Portrait des Bürgermeisters von Managua: Bürgermeister mit hartem Punch

Einen schlagkräftigeren Bürgermeister hätten die Einwohner von Managua kaum wählen können. Alexis Argüello, der "explosive Dünne", hat 65 seiner 82 Kämpfe als Profi-Boxer durch K.o. beendet.

Aus dem Slum über den Boxring in die Politik. Bild: ap

Er hatte wahrscheinlich den effizientesten Punch im Boxring. Sein linker Haken war gefürchtet. Einschlägige Kommentare aus der Welt des Sports sparen nicht mit Superlativen, was die Beurteilung der professionellen Karriere von Alexis Argüello betrifft. "Der explosive Dünne" lautete der Spitzname des dreifachen Federgewichtsweltmeisters, der demnächst als Bürgermeister von Managua vereidigt wird. Denn für einen Mann seiner Gewichtsklasse ist er außergewöhnlich groß. Trotz seiner 1,78 Meter konnte er in den Klassen unter 63 Kilo mitmischen.

65 seiner 82 Siege beendete er mit K.o., meist das Ergebnis eines Trommelfeuers aus zielgenauen Faustschlägen. "Ihn zu beobachten, gleicht dem Genuss eines Renaissance-Meisterwerks", schwärmte der Boxreporter Peter King 1981.

Alexis Argüello wurde 1952 in einem Slum von Managua geboren und teilte seine ersten Haken auf der Straße aus. Sein Schwager brachte ihm die Grundregeln des Boxens bei und förderte das Talent. Im zarten Alter von 16 Jahren blickte Argüello bereits auf eine zweijährige Amateurkarriere zurück. Von 60 Kämpfen hatte er 58 gewonnen, 48 davon mit Knockout. Mit 21 stand er zu seinem ersten Titelkampf im Boxring gegen den erfahrenen Panamaer Ernesto Marcel. Argüello verlor.

Doch schon ein Jahr später konnte er sich den WBA Federgewichtstitel mit einem K.o. gegen den Mexikaner Rubén Olivares holen. Viermal verteidigte er seinen Titel, bevor er es eine Gewichtsklasse höher im Superleichtgewicht versuchte und wieder den Titel gewann. 1981 gelang ihm etwas, was vorher fast niemand geschafft hatte: einen dritten Titel in der nächsthöheren Klasse. Argüello war am Zenit seines Ruhms. 1982 und 1983 verlor er zweimal gegen Aaron Pryor um den Junior Weltergewichtstitel und hängte die Boxhandschuhe an den Nagel. Ein Comebackversuch misslang.

Mit Politik hatte sich der explosive Dünne bis dahin wenig beschäftigt. Er hatte sich von Nicaraguas Diktator Anastasio Somoza vereinnahmen lassen, ohne ein glühender "Somocista" zu werden. Die Revolution begrüßte er 1979, doch als sein Bankkonto beschlagnahmt wurde, weil er in den USA lebte, wechselte er schnell die Seiten und zog ein paar Monate mit den Contras des Edén Pastora herum. "Eine Jugendsünde", wie er heute sagt.

Als populärer Quereinsteiger gab Alexis Argüello für den seit zwei Jahren wieder regierenden sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega den idealen Kandidaten für das Bürgermeisteramt von Managua. Als Vizebürgermeister konnte er bereits etwas Erfahrung sammeln, sieht sich allerdings auch mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

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