piwik no script img

Iranische AtomanlagenIsrael wollte Bomber schicken

Israel wollte die iranische Atomanlagen bombardieren. Nur die ablehnende Haltung von US-Präsident George W. Bush verhinderte einen Angriff.

Die iranischen Atomanlagen in Natanz (Luftbild von August 2002) Bild: ap

LONDON afp Israel hat Presseinformationen zufolge dieses Jahr ernsthaft die Bombardierung iranischer Atomanlagen erwogen, erhielt dafür jedoch keine Unterstützung von US-Präsident George W. Bush. Wie die britische Zeitung The Guardian in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf ranghohe europäische Diplomaten berichtet, erörterte der israelische Regierungschef Ehud Olmert das Thema mit Bush während eines Treffens unter vier Augen am 14. Mai in Israel. Bush habe seine ablehnende Haltung damit begründet, dass bei einem israelischen Angriff im Iran Vergeltungsschläge auf US-Ziele im Irak und in Afghanistan drohten. Außerdem habe er zu bedenken gegeben, dass es möglicherweise nicht gelingen werde, die Atomanlagen unbrauchbar zu machen.

Israel hätte den Angriff zwar auch ohne Unterstützung der US-Regierung starten können, heißt es in dem Bericht weiter. Seine Bomberflugzeuge hätten dann aber durch von den USA kontrollierten irakischen Luftraum fliegen müssen.

Die israelische Regierung sieht im Iran ihren größten Feind in der Region. Ebenso wie die US-Regierung wirft sie Teheran vor, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Beide Regierungen haben deshalb damit gedroht, militärisch gegen den Iran vorzugehen. Die iranische Führung versichert dagegen, dass sie mit der Urananreicherung ausschließlich zivile Zwecke verfolge. Anders als Israel, das als einziger Staat im Nahen Osten über Atomwaffen verfügt, hat der Iran den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

6 Kommentare

 / 
  • D
    Dimitrij

    Danke fürs gute Kommentar, Anne.

  • G
    Gabi

    Da fällt mir Heinrich Böll ein: "Auschwitz muss zum Anlass der Brüderlichkeit und darf nicht als Bremse für die Menschlichkeit missbraucht werden."

  • M
    Manfred (56)

    Liebe Anne, Sie sind entweder sehr jung und haben in Geschichte nicht aufgepaßt, oder Sie sind einfach nur ignorant.

     

    Ich jedenfalls bin alt genug mich zu erinnern, daß Israel bisher noch gegen jeden seiner Nachbarstaaten Angriffskriege führte und habe genügend Geographiekenntnisse zu wissen, daß Israel noch immer Territorien seiner Nachbarstaaten okkupiert. Und natürlich hat Israel immer nur zurückgeschossen, Israel schießt auch heute noch immer nur zurück und wird auch im Falle eines Erstschlages gegen den Iran nur zurückgeschlagen haben. Aber das kennen wir ja aus der eigenen Geschichte...

  • RB
    Rüdiger Baehrens

    Ich finde es interessant, daß ein Staat, der über Atomwaffen verfügt und den Atomwaffensperrvertrag nicht unterschrieben hat, einen anderen Staat, der zu den Unterzeichnern des Atomwaffensperrvertrages gehört bedrohen darf, weil der bisher nicht bewiesene Verdacht besteht, dort würden evtl. Atomwaffen entwickelt - und dafür gibt es keine nennenswerte Kritik. Verkehrte Welt !!

  • A
    Anne

    Nach Jahrhunderten von Pogromen, zumeist verübt von getauften "Christen", bis zum Ausrottungsversuch durch die Nazis und ihre Hilfswilligen, aber auch Antisemitismus in der UdSSR u.s.w., haben sich Jüdinnen und Juden im 20. Jh. doch wieder stärker auf wehrhaftere Zeiten besonnen, die Richterin Deborah beispielsweise war insofern eine Vorgängerin von Golda Meir - zu ihr ein aber auch kritischer Artikel übrigens bei http://www.hagalil.com/israel/geschichte/golda.htm - und da aus dem Iran tatsächlich mehrfach explizit ausreichende Kriegs-Drohungen gekommen sind, sind präventive Maßnahmen sehr verständlich.

     

    Viele solche Maßnahmen, z. B. gegen Palästinenser_innen, gehen aber oft zu weit, und bringen leider selbst mehr Unheil hervor, als sie verhindern, erst Recht solche Dinge, wie Siedlungsbau auf Palästinenser_innengebiet, nur weil das vor ca. 2000 Jahren israelisches Gebiet war. Das ist wirklich keine Politik nachhaltiger Friedens- und Freiheits-Sicherung. (Das rechtfertigt allerdings nicht, auf palästinensischer, bzw. arabischer Seite, Genozide zu leugnen, zu verharmlosen oder sogar zu solchen aufzurufen ...).

     

    Auch wer kein Fan von G. W. Bush oder dem israelischen Likud ist, sollte Bedrohungen - z. B. aus dem Iran - nicht unterschätzen. Das ist eine sehr bequeme Art des Pazifismus.

     

    Auch das Argument, Israel habe doch wohl selbst Atomwaffen, trägt nicht, denn Israel hat sie bisher ja ganz offenbar nicht angewandt, falls es sie hat, und hat auch nie Angriffskriege oder gar Vernichtungsaufrufe gegen Nachbarstaaten geäußert, und eine Einseitigkeit des Rüstungsgefälles ist daher auch gerechtfertigt. Allzu formale Gleichheit, die von relevanten Unterschieden abstrahiert, war noch nie irgenwo identisch mit Gerechtigkeit.

  • SK
    Sascha Klocke

    Eines Tages werfen sie noch ihre eigene Atombombe, um das iranische Atomprogramm aufzuhalten und den Frieden zu sichern. Manche lernen es nie...