Kommentar Komoren: Pyrrhussieg auf Mini-Insel

Auch nach der Intervention der Afrikanischen Union bleiben die Probleme der Komoren ungelöst. Die bei der Aktion beteiligten afrikanischen Staaten handelten aus Eigeninteressen.

Endlich hat die Afrikanische Union (AU) ein Land gefunden, das klein genug ist für eine gemeinsame Miliärintervention. Nach monatelanger Vorbereitung erwies sich die Eroberung der komorischen Teilinsel Anjouan durch AU-Truppen aus Sudan und Tansania im Auftrag der Zentralregierung der Komoren als Spaziergang. Die unblutige Eroberung dürfte als erste gelungene Militäraktion des jungen panafrikanischen Staatenverbandes in Afrikas Geschichtsbücher eingehen.

Ob sich die Afrikanische Union mit dieser Aktion einen Gefallen getan hat, steht auf einem anderen Blatt. Dass ausgerechnet der Sudan zu den beiden AU-Eingreifmächten auf den Komoren gehört, entbehrt nicht der Ironie. Seit Jahren verhindert Sudans Regierung eine AU-Beobachtertruppe in ihrem eigenen Kriegsgebiet Darfur, und der blutige Krieg dort verhindert nun schon seit zwei Jahren, dass Sudan die rotierende AU-Präsidentschaft übernimmt. Nun bietet die AU dem Sudan eine Gelegenheit, sich als Friedensbringer zu profilieren, indem es einem komorischen Präsidenten zur Seite springt, der enge Beziehungen zu Sudan, Iran, Saudi-Arabien und den Golfstaaten pflegt und kenianische Unternehmen aus der lukrativen maritimen Wirtschaft seines Inselstaates verdrängen will. Auch bei Tansania, der anderen Eingreifnation, ist das Eigeninteresse offensichtlich: auch hier sind die tansanisch-kenianischen Rivalitäten im ostafrikanischen Seehandel groß, und Tansania hält gerade den AU-Vorsitz.

Abgesehen davon wird die innere Krise der Komoren nach dieser Intervention ungelöst bleiben. Der gestürzte Inselpräsident von Anjouan verhielt sich nicht "illegal", bloß weil er dieses Amt ausübte. Sondern nur, weil er den Termin seiner Wiederwahl gegen den Willen der Zentralregierung festgesetzt hatte. Das Amt an sich sowie die damit verbundenen, weitreichenden Kompetenzen bestehen auf Anjouan genauso weiter wie auf den anderen der drei Komoren-Inseln - und alle Inselregierungen liegen mit der Zentralregierung im Clinch. Wenn dies so bleibt, hat die AU-Intervention keinen Frieden geschaffen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.