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Newseum - Museum für MedienTempel der Eitelkeit

Das am Wochenende eröffnende Newseum in Washington huldigt den Heldentaten von US-Reportern. Platz für Medienkritik bleibt da kaum.

Eine Kultstätte des heroischen US-Journalismus. Bild: newseum

WASHINGTON taz Kann man etwas so Flüchtigem wie einer Nachricht im Internetzeitalter überhaupt ein Museum widmen? Diese Frage beantwortet das neue Washingtoner Newseum mit einem klaren Ja. An diesem Wochenende eröffnet die Reinkarnation des alten, 2002 geschlossenen Medienmuseums in Alexandria mit neuem Design, neuer Adresse und neuem Anspruch.

Der sechsstöckige, lichtdurchflutete 450-Millionen-Dollar-Bau steht an der Pennsylvania Avenue mitten in Washingtons Powerdreieck. Man könnte den Bau auch einen Tempel der Selbstbeweihräucherung von Medienmachern nennen.

Dass Journalisten Geschichte dokumentieren und prägen, postuliert das Newseum gleich im Foyer. Dort ragen acht echte Teilblöcke der Berliner Mauer in die Höhe, die größte Sammlung außerhalb Deutschlands. "Das ist mein ganzer Stolz", sagt Chris Wells, die Vizepräsidentin des Newseum-Gründers Freedom Forum. Die Betonsegmente hatte sie nach dem Fall der Mauer dem Checkpoint-Charlie-Museum in Berlin abgeschwatzt. Man erfährt, dass es der 26 Jahre alte Reuters-Korrespondent Adam Kellett-Long war, der die Weltnachricht der Grenzschließung 1961 zuerst vermeldete.

Dass der Journalismus seine lichtesten Momente in den schwärzesten Stunden der Menschheit feiert, während Katastrophen und Kriegen, stellt das Newseum ohne Scheu als heldenhaft dar. So werden die Explosion der Hindenburg, die Ermordung John F. Kennedys, Watergate und der Krieg in Vietnam zu Lebenshöhepunkten selbstvergessener US-Reporter (Internationale Medien berücksichtigt das Newseum nicht). "Ich suche keine Distanz zu der Sichtweise, dass die Akteure einer freien Presse etwas Heroisches an sich haben", sagte der Direktor des Freedom Forum, Charles Overby, kürzlich der Washington Post.

Auch wenn man den Amerikanern ihre Helden gönnt, ist deren Verehrung als Konzept ein bisschen dünn. Wer im Newseum nach einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Tun der Medien, ihren Arbeitsweisen und ihrer Rolle in der modernen Demokratie sucht, geht besser gleich in die Wolfgang-Puck-Cafeteria im Untergeschoss. Oder kauft sich ein neckisches Nachthemd im Souvenirshop.

Eine Abteilung, die sich dem völligen Versagen US-amerikanischer Mainstreammedien bei der Darstellung der Irak-Lügen des Weißen Hauses widmet? Fehlanzeige. Okay, einige schwarze Schafe der jüngeren Mediengeschichte sind in einer Ecke zu finden. Etwa die New-York-Times-Journalistin, Judith Miller, die Dick Cheneys und George W. Bushs Märchen von den Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins auf den Leim ging. Doch ein Hinweis darauf, dass dies ein systemischer Fehler privatisierter Medienimperien im Besitz politisch aktiver Herausgeberfamilien sein könnte, fehlt. Genau wie eine Auseinandersetzung mit der Ideologisierung der US-Kabelnetzwerke, die zur Primetime tendenziöse Pseudonachrichten von Aktivisten-Moderatoren wie Lou Dobbs präsentieren lassen.

Das ist angesichts der im Newseum gerühmten Leistungen investigativer US-Journalisten enttäuschend platt. Overby ist sich dennoch sicher, dass die Besucher nachher besser verstehen, wie wichtig eine freie Presse ist.

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