Gift in Rhein und Ruhr: Minister mit verseuchten Flüssen

Der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenburg macht vor allem mit Beschwichtigungen von sich reden. Das Gift in Rhein und Ruhr kriegt er nicht in den Griff.

Zum Glück kein Wasser aus der Ruhr, was der nordrhein-westfälische Umweltminister da trinkt. Bild: dpa

DÜSSELDORF taz Wenn Eckhard Uhlenberg (CDU) an seinen Job als nordrhein-westfälischer Umweltminister denkt, bekommt der 60-Jährige Schlafstörungen. "Ich träume schlecht und wache nachts auf", gesteht der Christdemokrat. Dabei ist der Grund für die Albträume des Ministers hausgemacht: Im Skandal um möglicherweise krebserregende Industriechemikalien in Rhein und Ruhr produziert sein Ministerium Falschmeldungen in Serie, beschwichtigt und wiegelt ab - genau wie Uhlenberg.

Bereits seit knapp zwei Jahren plagen den Minister massiv erhöhte Werte von perfluorierten Tensiden (PFT) in der Ruhr, aus der über 4 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt werden. Dabei sind PFT vermutlich krebserregend. Im Trinkwasser des sauerländischen Arnsberg wurde eine Konzentration von 0,56 Mikrogramm pro Liter gefunden; 0,1 Mikrogramm gelten als vertretbar. Während die Behörden Gutscheine für Mineralwasser verteilten, machte sich Uhlenbergs Umweltministerium auf die Suche nach der Quelle der Chemikalie, die bei der Herstellung von atmungsaktiven Jacken, Feuerlöschschaum oder Teflon eingesetzt wird.

Fündig wurden die Behörden im sauerländischen Brilon: Ein Maisfeld war illegal mit PFT-haltigen Dünger belastet worden. Das Gift lief in die Möhnetalsperre und von dort in die Ruhr. Dennoch gab Uhlenberg schnell Entwarnung: Aktivkohle würde die PFT herausfiltern. Im August vergangenen Jahres musste Uhlenberg einräumen, dass Wasserwerke die Aktivkohlefilterung ohne sein Wissen gestoppt hätten - das Filtern war den Wasserwerkern zu teuer geworden.

Im Düsseldorfer Landtag gab Uhlenberg dennoch den Kämpfer für sauberes Trinkwasser. Die PFT-Belastung der Ruhr habe sich durch das Auffangen des Sickerwassers aus dem Briloner Maisfeld um ein Drittel verringert, verkündete der Christdemokrat - und musste sich ausgerechnet von Springers Welt am Sonntag vorrechnen lassen, er operiere mit gefälschten Zahlen.

Danach sprach Uhlenberg kleinlaut von "datentechnischen Problemen", die Opposition dagegen vom "Skandal Uhlenberg". Der Minister lasse "Datenfriedhöfe" produzieren, so die SPD-Abgeordnete Svenja Schulze. Außerdem ignoriere er andere Verursacher, warnten die Grünen.

Unterstützung bekommt Uhlenberg dagegen vom Umweltverband BUND. "Bundesweit vorbildlich" sei der Plan des Ministers, Kläranlagen einen Grenzwert von 0,3 Mikrogramm pro Liter vorzuschreiben, sagt dessen Landesvorsitzender Paul Kröfges. Der Druck auf Uhlenberg "sei Resultat einer allzu großen Rücksichtnahme gegenüber der Industrie". Im Landtag verteidigte sich Uhlenberg gestern - und verwies auf seine grüne Vorgängerin Bärbel Höhn. Der PFT-haltige Dünger sei in deren Amtszeit ausgebracht worden.

Ungeschickt agiert Uhlenbergs Ministerium auch bei einer erst am Dienstag bekannt gewordenen Verschmutzung des Rheins durch Dichlorbenzol. Am 24. März hatte vermutlich ein Tankschiff Tonnen des Lösungsmittels illegal entsorgt. Zwar lösten die NRW-Umweltbehörden internationalen Rheinalarm aus und warnten Wasserwerke vor der Verwendung des Rheinwassers - die Öffentlichkeit aber wurde nicht informiert.

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