Staatsoper unter neuer Führung: Bühnenreife Premiere des neuen Opernchefs

Jürgen Flimm wird ab 2010 neuer Intendant der Staatsoper. Aber schon ab Januar will er dem Haus beratend zur Seite stehen. Ob das klappt, ist unklar: Denn der 67-Jährige steht noch bei den Salzburger Festspielen unter Vertrag.

Das ist eine gekonnte Dramaturgie: Vor wenigen Tagen erst hatte die Festspielwelt überrascht zur Kenntnis genommen, dass Jürgen Flimm seinen Vertrag als Intendant der Salzburger Festspiele nicht verlängern wollte. Dann folgte eine kurze Phase der Spannung, in der er von möglichen Optionen in New York redete. Sein neues Ziel aber, das stellte sich am Montag auf einer Pressekonferenz im Roten Rathaus heraus, ist nun Berlin, genauer die Staatsoper, und eine Intendanz an der Seite seines langjährigern Freundes Daniel Barenboim. Hier wird Jürgen Flimm, heute 67, ab 1. September 2010 Intendant für fünf Jahre.

In beratender Funktion will er dem Haus aber schon ab 1. Januar 2009 zur Seite stehen, wenn es um die Gestaltung der Umbauphase geht und das Programm für die Ausweichspielstätte Schillertheater. "Dahin geht mein erster Weg", sagte Flimm.

Der Mann versteht sich nicht nur auf Knalleffekte, sondern auch auf einen kurzen Draht zur Politik. Über Geld rede man am besten nur hinter verschlossenen Türen, bekannte er einmal in einem Interview, und das wird dem Generalmusikdirektor Daniel Barenboim gut gefallen, der eine Pressekonferenz auch nicht für den Ort hält, an dem man über Budgets redet.

Nonchalant erzählte Flimm, wie er vor zwei Monaten einen aufregenden Anruf aus Berlin bekam, von einem früheren Mitarbeiter: "Wir brauchen dich hier in Berlin." Der Anrufer war André Schmitz, Staatssekretär für Kultur, und früher einmal Referendar am Thalia-Theater Hamburg, dem Jürgen Flimm 15 Jahre lang - von 1985 bis 2000 - ein guter Chef war. Darauf habe er sich mit Daniel Barenboim, mit dem ihn schon lange große Zuneigung und gemeinsame Projekte verbinden, in New York in einem Hotelzimmer getroffen, um die Sache zu besprechen. Der jetzt ausgehandelte Vertrag muss in Berlin noch den Rat der Opernstiftung passieren.

Freuen, wie über die Berufung des australischen Regisseurs Barrie Kosky als Intendant an die Komische Oper, oder von Ulrich Khuon an das Deutsche Theater ab der nächsten Spielzeit, kann man sich über diesen jüngsten Coup von Klaus Wowereit in seiner Rolle als Kultursenator dennoch nicht. Denn Jürgen Flimm ist zwar ein erfolgsgewohnter Mann, der zuletzt neben den Salzburger Festspielen auch noch die Leitung der Ruhrtriennale gestemmt hat. Doch trotzdem ist nicht nur sein Renommé als Regisseur von Schauspiel und Oper etwas in die Jahre gekommen, sondern auch sein Ansehen als Intendant und Manager. Er ist eher ein Popularisierer geworden, und die Zeit, in der er für Erneuerung stand, gehört mehr der Vergangenheit an. So dürfte Kosky, der ab 2012 die Komische Oper leitet, der einzige Intendant mit einer eigenen starken Handschrift sein.

Während Flimm in Berlin noch erzählte, dass mit dem Aufsichtsrat der Salzburger Festspiele seine vorzeitige Freistellung abgesprochen dort sei, meldeten die Nachrichten-Agenturen eine ganz andere Reaktion auf Flimms Berufung nach Berlin. "Das kann er sich abschminken", sagte der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden ziemlich wütend und verwies auf Flimms Vertrag bis Ende des Festspielsommers 2010. Die Leitung eines "Konkurrenzunternehmens" in Berlin sei da ausgeschlossen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.