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StadtplanungDas ZK der Medienbranche

Das geschichtsträchtige Gebäude Torstraße 1 wird renoviert. Ende 2009 will ein exklusiver Club einziehen. vorher residierte dort das Zentralkomitee der SED.

Ob ihm der neue Club auch gefallen hätte? Der DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker 1989. Bild: AP

Das weitläufige Eckgebäude an der mondänen Adresse Torstraße 1 in Berlin-Mitte ist mit einem Schleier verhängt. Dahinter wird die geschichtsträchtige Immobilie zu neuem Leben erweckt - nach zwölf Jahren Leere, Stagnation und Nutzlosigkeit.

Das 1928 im Stil der neuen Sachlichkeit gebaute Haus ist ein Zeuge des historischen Wandels. Zunächst war hier das "Kreditkaufhaus Jonass". Die damalige Adresse lautete Lothringer Straße 1. Im Zuge der Arisierung wurde es den jüdischen Eigentümern weggenommen und später an die NSDAP verkauft, die es als Verwaltungsgebäude nutze. Nach dem Krieg residierte hier zunächst das Zentralkomitee der SED, die Straße wurde 1951 nach dem ersten DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck benannt. Bis 1995 verblieb das Archiv der SED in dem Haus. Seit 1994 hat es seine heutige Adresse an der Torstraße. Doch genutzt wurde der Bau nicht mehr.

In anderthalb Jahren aber soll der Bau wieder glänzen. Ein exklusiver Club soll Hauptmieter werden. Der unterhält unter dem Label "Soho House" bereits Filialen in Metropolen wie London und New York. Schmelztiegel für die Medienbranche, szeniger Ort des "get-togethers" sowie Sport-, Arbeits- und Schlafstätte für einen erlesenen Teil der Gesellschaft, das bieten diese Häuser. In der Berliner Dependance soll es außerdem einen Pool auf der Dachterrasse, ein Kino sowie eine Wellness-Oase geben.

Die Anwohner beobachten den Wandel mit gemischten Gefühlen. Im Hinterhof nebenan sitzen zwei ältere Damen auf einer Bank. "Ein Kaufhaus hätten wir uns gewünscht, aber uns fragt ja keiner", sagt eine. Ihr Kommentar zum Projekt lautet kurz und knapp: "Schickimicki!"

Eine andere Anwohnerin freut sich besonders auf die renovierte Optik, denn der Anblick des einsetzenden Verfalls treibt ihr Falten in die Stirn. "Als ich die Konzeption gelesen hatte, fand ich es schon schade, dass nun die gehobene Gesellschaft hier einzieht. Ich wär gern mal reingegangen, hätte eine Begehung mitgemacht." Eine öffentliche Nutzung wäre der Lehrerin lieber gewesen, die erst seit anderthalb Jahren direkt neben dem elitären Bau wohnt. Der historische Charakter werde von der kommerziellen Nutzung überdeckt, meint die Lehrerin. Falls es diese Nutzung auf Dauer überhaupt gebe. Denn sie ist skeptisch, ob das Konzept "Soho House Berlin" an dieser Stelle überhaupt funktionieren wird.

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