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Kolumne Die Lage am LagoLöw wird ganz

Joachim Löw liest am liebsten Bücher von Paulo Coelho. Das erklärt doch einiges.

TENERO taz Endlich sind wir durch. Unser Bundestrainer, das sagt er immer wieder, liest gerne, und besonders gerne liest er Bücher von Paulo Coelho. Das haben wir jetzt auch gemacht. "Die Hexe von Protobello". Wir sind uns einig: Das war kein Spaß. Doch nun glauben wir zu wissen, dass Joachim Löw einer ist, der glaubt, dass sich etwas Besonderes ganz tief drin in ihm befindet, das er irgendwie, irgendwann und irgendwo zum Vorschein bringen kann, ohne zu wissen, worum es sich dabei genau handelt.

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ANDREAS RÜTTENAUER ist Sportredakteur der taz und belagert mit vielen Kollegen der Zunft das deutsche Trainingslager.

Lange scheint er geglaubt zu haben, dass das Besondere in ihm mit der Zahlenfolge vier, vier, zwei zusammenhängt. Vorbei. Wir fragen uns: Hatte er ein Schlüsselerlebnis im von der Schwüle schwer gewordenen Ascona? So wie es die Protagonistin in Coelhos Roman hatte. Die ging in die Wüste, um sich zu finden, und berichtet darüber: "Ich habe in Dubai Kalligraphie gelernt. Außerdem tanze ich, wenn immer es geht. So, wie es nur Musik gibt, weil es Pausen gibt, existieren Sätze nur, weil es leere Stellen zwischen den Wörtern gibt. Solange ich etwas tue, fühle ich mich ganz." Wir finden, dass dies ein Satz ist, der Menschen bewegen kann, auch wenn er uns nicht sonderlich bewegt hat.

Wir denken an Joachim Löw. Vielleicht wird dereinst in seiner Autobiografie stehen: "Ich habe in Ascona gelernt, mich sicher zwischen aufgeklappten Liegestühlen zu bewegen. Außerdem rauche ich, wenn immer es geht. So, wie es wahren Tabakgenuss nur gibt, weil es Pausen zwischen jedem Zug aus der Zigarette gibt, ist Offensivfußball nur dann vollendet, wenn es leere Stellen auf dem Feld gibt. Solange ich diese leeren Stellen finde, fühle ich mich ganz." Wir glauben nun, den Bundestrainer besser verstehen zu können.

Die Protagonistin in Coelhos Roman bringt eine Bankniederlassung auf Vordermann. Die Umsätze steigen. Der Manager erklärt die Erfolge: "Wir alle haben eine unbekannte Fähigkeit, die auch für immer unerkannt bleiben wird: Dennoch kann sie unsere Verbündete sein. (…). In meiner Filiale wurde diese Fähigkeit durch einen Tanz aktiviert." Wir denken an die Trainingseinheiten, die wir gesehen haben, und sind uns nach dem Halbfinale sicher, dass es keine allzu gute Idee ist, Paulo Coelho auf den Fußball anzuwenden.

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