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die wahrheitDie Stunde des Y

Eine neue Kraft greift mit aller Macht nach der Weltherrschaft.

Ist die hessische Spitzenkraft Andrea Ypsilanti Teil einer Geheimverschwörung, die mit Hilfe des Y die Weltherrschaft an sich reißen will? Bild: reuters

In Frankreich können schon seit vorigem Sommer die Spatzen auf den Dächern von Paris ein Liedchen davon pfeifen: Wir leben in der Zeit des Ypsilons, und seit dem Amtsantritt des hyperaktiven "Speedy" Sarkozy kommt keine Zeitungszeile mehr ohne das Y aus.

Auch im letzten "Harry Potter" war dessen Triumph über den dunklen drei-o-igen Lord Voldemort vor allem dem Sieg des Y über das scheinbar unangreifbare O geschuldet. Und nun hat auch in Hessen die Stunde des Y geschlagen: Roland Koch war zwar nur ein zwei-o-iger Landlord, aber seine Gegnerin hat sich ganz auf das namentliche Ypsilon konzentriert und so die Schutzhülle des marodierenden Bakteriums Rolandokokkos Simplex durchstoßen und seinen Zellkern gegen eine andere Genbotschaft ausgetauscht.

Seit einiger Zeit schon hat die neue Macht dieser Welt seine Kraft erkannt und sein Personal ganz in seinem Sinne aufgestellt. In Frankreich wäre beinahe Ségolène Royal an die Macht gekommen, das Y sicherte ihr überhaupt eine Chance gegen Sarkozy. Bei den Vorwahlkämpfen in den USA schickt es derzeit mit Hillary und Romney gleich zwei aussichtsreiche Y-Kandidaten ins Rynnen - Verzeihung, Rennen. Auch die Linke hat das begriffen und beglückte Hessen mit dem doppelchromosomischen Spitzenkandidaten Willy van Ooyen. Wer dazu die Namen Gysi und Bisky flüstert, spürt sofort, was los ist in einer Partei, die sicher nicht mehr lange braucht, bis sie sich "Die Lynke" nennt.

Nicht Geld regiert die Welt, sondern das Y. Und erst recht nachdem die Macht der alten deutschen X-Parade bestehend aus Max Grundig, Max Streibl und Max Morlock zerbrochen ist und selbst der Dax hilflos am Boden liegt

Trendsetter waren übrigens hierzulande einmal mehr die Bayern um Uly Hoeneß und Karl-Heynz Rummenygge. Sie holten mit Roy Makaay vor Jahren schon einen beidfüßigen Y-Repräsentanten. Als dieser - na wohin wohl?, klar, in seine Heimat zurück zu Feyenoord - wechselte, wurde mit Franck Ribéry gleich der passende Ersatz geholt und Willy Sagnol nicht weggelassen zum FC Yaoundé nach Kamerun.

Bleibt nur die Frage: Was will das Y eigentlich? Handelt es sich um eine internationale Verschwörung, die von Jerry Yang, dem Mitbegründer und Vorstand von Yahoo!, sowie dem König des Jemen Yahya bin Muhammad, wie auch maßgeblichen Kräften der amerikanischen Yale University ins Leben gerufen wurde, um das Yin und Yang unserer Welt ins Ungleichgewicht zu bringen? Oder ist es das Aufbäumen der bedrohten Männerdominanz, indem es den männlichen Erbgutträger vorschickt? Aber warum bedient es sich dann der vielen Frauen in den Schlagzeilen - einer Brigitte Zypries, Britney Spears oder Yoko Ono?

Hier hilft ein Blick in die Antike: Xanthippe hatte im Hause Sokrates klar das Sagen, konnte aber außerhalb der Wohnung die Phalanx der Philosophen Anaxagoras, Anaximenes und Anaximander nicht brechen. Hätte sie anders, vielleicht Yvonne geheißen, wäre die Sache sicher anders ausgegangen. So aber gingen die drei Vorsokratiker als die "Drei von der EXXon-Tankstelle" in die Geschichte ein.

Auch die Kriege zwischen dem Perserkönig Xerxes und dem Mazedonier Alexander haben lange schleppend den Mantel des Schweigens über die Ägäis geworfen. Und auch die Ära der M-Städte, die über Jahre den Gewinn der Champions League unter sich ausmachten, schwächeln längst: München ist diesmal gar nicht erst dabei, Madrid verlor sogar in Bremen, der AC Mailand steht im hinteren Tabellendrittel, und Manchester United hat schon im eigenen Lande mächtige L-Konkurrenz aus London und Liverpool bekommen. Jetzt fehlt nur noch der passende Club mit Y: Wird also Galatasaray oder doch der FC Yokohama Syeger aller Klassen?

Das Y arbeitet sicher bereits daran - unter dem Aktenzeichen "XY gelöst".

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