piwik no script img

REM-Konzert in BerlinMichael Stipe in falschen Schuhen

Auch der heilige Michael hat ganz normale Füße - eine grundstürzende Erkenntnis beim REM-Konzert. Statt der Welt sollte die Band aber lieber ihre Performance retten.

Michael Stipe, einen Tag zuvor in Dresden - mit Designernanzug. Bild: reuters

Von einem feucht-unfröhlichen Abend im Grünen ist zu berichten - dabei ist eine Fahrt in die Berliner Waldbühne sonst immer ein Erlebnis. Aber bei andauerndem Nieselregen wirkt auch das weiße Zeltdach vor dem Waldpanorama leicht trostlos.

Beim ersten Stück der Vorband - die britische Indie-Rockband Editors - hörte der Regen rücksichtsvollerweise auf, und man saß zwischen bunten Regenjacken und erstaunlich leidenschaftslosen Menschen verschiedener Altersklassen. Emotionen wie Aufregung oder Vorfreude kamen nur am Bierstand auf. Editors verloren sich auf der großen Bühne, die Band war zu leise, der Gesang zu laut und elegisch, und bald mussten sie auch dem Umbau weichen.

Dann REM. Michael Stipe, der Sänger und wie immer zentrale Blickpunkt, lief ein, wie gewohnt im Designeranzug mit Krawatte; aber um diesen Aufzug ironisch zu brechen, trug er ein betttuchgroßes geringeltes Tuch um den Hals, das dann jedoch zur Brechung der Brechung schnell wieder abgelegt wurde. Vom ersten Ton an war er auf 180. Zornig! Unter Spannung! Explosiv! Gewissenhaft malträtierte er den Mikroständer und zeigte sämtliche Facetten seiner bisherigen Körperarbeit: die ungelenke Marionette, der staksende Roboter, der tänzelnde Anzugsmann.

Zwischendurch wurde es aber trotzdem sehr langweilig, und man hatte sehr viel Zeit nachzudenken. Zum Beispiel über die Frage: Warum werden eigentlich alle Rockstars über 40 so spirituell und missionarisch? Wie sein guter Freund Bono bewegt sich auch Michael Stipe im großen Weltrettungsquadrat zwischen Peta, Klima, Tibet, Afrika. Vor zwei Jahren schmierte er sich dazu auch ständig Farbe ins Gesicht und färbte die Augenzone leuchtend blau, um seine Exaltiertheit zu beweisen.

Am Mittwoch gab er sich aber fast hemdsärmelig, aufgekratzt und gut gelaunt. "I like this place", erzählte er freimütig und verriet, dass der Regen ja nun zwar ausbleibe, aber weil die Bühne sehr rutschig hätte werden können, trage er Sportschuhe - und das fühle sich jetzt falsch an. Völlig unangemessen für einen Gentleman seines Alters! Nach einem weiteren unbekannten Song überkam ihm die spontane Eingebung: So geht es nicht, ich muss die Schuhe wechseln. Dann folgte die Schuhperformance. Die richtigen Schuhe wurden gebracht, Stipe ließ sich nieder, wechselte die Fußbekleidung samt Socken, und die Kamera verfolgte alles aus der Nähe.

Man muss ja bei Konzerten dieser Größenordnung immer alles als symbolischen Akt sehen - aber was wollte er damit sagen? Auf Jesus verweisen, der bekanntlich seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte? Eine Open-Air-Demutsgeste: Schaut an, der Erlöser zeigt seine nackten Füße und zieht grüne Strümpfe an? Oder war es ein umgekehrter Gottesbeweis: "Sehet, der heilige Michael hat auch ganz normale Füße?" Eine dämlichere kabarettistische Einlage hatte man selten zuvor gesehen.

Warum war nur alles so langweilig? Vielleicht, weil REM einfach immer schon eine sehr langweilige, sehr normale Band waren. Weil Alternative Rock seit 20 Jahren so langweilig ist. Weil man auch die Inhalte - Bush-Kritik, Kritik am "Katrina"-Missmanagement, Kritik an der überzogenen Reaktion auf 9/11, Sorge um Amerika - nicht mehr hören mag. Und eigentlich ging einem schon 1991 das allzu romantische Mandolinenstückchen "Losing My Religion" auf die Nerven.

Seitdem sind einige Jahre und einige REM-CDs ins Land gegangen. Das aktuelle, nunmehr 14. Studioalbum, "Accelerate", klingt zwar wieder etwas rockiger und weniger behäbig, aber in der Waldbühne kannte das sowieso kein Mensch, wie auch sonst die etwa 20.000 Besucher erstaunlich wenig Sachkenntnis zeigten. Während gemeinhin bei Großveranstaltungen dieser Art beim ersten Akkord eines bekannten Songs tausende Fans begeistert aufheulen, wurden hier selbst Hits wie "The one I love " erst beim Refrain erkannt. Im Gegenzug klatschte man dann aber auch, zu früh das Ende vermutend, in hochdramatische Pausen hinein. Bei "electro-Life" überkam dann Stipe die einmalige Idee, alle sollten nun ihre Mobiltelefone in die Luft halten, und da liebte man wieder das Berliner Publikum: Kaum einer machte mit!

Dann rottete sich die Band am Piano zusammen und spielte in einer recht schönen Unplugged-Version "Let me in", den Song für Kurt Cobain. Einer der raren guten Momente an diesem Abend.

Auf der Videoleinwand arbeitet man viel mit Schrift, Farbe und grafischen Mustern, zeigt die Musiker kunstvoll zersplittert und vervielfacht, zeigte bis zu 24-mal den verfremdeten Charakterschädel Stipes, der aber irgendwann einmal nur noch an den unangenehmsten Männerdarsteller unter den deutschen Schauspielern, Heiner Lauterbach, erinnerte.

Bei der ersten Zugabe "Losing my Religion" gingen schon viele, und in der S-Bahn machten die Fans dann per Nachbesprechung ihrer Enttäuschung Luft: Langweilig, Funke nicht übergesprungen, keine Stimmung. REM: einmal und nie wieder.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

39 Kommentare

 / 
  • B
    Bollerwagen

    REM sind mit ihrer Musik so weit weg von der aktuellen Indieszene, sie taugen eigentlich nur noch für Hausfrauen um die 40. Warum eigentlich läuft das bei den sog. Superbands immer so, dass sie aus dem Indie kommend irgendwann meinen, ihre Kunst durch Komplexität beweisen zu müssen um danach in die Schnarchnasen-Hausfrauen-Fahrstuhl-Pop-Ecke abzudriften, wo ihre Mucke zu nerven beginnt? Schade eigentlich, denn REM haben mir mal sehr gut gefallen - früher jedenfalls, als ihre Musik noch spannend war.

    Man sollte mal in Accelerate von REM reinhören und danach irgendeine Platte von Laura Veirs - heutzutage im Indie - zur Hand nehmen. Bei Laura Veirs passiert in einem Song so unendlich viel mehr als auf der letzten Scheibe von REM im Ganzen.

     

    Dieser Artikel legt einfach nur die Wunde in den Finger.

  • E
    Emma

    Liebe R.E.M. und Musik liebenden Menschen,ich bin durch Zufall auf diese Seite gelangt und möchte , wenn auch sehr verspätet meine Meinung schreiben. Die Journalistin Rösinger sollte ihren HASS und ihre Unzulänglichkeit positiv zu denken oder zu fühlen weder auf R.E.M. noch auf die Fans projizieren. Noch ein Tipp:Frau Rösinger, schauen Sie einmal in den Spiegel und lächeln. Dort werden Sie feststellen,dass trotz des Lächelns Ihre Mundwinkel herabhängen. Vielleicht sollten Sie Ihre Einstellung zum LEBEN ändern, dann klappt`s auch mit dem Schreiben und Beurteilen MfG Emma

  • SK
    Stefan Kreutzberg

    Wer über allzu "kritische" Bands oder "Stars" zu schreiben versucht und dies ins lächerliche zieht oder sich bis zur Verachtung herablässt, der sollte zuvor doch einmal überlegen, ob ER/SIE nicht selbst ein wenig zu kritisch ist. Zumindest ist das was REM da bringen kreativ, was man von diesem Artikel wohl nicht behaupten kann. Wer als Reporter mit einer solch vorgefassten Meinung zu einem solch genialen Konzert geht, der sollte doch besser zu Hause bleiben!!! Ich habe zwar das Konzert an der Loreley besucht, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das Konzert in Berlin so wesentlich schlechter gewesen sein soll.

  • M
    mascha

    das die hier leider zum schreiben verdonnerte journalistin das charisma michael stipes ständig hoch hält, aber das konzert gänzlich unverstanden zerissen hat, gibt mir sehr zu denken. vielleicht hätte sie sich mal im vorfeld mit der band und den songs besser befasst, dann hätte sie wohl bald bemerkt, dass R.E.M. mit den endlich mal auf einem konzert hörbaren alten songs dem konzept des neuen albums anpassten und dies auch gut umsetzten. eines der autentischsten konzerte der band seit jahren, zurück zu den wurzeln. Außerdem finde ich es schade, dass besagte verfasserin sich so wenig für ihre umwelt interessiert, dass sie engagement von großen küstlern als etwas langweiliges empfindet. zum glück gibt es solche menschen, die sich noch einsetzen und es dank ihrer stellung auch etwas versuchen zu erreichen.

  • T
    Tina

    Ich war auf diesen Konzert in Berlin und es war hammer geil.

    Die Leute haben mitgesungen und kamen mir ganz und gar nicht gelangweilt vor, sogar neue Lieder wurden mitgesungen.

    Ich frage mich bloss wenn du R.E.M. so langweilig findest warum du dir dann eine Karte gekauft hast, vielleicht nur um so ein schwachsinn zu verbreiten.

    Und die Editors waren echt Klasse hab noch nie so eine gute Vorgruppe gesehen.

    Was ist nun dabei wenn Michael seine Schuhe auszieht ich fand es eher sehr menschlich er kamm mir sehr locker an den abend vor, wo er doch meistens sehr schüchtern wirkt.

    Ein Tipp für dich wenn du laute Konzerte magst mit schreienden Fans dann werst du bei Tokio Hotel an richtiger Stelle.

    Meine Meinung zu deinen Artikel ist dass du bloss neidisch bist das du nicht so abrocken kannst wie richtige R.E.M. Fans und noch kein einziges Album von R.E.M. gehört hast!

  • D
    Deutschkoenner

    @Redaktion: So ist es. Ich musste aber doch das "jemandeN" irgendwo unterbringen :p

  • S
    Sachverstand

    Sind wir hier in den frühen 60ern - wo völlig sachfremde Journalisten jeden Unsinn über Rockmusik verzapfen durften und es auch nichts machte, wenn sie sich nicht mal die Band-Namen richtig merken konnten??

    rau Rösinger könnte ja über Fashionshows berichten - da ist sie mit der symbolischen Aussagekraft von Socken bestimmt goldrichtig.

  • D
    Deutschkoenner

    ....tja, was will man von jemandeM erwarten, der sich darueber mokiert, dass jemandeN noch nicht mal REM (R.E.M., die Band selber benutzt BEIDE Schreibweisen, liebste Nanni!) richtig schreiben kann - aber selber von deutscher Grammatik null Ahnung hat?

     

    Sind das die jetzigen REM (R.E.M.) Fans? Gott oh Gott.

     

     

    Kommentar der Redaktion:

    Richtig müsste es heißen: "...von jemandem erwarten, der sich darüber mokiert, dass jemand noch nicht mal REM ...".

  • N
    Nanni

    wat will man von jemanden erwarten der noch nicht mal R.E.M. richtig schreiben kann.

     

    Ich fands trotz nassem arsch toll.

  • K
    Katja

    Das war mein erstes R.E.M. Konzert und ich fand es super mega klasse und es wird bestimmt nicht mein letzets gewesen sein.

    Der Funke ist total übergesprungen alles um mich rum haben laut mitgesungen und fanden es auch klasse.

     

    Klar das für Leute die nur die "üblichen" R.E.M. Songs kennen wie Losing my religion oder Imitation of life und Ignoreland oder Pretty Persuasion oder Fall on me unbekannte sind. Sie sind eben schon ein bisschen älter aber trotzdem super.

     

    Und man muss nicht allem was auf der Bühne passiert eine zu große Bedeutung beimessen. "Sehet, der heilige Michael hat auch ganz normale Füße?" Er hat einfach nur die Schuhe gewechselt. Nicht mehr und nicht weniger ausserdem war es doch ein witziger Moment.

  • B
    Biene

    Ich hab REM die letzten 15 Jahre wohl 20mal live gesehen und es gibt kaum jemand besseren als MICHAEL STIPE.

  • M
    MrsPillowy

    Puh. So etwas hatte ich mir schon fast gedacht, deshalb haben wir auch die seit Februar in der Schublade (neben dem grottenschlechten "Accelerate") schlummernden Fan-Club-Tickets verkauft. Zur Info: Ich habe nach meinem 30. REM-Konzert aufgehoert zu zaehlen, man koennte mich also durchaus als Hardcore-Fan bezeichnen........und dennoch glaube ich jedes Wort, das Frau Roesinger geschrieben hat. Die letzten Live-Aufnahmen, die man sich runtergeladen hat waren so katastrophal, die Setlists gaenzlich uninteressant, dass wir zum ersten Mal gesagt haben "1200 km, das tun wir uns nicht an. Nicht mehr fuer REM" - und ich bin heilfroh.

     

    Schade nur, dass wir die Editors nicht gesehen haben. Das ist die Band der Zukunft.

  • AV
    Andrea Vee

    Was die angeblich nicht vorhandenen "Funken" angeht -

     

    ich bin wahrlich kein "Hardcore"-Fan seit den 80er oder 90ern. Ich habe mein erstes R.E.M.-Konzert 2005 in Berlin erlebt. Bin nicht ganz freiwillig dort gewesen. Fand die Band vorher eher langweilig. Doch wenn ich jemals so etwas wie "Funkenflug" erlebt habe, dann an diesem Abend im Februar 2005. Es hat sogar dermaßen gefunkt, dass ich entgegen meiner eher unspontanen Art sofort Tickets für 2 weitere Konzerte 2005 erstanden habe. Eins davon führte mich sogar bis nach London. Und ließ mich in Windeseile alle für mich greifbaren R.E.M.-Alben und -Videos aufkaufen.

     

    Nichts hat mich davon abgehalten, es auch 2008 wieder funkeln zu sehen und zu hören. Dafür habe ich Rückenschmerzen, Fußschmerzen, lädierte Frisur und Durst in Kauf genommen. Ich bin bereits 44. Recht intelligent. Arbeite selbst mit Künstlern. Habe schon viel gesehen, bin also nicht allzu leicht zu beeindrucken und falle somit eher nicht unter die Kategorie "bedingungslos ergeben".

     

    Diesmal habe ich Freunde mitgeschleppt. Denen ging es am 16.7. trotz Regen und Fußschmerzen genauso wie mir in 2005: unter dem charismatischen Feuer dieser Band verblasste jedes vorherige Ärgernis. Ergebnis: wir fahren jetzt zusammen zu den nächsten Gigs!

     

    Was tut man nicht alles für eine langweilige einfallslose Band mit einem tänzelnden heiligen Anzug(s)mann.

  • C
    Charly

    Also ich kann diese Kritik überhaupt nicht nachvollziehen. Ich war das erste Mal auf einem R.E.M. Konzert und werde garantiert weitere besuchen. Die Stimmung war auf seine Weise sehr gut. Natürlich tanzen die Massen nicht so ab wie bei manch anderer Band, aber wer das erwartet hat die Musik von R.E.M. auch nicht verstanden. Und die Socken-Szene, die bestimmt keine Geste sein sollte, fand ich sehr amüsant. Das zeigt wie locker die Band auch heute noch drauf ist. Die Autorin kritisiert angeblich unbekannte Songs, zugleich aber auch die großen Hits. Unverständlich und unprofessionell. Ich finde die Setlist hat sowohl den Fans als auch den "normalen" Publikum einiges geboten. War insegsamt einer der schönsten Abende seit langem für mich! Danke.

  • D
    Denise

    Ach wie bitter ist das denn,so einen frustrierten Artikel hier lesen zu müssen.

    Unbekannte Songs?! Achso man kennt ja nur "Losing my Religion" und "Everybody Hurts",na schade aber auch,Fans hatten Spass und genossen die grossen Hits!

    Schuhwechsel mit Bedeutung?!Ganz sicher nicht,aber immer wieder lustig zu sehen,was Menschen alles in eine Sache hinein interpretieren können,klasse!

    Vorband war extrem gut,aber Geschmäcker sind ja verschieden...

    ...und ich glaube Niemand von den Fans ist traurig,wenn R.E.M. nicht in eine Schublade des heutigen Kommerzes passt und nicht dem Castingband-Schema entspricht,umso besser,dann können wir unter uns ein tolles Konzert von einer tollen Band (im übrigen seit 28 Jahren erfolgreich)geniessen...

    Wems nicht gefällt,hey bleibt das nächste Mal daheim;-)

  • RH
    Roland Huschke

    Noch ein womöglich erhellender Nachtrag, falls es jemanden interessiert. Die Autorin macht sich über Michael Stipes Versuch lustig, das Publikum zum kollektiven Hochhalten von Mobiltelefonen zu animieren. Klingt wahrlich bescheuert - aber nur, wenn man Stipes ausführliche Erklärung nicht verstanden hat. In "electro-Life", äh, ich meine natürlich "Electrolite", geht es um den überwältigenden Eindruck, den ein Betrachter verspürt, wenn er von den angrenzenden Hügelketten samt Hollywood Hills und Mulholland Drive (siehe Songtext) auf das künstlich flirrende Lichtermeer (= Electrolite) des nächtlichen Los Angeles blickt. Als sei man auf einem anderen Planeten gelandet, so habe ich das persönlich erleben dürfen. Und Stipe wollte diesen Effekt schlicht durch das Publikum simulieren und von einer Bühnenkamera einfangen lassen - doch, wie er ebenfalls klar und deutlich sagte, leider war es dafür am vorgestrigen noch nicht dunkel genug.

  • J
    Jeeves

    "REM: einmal und nie wieder."

    Das war doch schon immer so.

    Und ist das nicht bei 90% der "Pop"-Musik so? Ja!

  • W
    Walkabout

    Mit dem Weggang des Drummers Bill Berry 1996 ist irgendetwas mit der Band passiert: Die Magie, die Seele ihrer Musik ist verloren gegangen. Das letzte gute Album, das etwas von der R.E.M.-Südstaaten-Amerika-Mystik ausgestrahlt hatte, das war "New Adventures in HIFI". Es ist schwer zu begreifen, wie der Weggang eines Bandmitglieds, zumal "nur" ein Drummer, einer Band das Licht ausblasen kann. Aber so ist es halt.

    Christian Rösinger hat hierauf nur einmal mehr hingedeutet - und sich getraut zu sagen, dass der Kaiser ja gar keine Kleider an hat (auch wenn das Volk ihm zujubelt...)

  • RH
    Roland Huschke

    Im Gegensatz zu den vorherigen Kommentatoren halte ich es für durchaus reizvoll, die Konzertkritik einer Rezensentin zu lesen, die nicht als glühender Fan eine der üblichen Ergebenheitsadressen abliefert. Aber wie ernst soll man das Ganze letzlich nehmen, wenn für einen hinlänglich bekannten Semi-Gassenhauer wie "Electrolite" der neue Titel "electro-Life" erdichtet wird, nachdem zwei Sätze vorher die vermeintlich mangelnde Sachkenntnis des Publikums moniert wurde? Von kleinlich zu peinlich in einem Absatz. Und wäre es nicht womöglich der Chronistenpflicht wegen eine Erwähnung wert gewesen, dass die Band gut die Hälfte des Sets mit raren, interessant bis aufregend gelungenen Interpretationen ihrer prä-Mainstream-Phase bestritt (Bassist Mills als Vokalist der R.E.M.-Debütsingle "(Don't Go Back to) Rockville" oder die Turbotempo-Versionen von "Auctioneer" oder "Pretty Perrsuasion" - statt irgendwo überheblich von "einem weiteren unbekannten Song" zu schreiben. Und zuletzt: Keiner der 20.000 Besucher soll das letzte Album "Accelerate" gekannt haben, das ja bei Veröffentlichung nur die sonst so erschütternden deutschen Charts anführte? Alles klar.

    P.S. Persönlich habe ich die Band seit Mitte der Achtziger im Metropol nicht hungriger, überraschender und endlich wieder gleichgültiger gegenüber Erwartungshaltungen gesehen.

  • P
    Philipp

    Mission accomplished, Frau Rösinger! Danke für die erfrischenden Beobachtungen, die auch vermeintlich Peripheres nicht aussparen. Die Schnarchnasen um Stipe sind tatsächlich so weit entfernt von jeglicher musik-innovatorischer Klasse, dass sie - nur konsequent - eher altbackenes Fanpotential haben. Wer Konzerte von R.E.M aufregend findet, hat vermutlich auch Herzrasen bei André Rieu.

  • I
    Ich

    Liebe Frau Rösinger,

    sind sie sicher, daß sie bei R.E.M. waren ?

    meine Erinnerungen an das Konzert gestern decken sich so garnicht mit Ihren.

    Schließlich können die Jungs nichts dafür, daß Sie im Regen die Stufen zur Waldbühne runter mußten ( und dann wieder hoch ). Vielleicht hätten Sie jemanden schicken sollen, der sich damit auskennt und weiß wovon er schreibt.

    Wenn jemand die Waldbühne gestern vorzeitig verlassen hat, dann mit Sicherheit kein richtiger Fan.

    Ach übrigens: Der Artikel wird auch nicht besser, wenn man negative Kommentare dazu löscht !

     

     

    Kommentar der Redaktion: Wir löschen keine Kommentare, weil sie negativ sind.

  • BT
    Ben Turbin

    Ich war zwar nicht da, aber ich fand es super. Also, diesen Bericht zu lesen. Ich musste mehrfach lachen.

  • A
    Antje

    kann mich nur anschließen! Nur weil Frau Rösinger diese Musik nicht mag, kann sie ja wohl doch sachlich bleiben und muss hier niemanden absichtlich schlecht machen!

    Der Frau sollte verboten werden Konzertkritiken zu schreiben, soll lieber zum Wetter gehn, da kann sie schimpfen!

  • AW
    Andi Wuestner

    Nicht dass ich Verrisse nicht mitunter ganz putzig finde - die taz wäre ohne Stänkerei gegen vermeintlichen Mainstrem schließlich nicht die taz. Der Song heißt aber "Electrolite" und nicht "electro life". Sowas sollte auch die Christel nochmal schnell googeln können ...

     

    Andi

  • Y
    Yvonne

    Ich schließe mich meine Vorschreibern an: Das R.E.M.-Konzert war toll! Michael Stipe war super gelaunt und das hat sich sehr schnell auf das Publikum übertragen.

    Ja, es wurden nur wenige der bekannteren R.E.M.-Stücke gespielt, sondern viele der älteren, ursprünglicheren Songs - was aber die ganze Sache noch viel interessanter machte, da das Album "Accelerate" musikalisch an diese Zeiten anknüpft.

    Außerdem ist die "Interpretation" von Stipes Schuhwechsel völlig übertrieben und absolut an den Haaren herbeigezogen.

  • S
    Sebastian

    Mmh...Ich frage mich, in welcher S-Bahn Sie saßen... In meiner nicht. Offensichtlich haben Sie auch ein ganz anderes Konzert als ich gesehen. Mein Fazit des Abends lautet: "REM ist und bleibt eine ganz große Band." Und Michael Stipe... ist kult.

     

    Vielleicht lag es aber auch an Ihrer Vorbereitung, dass Ihnen das Konzert nicht gefallen hat. Wenn man sich das neue Album angehört hätte, wären auch nicht so viele "unbekannte Lieder" dabei gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal einfach nicht zuerst einen solchen Kommentar schreiben, das gibt ein falsches Bild von einem tollen Abend, für den sogar der Regen aufhörte, der uns alle den ganzen Tag begleitet hatte....

  • H
    Heldrungen

    Dieser Artikel zeugt von eben jener Unwissenheit, die Sie selbst kritisieren. Das Lied heisst "Electrolyte". Aber auch ansonsten: ich fand das Konzert grandios. Dabei war mir von vornherein bewusst, dass es keine Mitsing- und Aus-Sich-Herausgehenveranstaltung wird wie bei den Ärzten o.ä. Deshalb geht man doch auch nicht zu R.E.M.! Ich war zum ersten Mal da und kann nur sagen: R.E.M.: Einmal und immer wieder!

  • K
    Katharina

    Zunächst mal: Es hatte gegossen wie aus Eimern. Und das nicht erst kurz vor Konzertbeginn. Alle, aber auch wirklich alle waren bei Einlass (18.30Uhr) bereits pitschnass. Und es goss weiter. Trotzdem füllte sich die Waldbühne. Ich muss gestehen, dass ich kurz vor dem Eintritt eine knappe Minute lang jedem meine Karte verkauft hätte, der mich drum gebeten hätte. Und ich bin froh, es nicht getan zu haben.

    Ich kann also verstehen, dass sie, Frau Rösinger, genauso genervt waren, wie viele andere. Und glauben sie mir: Wäre ich gezwungen gewesen, das Konzert unter diesen Umständen in

    voller Länge "absitzen" zu müssen, hätte ich vielleicht genauso reagiert, wie sie. Aber in dieser Stimmung eine Kritik zu schreiben, ist sicherlich das Letzte, das ich getan hätte.

    Und genau das unterscheidet sie von uns allen, die auf dem Konzert waren: Sie waren gezwungen, dort mit nassem Hintern zu sitzen, wir nicht. Wir haben es genossen!

  • M
    Matthias

    Der Bericht ist zwar eher mittelmäßig, aber die Heiner Lauterbach Schelte ("unangenehmster Männerdarsteller unter den deutschen Schauspielern") ist ganz große klasse! Wurde Zeit dass es mal jemand sagt, und selbst wenn es in nem REM Konzertbericht ist.

     

    Im Übrigen sind REM Shows doch immer ein wenig dröge. Das macht doch gerade den Charme ihrer Konzerte aus. War die Autorin schon mal vorher bei einem REM Konzert?

  • J
    Jule

    Ich fand dieses Konzert von R.E.M mal wieder richtig toll. Genau wie ale anderen Konzerte von Stipe die ich bisher gesehen habe Die Kritik passt überhaupt nicht zum gestrigen Abend!

  • O
    Oliver

    Heute ist für mich Premiere, ich lese jetzt bereits seit meinem ersten R.E.M. Konzert 2001 regelmäßig die Kritiken zu den Konzerten dieser Band, und habe bis jetzt noch nie ein Kommentar dazu abgegeben. Nur so einen Quatsch habe ich wirklich noch nie gelesen. Respekt!! Eigentlich ist dem zweiten Kommentar hier nichts mehr hinzuzufügen, aber ich kann mir dennoch nicht verkneifen hier auch noch ein paar Zeilen zu hinterlassen. Ich habe nun wirklich kein Problem mit (auch negativen) Kritiken aber das hier ist völlig aus der Luft gegriffener Quatsch. Es war vielleicht nicht das beste R.E.M.-Konzert aller Zeiten, aber mit Sicherheit ein sehr gelungenes mit einigen Höhepunkten, und die Stimmung der Zuschauer war auch klasse!! Ich habe kein Problem damit wenn der Autor dieser Kritik mit R.E.M. am Hut hat oder diese Band gar verachtet, aber sollte ihm wie ich finde bewusst sein das sein Job eine gewisse Objektivtät erfordert und eine neutrale unvoreingenommene Berichterstattung der oberste Grundsatz sein sollte. Und das war hier definitiv nicht der Fall!! Also entweder ist ihr Autor voll auf Drogen, oder einfach nur unfähig. Wie auch immer für den Job geeignet ist er jedenfalls nicht.

     

    MFG

     

    Oliver Schuch

     

    P.S. Eines hat er jedenfalls geschafft, ich habe mich in meinem Leben noch nie so über ein Kritik geärgert wie heute!

  • A
    Alex

    Da hat sich wohl der Frust seit 17 Jahren (Losing my Religion) zu sehr angestaut. Wieso geht jemand zu einem Konzert einer Band die der- oder diejenige sowieso nicht mag? Da wo ich stand, waren (mich eingeschlossen)nur begeisterte Gesichter mit glänzenden Augen und Hüftschwung zu sehen.

    Was die Stimmung angeht: Ich war vor paar Tagen bei Die Ärzte in der Wuhlheide und da waren die Zugaberufe bei weitem nicht so laut wie bei R.E.M..

    Das nur mal als Gradmesser. Und Die Ärzte haben bekanntlich ein lautes Publikum.

    Mein Tipp fürs weitere Leben: Konzerte von Bands die man doof findet einfach meiden.

  • A
    Anni

    Meine Vorschreiber haben eigentlich schon ALLES gesagt, aber ich bin total entsetzt, wie man einen solchen Bericht veröffentlichen kann !!!!

    R.E.M. waren gewohnt super, Michael und seine "Jungs" legten eine grandiose Show hin und das Publikum feierte ausgelassen mit !!!!

    Ich bin immer offen für objektive Kritiken, aber das was hier verfasst wurde grenzt für mich schon an Verleumdung, da ich hier kein wahres Wort finden kann !!!

  • M
    Marie

    REM-Hasser wie den Autor dieser Kritik kann offenbar selbst ein großartiges Konzert nicht mehr umstimmen. Schade! Das Konzert war klasse, Michael Stipe hat alles gegeben. Außerdem überrascht es schon, in der taz eine Kritik am politischen und sozialen Engagement einer Band zu lesen. Was soll's denn nun sein, doch lieber roboterhafte Bands die aus Casting-Shows hervorgehen und sich nur um ihre Fingernägel und verkaufte CDs sorgen?

  • AK
    Arne Kirchhoff

    Ich habe selten eine unsachlichere, arrogantere und falschere Konzertkritik gelesen als die zum REM-Konzert in Berlin. Man sollte jemanden, der die Band ganz offensichtlich aus vollem Herzen hasst, keine Kritik schreiben lassen. Kaum eine Bewertung, die vorgenommen wird, ist nachvollziehbar. Der angesprochene "Funke" ist vielmehr sehr schnell übergsprungen - sehr bald standen weite Teile der Sitzreihen (was wirklich nicht immer der Fall ist). Wenn der Autor den "Funken" und Freude nur am Bierstand bemerkt, hätte er sich vielleicht seltener dort aufhalten, sondern besser seine Aufgabe wahrnehmen sollen. Auch dass "viele" früher gegangen seien ist ein Witz: auch hier war festzustellen, dass sich die Reihen eben kaum gelichtet haben. Insgesamt ist der Bericht wirklich grober Unfog.

  • W
    Wolfgang

    Glashaus anyone? Die Vorband heißt

    The Editors. Soviel zur Sachkenntnis.

     

     

    Kommentar der Redaktion: Die Vorband heißt Editors. Ohne The. Soviel zur Sachkenntnis.

  • JF
    jason f.

    EDITORS, Frau Rösinger, EDITORS!

  • M
    Musikliebhaber

    Die Vorband heißt Editors - und die sind gar nicht mal so unbekannt, als dass man sie gleich zweimal falsch schreiben dürfte...

  • J
    Jeanette

    Hää??? Also bei mir war der Funke sofort übergesprungen! Die Stimmung war doch klasse! Der Verfasser dieser Kritik hat wohl die "Strafe" aufgebrummt bekommen, über dieses Konzert zu berichten...