: Eltern, gründet Vereine!
U3-Ausbau Weil nicht alle einen Platz in ihrer Wunscheinrichtung bekommen werden, ruft der Verbund Bremer Kindergruppen zur Eigeninitiative auf
SARAH STOPPE-RAMADAN
Bis März müssen Bremer Eltern noch abwarten. Dann erfahren sie, ob ihr Kleinkind ab August einen Betreuungsplatz in einer Einrichtung bekommen hat und ob diese auch zu den Bedürfnissen ihrer Familie passt – oder es sich um einen „Restplatz“ handelt. Eine Alternative schlägt jetzt der Dachverband der privat organisierten, aber staatlich geförderten Elternvereine, der Verbund Bremer Kindergruppen, vor: Er ruft dazu auf, selbst eine solche Gruppe zu gründen und bietet dafür Unterstützung an.
Einen wichtigen Schritt hat er schon vorweggenommen: Für die Stadtteile Neustadt, Schwachhausen/Gete, Oberneuland und Kattenesch/Arsten gibt es bereits vorab die Kostenzusage des Amts für soziale Dienste. Das bedeutet, dass die Eltern sicher gehen können, dass ihre Gruppe dann auch wirklich finanziert wird.
Noch komfortabler ist die Neugründung einer Gruppe im Stadtteil Mitte: Hier hat sich mit den „Farbklecksen“ bereits vor zwei Jahren ein Verein gegründet, der ein fertiges Konzept, den Eintrag ins Vereinsregister und die Kostenzusage an gründungswillige Eltern übergeben kann. „Wir hatten alles fertig, aber damals wollte uns die Behörde nicht finanzieren“, sagt eine der Farbkleckse-Gründerinnen, Sarah Stoppe-Ramadan. Weil die Arbeit aber nicht umsonst gewesen sein sollte, legten sie das Projekt auf Eis – und bekamen im Dezember einen Anruf der Behörde, ob sie jetzt noch Interesse hätten. „Für unsere Kinder kommt das zwar nicht mehr infrage“, sagt Sarah Stoppe-Ramadan, „aber wir würden Eltern helfen, die das übernehmen wollen.“ Sie ist zuversichtlich, dass diese in der Innenstadt geeignete Räume finden, schließlich stünden dort viele Büroräume leer.
In anderen Stadtteilen hingegen kann es schon schwieriger werden, tatsächlich bis zum 1. August bezugsfertige Räume vorweisen zu können. Diese Erfahrung hat Christian Poppe vom Verein „Knaddeldaddel“ gemacht, der am Osterdeich acht Plätze für Ein- bis Dreijährige bereithält und 20 weitere anbieten will. „Wir wollten eigentlich in der Nähe der alten Räume bleiben, aber im Viertel und in Peterswerder haben wir nichts gefunden, das wir uns hätten leisten können“, sagt Christian Poppe. Nach einer intensiven Suche fand der Verein schließlich ein Objekt in Hastedt, das jetzt für 290.000 Euro umgebaut wird, 30.000 Euro davon muss der Verein selbst aufbringen. Dass es so teuer werden würde, sei ihnen am Anfang nicht klar gewesen, erzählt der Student. Das liege zwar auch daran, dass sie gleich ein ganzes „Kinderhaus“ aufbauen und nicht nur eine Gruppe mit zwei Fachkräften. Aber auch an den zahlreichen Auflagen, die mittlerweile für den Betrieb einer Kindergruppe gelten, etwa in Bezug auf Barrierefreiheit.
Auch Christian Poppes Kinder profitieren selbst nicht vom Engagement des Vaters, sie sind bereits bei Knaddeldaddel. Warum er es trotzdem macht? „Wir lieben einfach die Arbeit im Elternverein“, sagt er, schließlich hätten hier die Eltern die größten Einflussmöglichkeiten auf das pädagogische Konzept und deren Umsetzung. EIB
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