Stadtentwicklung: Mitten ins Herz der Bezirke
Der Senat will fünf Einkaufsstraßen aufpeppen. In den nächsten Jahren stehen dafür 9 Millionen Euro bereit. Turm-, Karl-Marx- und Müllerstraße sowie die Marzahner Promenade und City West sollen attraktiver werden.
Die Moabiter Turmstraße ist nicht unbedingt ein Ort, an dem die Berliner gern flanieren. Die Grünflächen sind verwahrlost und flößen eher Angst ein, als dass sie zum Sitzen einladen. Die Verkehrsbelastung ist hoch, und die an und für sich nette Markthalle verkommt im Verborgenen. Dieses Image soll sich in absehbarer Zeit ändern: Die Turmstraße ist eines der fünf Stadtzentren, die der Senat mit Fördergeldern in Millionenhöhe aufwerten will.
"Es geht nicht um Einzelinitiativen, sondern um ein Entwicklungskonzept, bei dem vielfältige und aussichtsreiche Ansätze greifen", sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) bei der Vorstellung der Siegerentwürfe am Montag. Neben der Turmstraße hatten sich die City West, die Müllerstraße im Wedding, die Neuköllner Karl-Marx-Straße und die Marzahner Promenade unter den 17 eingereichten Konzepten durchgesetzt. Die Senatsverwaltung und der Bund stellen für das Programm "Aktive Stadtzentren" in den nächsten Jahren insgesamt 9 Millionen Euro zur Verfügung. Damit werden etwa die Nutzung bisher leerer Gebäude und Brachflächen, Stadtmarketing und Bürgerbeteiligung gefördert.
Entscheidend für die Auswahl waren die Tragfähigkeit der einzelnen Konzepte und die Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Akteuren. In manchen Gegenden, etwa der Steglitzer Schlossstraße, funktionieren die Initiativen nach Ansicht der Jury schon so gut, dass keine öffentlichen Fördergelder notwendig sind. "Unsere Hauptkriterien waren, die vorhandenen Stärken zu stärken, Leerständen entgegenzuwirken und neue Partnerschaften herzustellen", sagte Juryvorsitzende Elke Pahl-Weber, Stadtplanerin an der Technischen Universität.
Am Konzept für die Turmstraße überzeugte sie vor allem die Idee, die "grüne Lunge" zum verknüpfenden Element zwischen den höherwertigen Wohnsiedlungen im Süden und der Einkaufsstraße im Norden zu machen. Dort sollen Spielplätze, Cafés und Angebote für Senioren entstehen, der Stadtplatz am U-Bahnhof-Turmstraße soll neu angelegt werden. Auch der Plan, die Arminius-Markthalle als Basar wiederzubeleben und damit die verschiedenen Ethnien im Viertel positiv darzustellen, fand bei den Stadtexperten Anklang.
Die City West steht im Vergleich zu den anderen Fördergebieten am besten dar - hat aber auch wirklich schlüssige Programme, um dem drohenden Verlust von Funktion entgegenzuwirken und ihre internationale Anziehungskraft zu bewahren. Der Bezirk will etwa verstärkt Feste und Kunstprojekte nutzen, um den Boulevard gemeinsam mit privaten Akteuren neu zu gestalten.
Manche Entwürfe fielen durch, weil die Ideen nicht ausgereift waren. Pahl-Weber nannte als Beispiel das Verkehrskonzept für die Schönhauser Allee und die Altstadt Spandau. Bei vereinzelten Stadtzentren sah die Jury nur wenig Perspektiven und riet der Senatsverwaltung dringend zu einem Dialog mit den Verantwortlichen vor Ort. Die Frankfurter Allee ist so ein Fall.
Wie viel aus dem Fördertopf jedes der siegreichen Konzepte erhält, ist noch nicht entschieden. Die ersten Planungen für Turmstraße und Marzahner Promenade sollen noch in diesem Jahr beginnen.
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