Freiwilliger Klimaabgabe: Prima Klima für die Biodeutschen
Auch TUIfly und Thomas Cook bieten eine freiwillige Klimaabgabe als Ablass für den CO2 Ausstoß. Die alternativen Vorreiter in Sachen Klimaschutz finden dies "zweischneidig".
BERLIN taz Die Welttourismusorganisation (UNWTO) gab die Leitlinien vor: Die Reisebranche solle das Klima schützen und die Armut bekämpfen. Der Klimawandel sei eine der größten Herausforderungen für die nachhaltige Entwicklung, sagte der stellvertretende UNWTO-Generalsekretär Geoffrey Lipman auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin (ITB). Er zeigte sich davon überzeugt, dass alle Beteiligten in der Reisebranche sehr bald konkrete Maßnahmen unterstützen würden. Der Klimaschutz ist auch dieses Jahr das Trendthema auf der ITB, zu dem sich die Reiseveranstalter verhalten müssen. Der Reisekonzern TUI bietet seit November bei TUIfly eine freiwillige Ablasszahlung für CO2-Emissionen an. Konkurrent Thomas Cook startet am 10. März mit der Klimaschutzorganisation atmosfair eine "freiwillige Klimaschutzspende" für Reisende. Kunden sollen bei Cook (dazu gehören auch Neckermann und Bucher Last Minute) bei der Buchung einer Flugpauschalreise selbst entscheiden, ob sie für ausgewählte Projekte zur Vermeidung klimaschädlicher Gase spenden möchten. Das Angebot steht sowohl bei der Buchung über das Reisebüro als auch per Internet zur Verfügung. Für atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen hält der Klimaschutz damit "Einzug in deutsche Reisebüros, konkret und zeitgemäß", wie er in einer gemeinsamen Erklärung mit Thomas Cook betonte. Die Organisation hat sich dem Klimaschutz verschrieben und bietet Passagieren freiwillige Ausgleichszahlungen für die von ihnen verursachten Klimagase an. Das dabei eingenommene Geld wird unter anderem in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparprojekte investiert, um damit Treibhausgase einzusparen. Allerdings schränkt auch die Klimaschutzorganisation atmosfair selbst ein: Zwar könne damit die Menge klimaschädlicher Gase, die durchs Fliegen entstehen, an anderer Stelle vermieden werden. Doch: Der Schaden, der für die Umwelt aus einem Flug entstehe, lasse sich natürlich nicht ungeschehen machen - "genauso wenig, wie eine Plombe einen kranken Zahn heilen kann", wie atmosfair auf seinen Internet-Seiten erläutert. Das Forum "anders reisen" (far), in dem 150 Anbieter zusammen geschlossen sind, bietet diese freiwillige Abgabe ihren Kunden schon lange. Far-Geschäftsführer Rolf Pfeifer findet die Aktion der Großen zweischneidig. Positiv sei, dass das Thema Klima den Kunden nun bei jeder Buchung ins Bewusstsein gebracht werde. Aber: "Kompensationsmodelle dürfen nicht zu einem Marketing-Instrument und zur bloßen Gewissensberuhigung verkommen." Auch der Musterknabe der Reisebranche Studiosus überlegt eine Klimaschutzabgabe, die vom Veranstalter selbst bezahlt wird einzuführen. Allerdings, so Studiosus Managing Direktor Hans Dieter Lohneis, sei man sich nicht sicher, wo das Geld letztlich lande und ob nicht zuviel im bürokratischen Aufwand hängen bleibe. Klimaschutz, ein Thema für den deutschen Markt und die Biodeutschen? Bei Nachfragen an den Ständen "weltweit" konnten die wenigsten Messeteilnehmer damit etwas anfangen. "Die Airlines in Indien sind froh, wenn die Leute überhaupt das Geld haben zu fliegen", sagte der Salesmanager von Air India K.V.Kunjappan. Die Airline des Golfanrainers Katar, Qatar Airways, hingegen forscht am ersten Erdgasflugzeug. Mit dem Bau soll 2009 begonnen werden. Die Messe in den Berliner Messehallen am Funkturm (S-Bahn Messe Nord/ICC) ist am Samstag und Sonntag auch für Nichtfachbesucher geöffnet.
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