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Überfallener taz-KorrespondentErmittlungen in Kasachstan eingeleitet

Der in Kasachstan überfallene taz-Korrespondent Marcus Bensmann ist in Deutschland eingetroffen. Die Tatmotive bleiben weiter unklar.

Wieder zurück in Deutschland: taz-Korrespondent Marcus Bensmann Bild: privat

BERLIN taz Der schwerverletzte Zentralasienkorrespondent der taz, Marcus Bensmann, ist am Dienstagabend mit einem Ambulanzflugzeug in Deutschland eingetroffen und wird derzeit auf der Intensivstation einer Bochumer Spezialklinik medizinisch versorgt. Der 38-Jährige war in der Nacht von vergangenem Samstag auf Sonntag in der kasachischen Hauptstadt Astana überfallen, ausgeraubt und zusammengeschlagen worden. Danach hatten ihn die unbekannten Täter hilf- und halb bewusstlos bei Temperaturen von minus 30 Grad an einer Ortsausgangsstraße in Astana zurückgelassen. Dabei erlitt Bensmann erhebliche Kopfverletzungen, einen Kieferbruch und Erfrierungen an den Gliedmaßen. Zum Zeitpunkt des Überfalls recherchierte der Zentralasienspezialist für einen Fernsehbeitrag über den Wirtschaftsboom in Astana.

"Ich war geschockt über den Anblick", sagte Galima Bukharbaeva, die Ehefrau von Bensmann, der taz. Ein komplizierter Splitterbruch des Nasenbeins mache eine baldige Operation erforderlich. Zudem seien mehrere Finger an beiden Händen infolge der schweren Erfrierungen noch immer ohne Gefühl.

Derzeit sind die Umstände der Tat noch unklar. Zwar schließt Bukharbaeva, die als Journalistin ebenfalls über Zentralasien berichtet, politische Motive nicht gänzlich aus, vermutet jedoch eher einen kriminellen Hintergrund. "Die kasachische Seite hat sich meinem Mann gegenüber bislang kooperativ verhalten", sagte sie. So hätten die kasachischen Behörden Bensmann am vergangenen Wochenende angeboten, seine Akkreditierung nicht um sechs Monate, sondern gleich um ein ganzes Jahr zu verlängern. Zudem habe es sich nicht um eine politische Recherche gehandelt, sondern darum, Material für ein Porträt der Stadt Astana zu sammeln.

Marcus Bensmann lebt und arbeitet seit 1995 für verschiedenen Rundfunk- und Fernsehsender sowie Tageszeitungen in Zentralasien. Für die taz berichtet er seit 2001 über die Region. Einer seiner Schwerpunkte ist das Thema Menschenrechte.

Das Auswärtige Amt stehe im Fall Bensmann in ständigem Kontakt mit den zuständigen kasachischen Behörden, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. Die kasachischen Behörden ermittelten bereits, jetzt gelte es, Ergebnisse abzuwarten.

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