Virtueller Protest gegen das Stadtschloss: Dem Dissens ein Gesicht
Auf einer neuen Intenetplattform protestieren Kritiker mit ihrem Gesicht gegen den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses.
Die Debatte über den Wiederaufbau des Stadtschlosses ist gelaufen. Die Bundesregierung hat per Architektenwettbewerb wie gewünscht den denkbar piefigsten Entwurf bekommen. Und nun könnte es mal gut sein. Wenn da nicht das grundlegende Unwohlsein bliebe, dass in der Mitte Berlins kompletter Mist entstehen wird.
Genau deshalb hat eine Gruppe von Architekten, Kulturwissenschaftlern und Stadtplanern die Internetplattform kein-schloss-in-meinem-namen.de eingerichtet. "Wir erklären uns mit dem Schlosssnachbau nicht einverstanden, weil er ein Bild der Geschichte und Gegenwart Deutschlands verkörpert, das wir nicht teilen", heißt es im Begründungstext auf der Internetseite.
Doch um eine inhaltliche Debatte geht es den Organisatoren hier nicht. "Die Argumente sind vorgetragen", erklärt Philipp Oswalt, Architekt und einer der bekanntesten Schlosskritiker. Nun müsse man einen Dissens feststellen. Und dem will die Gruppe um Oswalt im Internet ein Gesicht geben. Die ersten 20 Unterstützer, darunter der Architekturkritiker Bruno Flierl, fanden sich - dem Thema angemessen - bei der Ausstellungsvernissage der Wettbewerbsentwürfe.
Jetzt darf sich jeder Schlosskritiker mit wenigen Clicks, kurzem Kommentar und Foto anschließen - auf dass der Hohenzollernreplik zumindest im Internet mit bösen Blicken widerstanden wird. Wer noch weitergehen will, kann sich auch das architektonisch wertvolle Logo der neuen Kampagne runterladen und beispielsweise aufs T-Shirt drucken. Und so den Dissens in die Stadt tragen.
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