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Nach dem Festival ist vor dem Festival

TRANSMEDIALE UND CTM

Holly Herndon hält sich ein Mikrofon vor den Mund und starrt auf den Bildschirm ihres Laptops. Was dabei aus den Lautsprechern dringt, erinnert nur selten an eine menschliche Stimme, ploppt mal diskret durch den Raum oder brandet bedrohlich als verzerrtes Oberton-Ungetüm auf. Am Donnerstag haben sich ziemlich viele Menschen im Berghain eingefunden, um der US-amerikanischen Komponistin zu lauschen, die in Stanford gerade an ihrem Doktor für elektronische Musik arbeitet. Pop im engeren Sinne ist das zwar nicht, aber darum geht es beim Festival CTM ohnehin eher selten.

Statt Unterhaltung um jeden Preis steht Musik als Abenteuer im Mittelpunkt, also etwas, was aus dem Alltagserleben herausfällt. Und ein Festival ist ja immer eine Art Ausnahmezustand: Je dichter das Programm, desto stärker das Delirium.

Beim CTM sorgt parallel dazu das verschwisterte Medienfestival Transmediale für zusätzlichen Veranstaltungsbombast. Und für Verwirrung: Da der CTM jahrelang den Namen Club Transmediale trug, war vielen Besuchern gar nicht klar, dass sie da zwischen zwei verschiedenen Großereignissen hin- und hersprangen.

Zudem gibt es einige CTM-Konzerte nach wie vor im Stammhaus der Transmediale, dem HKW, Pardon, Haus der Kulturen der Welt. Die Einführung des Akronyms „CTM“ hat der Konfusion übrigens nicht Einhalt gebieten können: Ein Großteil der Leute, die von der Transmediale sprechen, meint oft in Wirklichkeit den CTM – und fragt dann erstaunt, was denn diese Transmediale eigentlich sei. Wenn man den Taumel dann gerade mal hinter sich gebracht hat, bricht der Sturm erst so richtig los: Von der Berlinale, die nächste Woche beginnt, lässt sich wohl oder übel die halbe Stadt in Hysterie versetzen. Gut, dass die Transmediale dann schon vorüber ist – sie entstand übrigens einmal als Nebenprogramm der Berlinale-Sektion „Internationales Forum des Jungen Films“.

TIM CASPAR BOEHME

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