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Verfassungsgericht verhandelt Rauchverbot"Kein Ersatz fürs Thekengespräch"

Drei Gastronomen gehen gegen das Rauchverbot ihrer Bundesländer vor: Das Recht auf Freiheit der Berufsausübung werde beschnitten. Das Urteil ist bundesweit richtungsweisend.

Rauchen - oder nicht rauchen? Bild: ap

KARLSRUHE taz Die Kläger im Streit über das Rauchverbot sparten nicht mit Emotionen. "Ich kann im Moment nur überleben, weil mir mein Vermieter seit fünf Monaten die Pacht gestundet hat", sagte Uli Neu gestern im Bundesverfassungsgericht. Seit 23 Jahren betreibt der Tübinger die Altstadtkneipe "Pfauen". Jetzt klagt er. Mit Tränen in den Augen warnte die Berliner Wirtin Sylvia Thimm Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke): "Sie machen unsere einmalige Berliner Kneipenkultur kaputt."

Die Karlsruher Richter des Ersten Senats müssen entscheiden, ob es beim Rauchverbot künftig Ausnahmen für Einraumkneipen gibt. Während Gaststätten mit mehreren Räumen ein Nebenzimmer für Raucher einrichten können, ist dies bei sogenannten Eckkneipen nicht möglich. Hier gilt deshalb ein absolutes Rauchverbot. Diese Rechtslage besteht in 14 der 16 Bundesländer. In Baden-Württemberg wurde das Rauchverbot schon im August 2007 eingeführt, in Berlin werden ab Juli Bußgelder erhoben.

Kläger Uli Neu hat seit Einführung des Rauchverbots nach eigenen Angaben 30-40 Prozent weniger Umsatz. "Das ist existenzbedrohend". Sein Anwalt Christoph Moench sieht darin eine Verletzung des Grundrechts auf freie Berufsausübung. Der Gesundheitsschutz als Gesetzesauftrag finde seine Grenzen, wenn die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gewahrt würde, begründet die Verteidigung.

Die Stuttgarter Sozialministerin Monika Stolz (CDU) warnte dagegen: "In anderen Staaten, etwa in Irland, hat es zum Start des Rauchverbots auch Umsatzeinbußen gegeben. Heute geht es den Pubs prächtig." Stolz hob die 3.300 Todesfälle hervor, die es pro Jahr als Folge des Passivrauchens gebe. "Jeder Gaststättenbesucher sollte sich darauf verlassen können, in jeder Gaststätte einen rauchfreien Raum vorzufinden." Anwalt Moench sagt dagegen: "Es genügt, wenn die Nichtraucher in drei Viertel aller Gaststätten einen rauchfreien Raum finden, weil es dort mehrere Räume gibt." Länderanwalt Hans-Jörg Birk konterte: "Ein Nichtraucher will auch mal in eine Eckkneipe gehen." Er verwies auf das spanische Beispiel, wo die Wirte kleiner Lokale selbst entscheiden können, ob sie die Wirtschaft rauchfrei halten oder nicht, "dort sind jetzt 90 Prozent aller Kneipen unter 100 Quadratmeter Raucherkneipen". Der Stuttgarter CDU-Landtagsabgeordnete Winfried Mack ergänzte: "Auf dem Land gibt es oft ja nur eine Gaststätte, wenn die dann verraucht ist, haben Nichtraucher nicht mal Wahlfreiheit."

Umgekehrt befürchtet der Berliner Anwalt Heinrich Wolff eine Abwanderung der Kneipengäste. Kläger Uli Neu sagt: "Meine Stammgäste kommen weiterhin, aber sie trinken nur noch ein Bier statt drei oder vier." Wenn ständig jemand zum Rauchen auf die Straße müsse, kämen Gespräche eben nicht so richtig in Gang. Auch Ingrid Hartges vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sagte: "Ein Nebenraum ist kein wirklicher Ersatz für ein Thekengespräch."

Die Richter werden ihre Entscheidung noch im Juli treffen. Ihren Fragen zielten allerdings meist auf eine Stärkung des Nichtraucherschutzes und nicht auf mehr Ausnahmen für Wirte. Nach Angaben der Dehoga gibt es in Deutschland 250.000 Gaststätten und Hotels, davon rund 68.000 mit nur einem Raum. Zwei Drittel von ihnen seien in ihrer Existenz bedroht.

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6 Kommentare

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  • MA
    Martin aus Karlsruhe

    Hoffe und gehe noch optimistisch davon aus, dass das BVerfG dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit endlich zu einer angemessenen Geltung im Alltag verhilft. Das heißt natürlich für mich ein Rauchverbot in der Gastronomie OHNE Ausnahmen, wie es einige Länder "sorgsam" und vorbildlich praktizieren - mit Rücksicht auf gesundheitsbewusste und -empfindliche Leut (insbes. Schwangere, Kinder, Ältere).Auch die in der Gastronomie Beschäftigten haben - ob Raucher oder Nichtraucher ein Recht auf diesen Schutz vor dem sehr schädlichen Innenraumgift. Gerade Einraumkneipen haben höchste toxische Werte, ebenso Discotheken. Die Beschäftigten in den "Raucherkliniken" wissen vom täglich grausamen Sterben der Betroffenen, ob Passiv- oder Aktivraucher. Die meisten Raucher interessieren sich leider nicht für dieses Thema, das sie doch generell sensibler gegenüber ihren Mitlebewesen Mensch und Tier machen könnte. Leider sind Rücksicht und Einsicht meist die Ausnahme. Oft etwas selbstgefälliger Hedonismus oder einfach ein gewissener "Drogenstumpfsinn" - Schade!

    Und leider fördert die derzeit überwiegende Wirtshaus- und Gastronomiekultur dieses Verhalten.

    Ich wünsche mir eine kreative und lebendige Gastronomiekultur mit freier Luft zum Atmen. Bitte gebt uns (auch) Genußmenschen wieder diesen schönen Sauerstoff zum Lachen, Lieben, Träumen und allen anderen schönen "freien" Dingen!

    Danke!

  • T
    TheBastian

    Die Argumente der Gegner eines Nichtrauchergesetzes sind meiner Meinung nach nicht haltbar und vollkommen abgegriffen.

    Einige Beispiele:

    1. der Wirt soll künftig selber entscheiden dürfen ob er eine Raucherkneipe möchte oder nicht

    --- Wo ist da bitte schön die Neuerung? Das konnte der Wirt doch schon immer und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine freiwillige Nichtraucherkneipe gesehen. Ein fadenscheinigeres Scheinargument kann man sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen.

     

    2. die Umsatzeinbußen machen die Eckkneipen kaputt.

     

    --- Zugegeben stehen die Eckkneipen für eine andere Gastronomiekultur als andere Einrichtungen. Trotzdem: Wenn es ein absolutes, strenges Rauchverbot geben würde, gäbe es auch keine Abwanderungen mehr und somit auch keine Wettbewerbsverzerrung. Also: einfaches klares Gesetz, keine Ungerechtigkeit, weniger Bürokratie.

    In Irland - der HEIMAT des Irish Pub, d.h. einer originären Kneipenkultur - hat sich der Umsatz nach einem kurzen Rückgang wieder erholt und stabilisiert. Alles halb so wild.

     

    3. die Raucher werden gegängelt, bevormundet, kriminalisiert und sind Opfer einer Intoleranzwelle

     

    --- Oooooh, die aaaarmen Raucher :-( Also, wenn ich mir meine persönliche Vita anschaue, auch damals als Schüler, frage ich mich wirklich wer denn immer den anderen gegängelt hat, Gruppendruck ausgeübt hat, die anderen "uncoolen" Nichtraucher systematisch ausgegrenzt hat. Zwar hat sich das mit zunehmenden Alter etwas gebessert - man muss ja irgendwann nicht mehr cool sein - aber dennoch gibt es da immer wieder den versteckten Vorwurf, dass jemand, der sich etwas Gedanken um seine Gesundheit macht, nunmal kein wirklicher Genießer sei und ein Spießer: In meinen Augen eine Unverschämtheit wenn andere einem mit ihrem unausgesprochenen Imperativ indirekt vorschreiben was den nun Genuß ist und was nicht - Genuss ist nicht objektiv messbar.

    Der Gipfel der Geschmacklosigkeit liegt freilich darin, wenn die Bemühungen des Nichtraucherschutzes mit faschistoiden Tendenzen verglichen werden (wie so oft in D´land üblich, kommt man in jeder Diskussion leider irgendwann auf die NS-Zeit) - die Opfer des deutschen Faschismus lassen ob solcher geschmacklosen Instrumentalisierungen verbittert grüßen.

    Des Weiteren mache ich immer noch die Erfahrung, dass viele Raucher in ihrer egozentrischen Art überhaupt nicht auf den Gedanken kommen mal zu fragen ob es stört zu Rauchen oder nicht - und wenn sie fragen ist das meistens eh eine leere Worthülse, die ziemlich gleichzeitig mit der Bedienung des Feuerzeugs einhergeht.

    Im Übrigen geht es bei dem Rauchverbot auch gar nicht um Gängelung (ebenso wie es beim Ampelsystem bei Lebensmitteln um Information/um Transparenz geht, nicht um ein Verbot) sondern einzig und alleine um die Gesundheit des Nichtrauchers und damit um die Umsetzung des kategorischen Imperativs (da sieht man auch mal wieder, dass die FDP, die in ihrem Selbstverständnis die Partei der Aufklärung ist, ihre eigene Ideologie anscheinend selber nicht begriffen hat und statt dessen mal wieder nur schmierige Lobbyarbeit macht) Mal ganz ehrlich: Mir wäre es scheißegal, wenn ich nicht selber davon betroffen wäre. Der entscheidene Unterschied ist, dass jemand, der ein Bier trinkt, mich nunmal nicht zum Mitkonsum zwingt. Anders aber beim Rauchen. Im Übrigen könnten die Raucher ja auch Schnupftabak benutzen oder Kautabak um ihren Hunger nach Nikotin zu stillen. Aber da sind wir wieder bei der Coolness und der Bequemlichkeit des Rauchers: Es kann aber doch nicht ernsthaft sein, dass Bequemlichkeit mit Gesundheit aufgewogen wird. Wo frage ich mich ist denn da die viel zitierte Verhältnismäßigkeit?

     

     

    4. Die Freiheit des Einzelnen wird eingeschränkt

     

    --- Wo ist denn meine Freiheit in eine Kneipe gehen zu können und somit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen?

     

    5. Die Angestellten von Gaststätten müssen da ja nicht arbeiten.

     

    --- Es ist schon unglaublich, wenn ich sehe wie einige Ökos und Linke in meinem Freundeskreis, die ich auch sehr schätze, sich über das Rauchverbot aufregen aber sofort in pavlowscher Manier demonstrieren wollen wenn ein Unternehmen wie Bayer oder BASF gewisse Schutzmaßnahmen für seine Mitarbeiter nicht einhält. Expemplarischer könnte Doppelmoral nicht sein und läßt in diesem Falle tief in die Motivation einiger Beteiligten blicken: Umweltschutz ja, aber nur wenn ich Anklagen kann und mein Engagement mit dem Ausleben meines Vaterkomplexes bzw. Authoritätsproblem verknüpfen kann. Aber wehe ich bin mal selber in der Verantwortung und muss mal von meinen Privilegien abrücken. Es ist halt immer einfacher denen da oben den Stinkefinger zu zeigen, als sich mal selber zu hinterfragen. Am besten ist natürlich wenn man beides tut: "Die da oben" hinterfragt und sich selber.

     

    Sollte das BVG den Nichtraucherschutz kassieren oder bis zur Wirkungslosigkeit aufweichen, hoffe ich noch auf die EU.

     

    Zu guter Letzt: Ich habe 2004/2005 für ein Jahr in Peru gelebt: Überall Nichtraucherschutz, keiner hat sich beschwert und Deutschland scheint in dieser Beziehung immer noch Entwicklungsland zu sein.

  • MA
    Martin aus Karlsruhe

    Hoffe und gehe noch optimistisch davon aus, dass das BVerfG dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit endlich zu einer angemessenen Geltung im Alltag verhilft. Das heißt natürlich für mich ein Rauchverbot in der Gastronomie OHNE Ausnahmen, wie es einige Länder "sorgsam" und vorbildlich praktizieren - mit Rücksicht auf gesundheitsbewusste und -empfindliche Leut (insbes. Schwangere, Kinder, Ältere).Auch die in der Gastronomie Beschäftigten haben - ob Raucher oder Nichtraucher ein Recht auf diesen Schutz vor dem sehr schädlichen Innenraumgift. Gerade Einraumkneipen haben höchste toxische Werte, ebenso Discotheken. Die Beschäftigten in den "Raucherkliniken" wissen vom täglich grausamen Sterben der Betroffenen, ob Passiv- oder Aktivraucher. Die meisten Raucher interessieren sich leider nicht für dieses Thema, das sie doch generell sensibler gegenüber ihren Mitlebewesen Mensch und Tier machen könnte. Leider sind Rücksicht und Einsicht meist die Ausnahme. Oft etwas selbstgefälliger Hedonismus oder einfach ein gewissener "Drogenstumpfsinn" - Schade!

    Und leider fördert die derzeit überwiegende Wirtshaus- und Gastronomiekultur dieses Verhalten.

    Ich wünsche mir eine kreative und lebendige Gastronomiekultur mit freier Luft zum Atmen. Bitte gebt uns (auch) Genußmenschen wieder diesen schönen Sauerstoff zum Lachen, Lieben, Träumen und allen anderen schönen "freien" Dingen!

    Danke!

  • T
    TheBastian

    Die Argumente der Gegner eines Nichtrauchergesetzes sind meiner Meinung nach nicht haltbar und vollkommen abgegriffen.

    Einige Beispiele:

    1. der Wirt soll künftig selber entscheiden dürfen ob er eine Raucherkneipe möchte oder nicht

    --- Wo ist da bitte schön die Neuerung? Das konnte der Wirt doch schon immer und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine freiwillige Nichtraucherkneipe gesehen. Ein fadenscheinigeres Scheinargument kann man sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen.

     

    2. die Umsatzeinbußen machen die Eckkneipen kaputt.

     

    --- Zugegeben stehen die Eckkneipen für eine andere Gastronomiekultur als andere Einrichtungen. Trotzdem: Wenn es ein absolutes, strenges Rauchverbot geben würde, gäbe es auch keine Abwanderungen mehr und somit auch keine Wettbewerbsverzerrung. Also: einfaches klares Gesetz, keine Ungerechtigkeit, weniger Bürokratie.

    In Irland - der HEIMAT des Irish Pub, d.h. einer originären Kneipenkultur - hat sich der Umsatz nach einem kurzen Rückgang wieder erholt und stabilisiert. Alles halb so wild.

     

    3. die Raucher werden gegängelt, bevormundet, kriminalisiert und sind Opfer einer Intoleranzwelle

     

    --- Oooooh, die aaaarmen Raucher :-( Also, wenn ich mir meine persönliche Vita anschaue, auch damals als Schüler, frage ich mich wirklich wer denn immer den anderen gegängelt hat, Gruppendruck ausgeübt hat, die anderen "uncoolen" Nichtraucher systematisch ausgegrenzt hat. Zwar hat sich das mit zunehmenden Alter etwas gebessert - man muss ja irgendwann nicht mehr cool sein - aber dennoch gibt es da immer wieder den versteckten Vorwurf, dass jemand, der sich etwas Gedanken um seine Gesundheit macht, nunmal kein wirklicher Genießer sei und ein Spießer: In meinen Augen eine Unverschämtheit wenn andere einem mit ihrem unausgesprochenen Imperativ indirekt vorschreiben was den nun Genuß ist und was nicht - Genuss ist nicht objektiv messbar.

    Der Gipfel der Geschmacklosigkeit liegt freilich darin, wenn die Bemühungen des Nichtraucherschutzes mit faschistoiden Tendenzen verglichen werden (wie so oft in D´land üblich, kommt man in jeder Diskussion leider irgendwann auf die NS-Zeit) - die Opfer des deutschen Faschismus lassen ob solcher geschmacklosen Instrumentalisierungen verbittert grüßen.

    Des Weiteren mache ich immer noch die Erfahrung, dass viele Raucher in ihrer egozentrischen Art überhaupt nicht auf den Gedanken kommen mal zu fragen ob es stört zu Rauchen oder nicht - und wenn sie fragen ist das meistens eh eine leere Worthülse, die ziemlich gleichzeitig mit der Bedienung des Feuerzeugs einhergeht.

    Im Übrigen geht es bei dem Rauchverbot auch gar nicht um Gängelung (ebenso wie es beim Ampelsystem bei Lebensmitteln um Information/um Transparenz geht, nicht um ein Verbot) sondern einzig und alleine um die Gesundheit des Nichtrauchers und damit um die Umsetzung des kategorischen Imperativs (da sieht man auch mal wieder, dass die FDP, die in ihrem Selbstverständnis die Partei der Aufklärung ist, ihre eigene Ideologie anscheinend selber nicht begriffen hat und statt dessen mal wieder nur schmierige Lobbyarbeit macht) Mal ganz ehrlich: Mir wäre es scheißegal, wenn ich nicht selber davon betroffen wäre. Der entscheidene Unterschied ist, dass jemand, der ein Bier trinkt, mich nunmal nicht zum Mitkonsum zwingt. Anders aber beim Rauchen. Im Übrigen könnten die Raucher ja auch Schnupftabak benutzen oder Kautabak um ihren Hunger nach Nikotin zu stillen. Aber da sind wir wieder bei der Coolness und der Bequemlichkeit des Rauchers: Es kann aber doch nicht ernsthaft sein, dass Bequemlichkeit mit Gesundheit aufgewogen wird. Wo frage ich mich ist denn da die viel zitierte Verhältnismäßigkeit?

     

     

    4. Die Freiheit des Einzelnen wird eingeschränkt

     

    --- Wo ist denn meine Freiheit in eine Kneipe gehen zu können und somit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen?

     

    5. Die Angestellten von Gaststätten müssen da ja nicht arbeiten.

     

    --- Es ist schon unglaublich, wenn ich sehe wie einige Ökos und Linke in meinem Freundeskreis, die ich auch sehr schätze, sich über das Rauchverbot aufregen aber sofort in pavlowscher Manier demonstrieren wollen wenn ein Unternehmen wie Bayer oder BASF gewisse Schutzmaßnahmen für seine Mitarbeiter nicht einhält. Expemplarischer könnte Doppelmoral nicht sein und läßt in diesem Falle tief in die Motivation einiger Beteiligten blicken: Umweltschutz ja, aber nur wenn ich Anklagen kann und mein Engagement mit dem Ausleben meines Vaterkomplexes bzw. Authoritätsproblem verknüpfen kann. Aber wehe ich bin mal selber in der Verantwortung und muss mal von meinen Privilegien abrücken. Es ist halt immer einfacher denen da oben den Stinkefinger zu zeigen, als sich mal selber zu hinterfragen. Am besten ist natürlich wenn man beides tut: "Die da oben" hinterfragt und sich selber.

     

    Sollte das BVG den Nichtraucherschutz kassieren oder bis zur Wirkungslosigkeit aufweichen, hoffe ich noch auf die EU.

     

    Zu guter Letzt: Ich habe 2004/2005 für ein Jahr in Peru gelebt: Überall Nichtraucherschutz, keiner hat sich beschwert und Deutschland scheint in dieser Beziehung immer noch Entwicklungsland zu sein.

  • MA
    Martin aus Karlsruhe

    Hoffe und gehe noch optimistisch davon aus, dass das BVerfG dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit endlich zu einer angemessenen Geltung im Alltag verhilft. Das heißt natürlich für mich ein Rauchverbot in der Gastronomie OHNE Ausnahmen, wie es einige Länder "sorgsam" und vorbildlich praktizieren - mit Rücksicht auf gesundheitsbewusste und -empfindliche Leut (insbes. Schwangere, Kinder, Ältere).Auch die in der Gastronomie Beschäftigten haben - ob Raucher oder Nichtraucher ein Recht auf diesen Schutz vor dem sehr schädlichen Innenraumgift. Gerade Einraumkneipen haben höchste toxische Werte, ebenso Discotheken. Die Beschäftigten in den "Raucherkliniken" wissen vom täglich grausamen Sterben der Betroffenen, ob Passiv- oder Aktivraucher. Die meisten Raucher interessieren sich leider nicht für dieses Thema, das sie doch generell sensibler gegenüber ihren Mitlebewesen Mensch und Tier machen könnte. Leider sind Rücksicht und Einsicht meist die Ausnahme. Oft etwas selbstgefälliger Hedonismus oder einfach ein gewissener "Drogenstumpfsinn" - Schade!

    Und leider fördert die derzeit überwiegende Wirtshaus- und Gastronomiekultur dieses Verhalten.

    Ich wünsche mir eine kreative und lebendige Gastronomiekultur mit freier Luft zum Atmen. Bitte gebt uns (auch) Genußmenschen wieder diesen schönen Sauerstoff zum Lachen, Lieben, Träumen und allen anderen schönen "freien" Dingen!

    Danke!

  • T
    TheBastian

    Die Argumente der Gegner eines Nichtrauchergesetzes sind meiner Meinung nach nicht haltbar und vollkommen abgegriffen.

    Einige Beispiele:

    1. der Wirt soll künftig selber entscheiden dürfen ob er eine Raucherkneipe möchte oder nicht

    --- Wo ist da bitte schön die Neuerung? Das konnte der Wirt doch schon immer und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine freiwillige Nichtraucherkneipe gesehen. Ein fadenscheinigeres Scheinargument kann man sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen.

     

    2. die Umsatzeinbußen machen die Eckkneipen kaputt.

     

    --- Zugegeben stehen die Eckkneipen für eine andere Gastronomiekultur als andere Einrichtungen. Trotzdem: Wenn es ein absolutes, strenges Rauchverbot geben würde, gäbe es auch keine Abwanderungen mehr und somit auch keine Wettbewerbsverzerrung. Also: einfaches klares Gesetz, keine Ungerechtigkeit, weniger Bürokratie.

    In Irland - der HEIMAT des Irish Pub, d.h. einer originären Kneipenkultur - hat sich der Umsatz nach einem kurzen Rückgang wieder erholt und stabilisiert. Alles halb so wild.

     

    3. die Raucher werden gegängelt, bevormundet, kriminalisiert und sind Opfer einer Intoleranzwelle

     

    --- Oooooh, die aaaarmen Raucher :-( Also, wenn ich mir meine persönliche Vita anschaue, auch damals als Schüler, frage ich mich wirklich wer denn immer den anderen gegängelt hat, Gruppendruck ausgeübt hat, die anderen "uncoolen" Nichtraucher systematisch ausgegrenzt hat. Zwar hat sich das mit zunehmenden Alter etwas gebessert - man muss ja irgendwann nicht mehr cool sein - aber dennoch gibt es da immer wieder den versteckten Vorwurf, dass jemand, der sich etwas Gedanken um seine Gesundheit macht, nunmal kein wirklicher Genießer sei und ein Spießer: In meinen Augen eine Unverschämtheit wenn andere einem mit ihrem unausgesprochenen Imperativ indirekt vorschreiben was den nun Genuß ist und was nicht - Genuss ist nicht objektiv messbar.

    Der Gipfel der Geschmacklosigkeit liegt freilich darin, wenn die Bemühungen des Nichtraucherschutzes mit faschistoiden Tendenzen verglichen werden (wie so oft in D´land üblich, kommt man in jeder Diskussion leider irgendwann auf die NS-Zeit) - die Opfer des deutschen Faschismus lassen ob solcher geschmacklosen Instrumentalisierungen verbittert grüßen.

    Des Weiteren mache ich immer noch die Erfahrung, dass viele Raucher in ihrer egozentrischen Art überhaupt nicht auf den Gedanken kommen mal zu fragen ob es stört zu Rauchen oder nicht - und wenn sie fragen ist das meistens eh eine leere Worthülse, die ziemlich gleichzeitig mit der Bedienung des Feuerzeugs einhergeht.

    Im Übrigen geht es bei dem Rauchverbot auch gar nicht um Gängelung (ebenso wie es beim Ampelsystem bei Lebensmitteln um Information/um Transparenz geht, nicht um ein Verbot) sondern einzig und alleine um die Gesundheit des Nichtrauchers und damit um die Umsetzung des kategorischen Imperativs (da sieht man auch mal wieder, dass die FDP, die in ihrem Selbstverständnis die Partei der Aufklärung ist, ihre eigene Ideologie anscheinend selber nicht begriffen hat und statt dessen mal wieder nur schmierige Lobbyarbeit macht) Mal ganz ehrlich: Mir wäre es scheißegal, wenn ich nicht selber davon betroffen wäre. Der entscheidene Unterschied ist, dass jemand, der ein Bier trinkt, mich nunmal nicht zum Mitkonsum zwingt. Anders aber beim Rauchen. Im Übrigen könnten die Raucher ja auch Schnupftabak benutzen oder Kautabak um ihren Hunger nach Nikotin zu stillen. Aber da sind wir wieder bei der Coolness und der Bequemlichkeit des Rauchers: Es kann aber doch nicht ernsthaft sein, dass Bequemlichkeit mit Gesundheit aufgewogen wird. Wo frage ich mich ist denn da die viel zitierte Verhältnismäßigkeit?

     

     

    4. Die Freiheit des Einzelnen wird eingeschränkt

     

    --- Wo ist denn meine Freiheit in eine Kneipe gehen zu können und somit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen?

     

    5. Die Angestellten von Gaststätten müssen da ja nicht arbeiten.

     

    --- Es ist schon unglaublich, wenn ich sehe wie einige Ökos und Linke in meinem Freundeskreis, die ich auch sehr schätze, sich über das Rauchverbot aufregen aber sofort in pavlowscher Manier demonstrieren wollen wenn ein Unternehmen wie Bayer oder BASF gewisse Schutzmaßnahmen für seine Mitarbeiter nicht einhält. Expemplarischer könnte Doppelmoral nicht sein und läßt in diesem Falle tief in die Motivation einiger Beteiligten blicken: Umweltschutz ja, aber nur wenn ich Anklagen kann und mein Engagement mit dem Ausleben meines Vaterkomplexes bzw. Authoritätsproblem verknüpfen kann. Aber wehe ich bin mal selber in der Verantwortung und muss mal von meinen Privilegien abrücken. Es ist halt immer einfacher denen da oben den Stinkefinger zu zeigen, als sich mal selber zu hinterfragen. Am besten ist natürlich wenn man beides tut: "Die da oben" hinterfragt und sich selber.

     

    Sollte das BVG den Nichtraucherschutz kassieren oder bis zur Wirkungslosigkeit aufweichen, hoffe ich noch auf die EU.

     

    Zu guter Letzt: Ich habe 2004/2005 für ein Jahr in Peru gelebt: Überall Nichtraucherschutz, keiner hat sich beschwert und Deutschland scheint in dieser Beziehung immer noch Entwicklungsland zu sein.