Kommentar Krise bei Autobauer Toyota: Der Fluch der Expansion

Toyota macht schlapp - die Wachstumsideologie testet ihre Grenzen. Die Nebeneffekte baden nicht nur die Firmeneigner aus, sondern auch die Gesellschaften ingesamt.

Der japanische Riese Toyota meldet den ersten Verlust in der Firmengeschichte mit dem Bau seiner Autos. Zwar kommt der Gesamtkonzern mit diversen Nebengeschäften noch auf einen geringen Gewinn, aber es ist trotzdem eine dramatische Trendwende.

Am Jahresanfang sagte der damals profitabelste Autokonzern der Welt eine Expansion auf 10 Millionen verkaufte Fahrzeuge in diesem Jahr voraus. Nun kann er nicht einmal die gut 9 Millionen vom Vorjahr halten. Toyota steht nicht nur pars pro toto für die gesamte japanische Wirtschaft: Die hat im November fast 27 Prozent weniger exportiert als im Vorjahr. Toyota gilt auch als Muster für die weltweite Autobranche. Wie soll es erst den anderen Großen gehen, wenn schon der Branchenprimus schlappmacht?

Warum macht ein Konzern Verluste, obwohl er immer noch 9 Millionen Autos verkauft? - eine Zahl, auf die er nur zwei Jahre vorher stolz gewesen wäre und mit der er im Jahr 2007 einen Betriebsgewinn von 14 Milliarden Euro verbuchte? Antwort: Weil sich keiner auf den Abschwung vorbereitet hat. Selbst ein nur moderater Rückgang bei den Autoverkäufen hätte die Autobauer in Schwierigkeiten gebracht. Denn die Entwicklungskosten erhöhen sich ständig, ebenso wie die Fertigungskapazitäten steigen. Und die Dividenden wachsen ebenso wie der Umsatz und die ausstehenden Kredite.

Wir werden - um den alten Spruch des Club of Rome aus den 70ern zu bemühen - an immer neuen Stellen an die Grenzen des reibungslosen Wachstums stoßen; sei es wegen einer Finanzkrise, sei es wegen der Klimaveränderungen, sei es wegen immer wiederkehrender Knappheiten bei wichtigen Rohstoffen. Die Firmen müssen erst mühsam lernen, flexibler mit immer neuen Schocks dieser Art umzugehen. Weil die Weltwirtschaft ökologisch am Anschlag arbeitet. Aber auch weil ein gewünschtes weltweites Wachstum von 5 Prozent im Jahr (10 Prozent bei den ärmeren Ländern) nicht stetig planbar ist. Solch eine Expansion führt zwangsläufig zu unerwünschten Nebeneffekten. Diese Nebeneffekte baden leider nicht nur die Firmeneigner aus, sondern auch die Gesellschaften ingesamt.

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Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.

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