strasse unterhalten?

  • D
    daenekas

    In den USA gibt es keinen Weihnachtsmarkt?

    Na, dann doch mal schnell bei Google in der Bildersuche "Weihnachtsmarkt" und "USA" eingeben...

    In Oregon ist einer :-)

    Und Räuchermännchen und Nussknacker waren da auch nicht das einzige, was angeboten wurde!!!!

    :-)

    *lol*

  • HF
    Hans-Peter Fantini

    Auf der Düsseldorfer Schadowstraße heissen die Buden des Weihnachtsmarktes schon seit etlichen Jahren "Christmas Cottage" und man ist dort stolz auf die "amerikanische Version des Weihnachtsmarktes", wenn auch in ganz USA kein Weihnachtmarkt existiert, mit Ausnahme der wenigen importierten "German Chrismas markets", die logischerweise ganz auf Räuchermännchen und Nussknacker setzen.

  • J
    j.k.

    @Wolfram Müller:

     

    handy ist ein englisches Adjektiv und heißt übersetzt: handlich, bequem...

     

    Auch wenn die Werbung uns mit Anglizismen zuschüttet, kenne ich niemanden, der zu Weihnachten Christmas sagt. Bestimmte Bezeichnungen sind in anderen Sprachen griffiger und einfacher. Warum sollten diese nicht benutzt werden? Jede Sprache ist schließlich immer im Flus.

  • G
    Gereon

    Ich neige immer noch dazu, bei der in Fußgängerzonen oft anzutreffenden "back factory" nach der Fabrik zu suchen, werde aber dann belehrt, es sei ein "Brot Shop".

    Ach so.

    Unlängst bin ich vor lachen beinahe in den Graben gefahren, als ich den Text auf der Umrandung eines Auto-Kennzeichens gelesen habe: Der wackere Autohändler wollte sich wohl als As (oder Ass) unter den Verkäufern bezeichnen. Auf die naheliegende und wohlklingende Kombination "Auto-Ass" kam er nicht. Er schrieb: Car-Ass - klingt auf deutsch auch nicht schlecht:

    Auto-Arsch.

    Fröhliche Grüße,

    Gereon

  • R
    Raphaël

    Mag sein, daß die Herren "von sprachwissenschaftlichen und -historischen Grundkenntnissen ziemlich unbeleckt" sind, wie der Autor es behauptet. Aber sie scheinen wenigstens mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, im Gegensatz zum Autor. Überall ist "X-Mas" oder "Christmas" in der Werbung zu sehen. "X-Mas-Sale", auf Weihnachtskarten, oder nur die Werbung bei Douglas (wohl doch nichts dazugelernt). Ich bekam auch schon eine Pralinenschachtel mit "Season's Greetings!" geschenkt. Tja Herr Roth, das nächste Mal besser etwas sorgfältiger arbeiten.

  • WM
    Wolfram Müller

    Lieber Jürgen,

    in der Fremdwortgeilheit sind wir Deutschen unübertroffen, da hast Du Recht. Wir nehmen jeden Driss in unsere Sprache begierig auf. Dass wir das schon immer getan haben, bedeutet aber nicht, dass es nun quasi ein Drissrecht in unserer Sprache gäbe. Da liegst Du verkehrt.

    Alles, was unsere Sprache bereichert, ist willkommen. Der Rest ist bestenfalls überflüssig oder eben Driss. Das solltest Du zu unterscheiden lernen.

    Fremde Worte, die man für würdig erachtet in den Sprachschatz aufgenommen zu werden, sollten auf Dauer keine bleiben. Stichwort ist hier die Eindeutschung bzw. die Anpassung des neuen Begriffes an unsere Sprache. Wir schreiben in der Regel so, wie wir die Worte sprechen. Diesen Vorteil der deutschen Sprache sollten wir uns auf keinen Fall nehmen lassen. Daran hast Du sicher bisher nicht gedacht.

    Alte Leute, bildungsferne Schichten und auch viele Migranten macht man durch die Verwendung der vielen (überflüssigen) Fremdworte künstlich zu dummen Menschen. Hat Dir das nie jemand gesagt?

     

    Im Gegensatz zu früheren Zeiten und anderen Modesprachen wie Latein, Griechisch, Französisch oder Italienisch, wird Englisch nicht von den gebildeten Schichten, sondern von Menschen mit einer gewissen Portion an Halbbildung verbreitet. Das geht auf die Qualität. Deshalb müssten die wahren Sprachschützer eigentlich in GB und in der VS sitzen. Die Weltsprache ist deshalb nicht Englisch, sondern schlechtes Englisch. Handy z.B. ist gar kein Englisch, sondern eine deutsche Wortschöpung, die nur für Englisch gehalten wird.

    Hast Du bestimmt auch nicht gewusst, oder?

     

    Derartiges Englisch verdrängt nun nicht nur bestens eingeführte deutsche Begriffe, sondern führt auch zu Verschlimmbesserungen wie "slow motion". Wenn man mir an so poetische Worte wie Zeitlupe herangeht, werde ich so ungemütlich wie ein Gegner von Tierversuchen. Ich vermute, Deine Schmerzgrenze liegt da etwas höher.

    Keine Bange, auch Du wirst die Grenze Deiner persönlichen Belastbarkeit noch erreichen. Die Denglisierer unserer Sprache arbeiten schon daran.

     

    Als Ratschlag gebe ich Dir noch wie folgt mit auf den Weg: Immer erst schön nachdenken, das Für und Wider abwägen und dann erst schreiben.

  • RW
    Rudolf Wehner

    "...jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk

    neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings

    sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate-identity, die

    mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird!"

     

    Hilmar Kopper, ehemaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank

    Gefunden in der Süddeutschen Zeitung März 2007

     

    deshalb bin ich dem Verein deutsche Sprache beigetreten!!!

  • HD
    Heinz-Dieter Dey

    Unter dem Titel »Linguistische Kammerjäger scheinkämpfen um die deutsche Weihnacht« drischt Jürgen Roth mit schwerer Keule auf die Sprachpfleger ein, zu Unrecht. Die Sprachpfleger leben sprachlich nicht nur in den Tag hinein wie der Autor, sondern sorgen sich nicht um die Zukunft der deutschen Sprache, sondern tun auch etwas gegen Fehlentwicklungen.

    Das Wort »Weihnachten« ist aus dem allgemeinen Sprachgebrauch sicherlich noch nicht verschwunden. Aber vielleicht ergeht es diesem Wort eines Tages wie z. B. dem Laden oder Geschäft. Diese Ausdrücke sind inzwischen durch Shop oder Store ersetzt worden. Für Eintrittskarte, Fahrkarte, Flugschein usw. wird seit einiger Zeit fast ausschließlich Ticket gebraucht. Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Der Autor möge doch einmal durch die Einkaufsstraßen der Städte gehen, eine Handvoll Zeitschriften durchblättern oder sich die Produkte in Kosmetikläden ansehen. Die Warenwelt ist ein wichtiger Lebensbereich unserer Bürger. Man kann sich nicht nur die Literatur ansehen und daraus schließen, dass alles in bester Ordnung ist.

    Die Sprachpfleger sind eine bunte Schar. Manche sind in der Wortwahl etwas grob, manchen fehlen auch die sprachgeschichtlichen Kenntnisse. Das trifft aber auf die Rollenspieler und einen großen Teil der von Ihnen so bezeichneten »linguistischen Kammerjäger und Schrebergärtner« im Verein deutsche Sprache nicht zu.

    Sprachpfleger hat es schon seit langer Zeit gegeben. Ich erinnere an die 1617 gegründete und seit dem letzten Jahr weitergeführte Fruchtbringende Gesellschaft, an den 1644 entstandenen Pegnesischer Blumenorden, die Aufrichtige Tannengesellschaft, die Deutschgesinnte Genossenschaft, den Elbschwanenorden, an den Allgemeine Deutsche Sprachverein (ADSV) und seinen ohne sprachpflegerischen Ehrgeiz agierenden Nachfolger, die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und andere Vereine. Sie alle haben sich u. a. dafür eingesetzt, dass treffende deutsche Wörter nicht von überflüssigen Fremdwörtern ersetzt werden. Viele gelungene Wortschöpfungen sind heute Teil unserer Standardsprache (Hubschrauber für Helikopter, Fließband für assembly line, Bürgersteig/Gehweg für Trottoir, poste restante für postlagernd) geworden.

    Natürlich haben wir Wörter aus dem Griechischen, Lateinischen, Französischen und anderen Sprachen übernommen, manchmal mit Gewinn für unsere Sprache, oft aber völlig sinnlos. Die Fremdwörterbücher werden immer dicker. Wenn man aber nachschlägt, findet man unter den Stichwörtern meistens treffende und treffendere deutsche Ausdrücke.

    Der Verein Deutsche Sprache, der größte Sprachverein im deutsprachigen Raum, beschäftigt sich auch nicht nur mit Aktionen gegen überflüssige englische Ausdrücke in der deutschen Sprache, sondern auch mit anderen Problemfeldern. Dafür hat er über 30 Arbeitsgruppen eingesetzt (http://vds-ev.de/verein/aktive/arbeitsgruppen.php).

    Der Anglizismen-Index des Vereins deutsche Sprache bietet für über 6.000 englischen Ausdrücken Wortentsprechungen oder Erläuterungen. Das ist ein Angebot, von dem wir hoffen, dass die deutschen Sprecher daran Gefallen finden. Der Klapprechner ist zum Beispiel ein gelungenes Wort für Laptop, da es Klappstühle u. ä. in der deutschen Sprache bereits gibt. Welche Wörter zu den »Buchstabenklumpen« gehören und welche nicht, hat uns der Autor nicht mitgeteilt. Vermutlich handelt es sich ohnehin nur um Polemik, mit denen er seine Leser auf Kosten des Vereins Deutsche Sprache zu erfreuen versucht. Der populistische Vorwurf der Deutschtümelei ist dann nicht mehr weit und der übliche Reflex. Wir Sprachpfleger sind nicht deutschtümelnd, aber auch nicht englischtümelnd. Der Verein Deutsche Sprache ist ein Sprachverein und kein politischer Verein. Wir Sprachpfleger handeln in Einklang mit dem Grundgesetz in unserem heutigen demokratischen Staat und haben mit der Gedankenwelt des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, der unter diesem Namen von 1885 bis 1943 bestand, nichts zu tun.

    Analytisch ist dem Autor die Begründung für die »Dummwortbäckerei« gänzlich missraten: Sechs, setzen Roth!

     

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