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Blumenberg als Regisseur von "SOKO Wismar""ich denke nicht so hierarchisch"

Der namhafte Filmemacher Hans-Christoph Blumenberg hat vier Folgen der Vorabendkrimiserie "SOKO Wismar" inszeniert. Warum? (18 Uhr, ZDF)

Hans-Christoph Blumenberg bei der Premiere seines Films "Warten auf Angelina". Bild: dpa

Hans-Christoph Blumenberg sieht aus, als hätte er Zahnschmerzen, unerträgliche Zahnschmerzen. Er hält sich während des Gesprächs andauernd die Wange - und auch sein gequälter Gesichtsausdruck verheißt nichts Gutes. Doch Blumenbergs Problem sind nicht seine Zähne, sondern die Fragen des Journalisten, der mit ihm über seine Gastregie bei der ZDF-Vorabendserie "SOKO Wismar" sprechen möchte. Heute läuft mit "Schlechte Zeiten für Vampire" die erste von vier Episoden, die der 61-Jährige inszeniert hat, drei davon nach eigenem Buch. Das war ihm wichtig.

Als man ihn fragt, wie "einer der besten deutschen Fernsehregisseure" (FAZ) dazu kommt, für eine Vorabendkrimiserie zu arbeiten, ob er eine Wette verloren habe, lacht Blumenberg immerhin noch auf - wenn auch nur kurz. "Ich bin lange genug dabei", sagt er dann abgeklärt, "dass ich mir darüber nicht mehr den Kopf zerbreche, wie meine Entscheidungen auf andere Leute wirken." Für ihn sei einzig relevant, "ob ich die Filme machen kann, die ich gerne machen will. Und ob man eine eigene Geschichte um 18 Uhr oder um 20.15 Uhr erzählt, ist doch egal."

Die Grundidee von "Schlechte Zeiten für Vampire" ist nicht uncharmant, spielt sie doch mit der Geschichte der Hansestadt Wismar, in der Anfang der 20er-Jahre Teile des Stummfilmklassikers "Nosferatu - eine Symphonie des Grauens" von Friedrich Wilhelm Murnau entstanden. Mehr als 80 Jahre später wird am historischen Stadttor, durch das der Vampir im Film seinen Sarg trägt, die Leiche eines kleinwüchsigen Schriftsachverständigen entdeckt - ein Fall für Polizeihauptkommissar Jan Reuter (Udo Kroschwald) und Team.

"Das Wichtigste beim Arbeiten für eine Serie ist, dass man die vorhandenen Charaktere akzeptiert", sagt Blumenberg, der auch schon zehn "Tatorte" inszeniert hat, davon acht mit dem früheren saarländischen Gemütsermittler Max Palu (Jochen Senf): "Man darf das Personal nicht neu erfinden wollen." Das klingt gut, doch hätte ein weniger hölzern agierendes Ensemble Blumenbergs schrägem Buch gutgetan. Der hingegen, ganz Profi, fand die Schauspieler "sehr angenehm", hebt Gaststar Thekla Carola Wied hervor und preist den "skurrilen norddeutschen Humor" der Serie - was soll er auch sagen?

Die Frage, warum Blumenberg, der im Januar seinen Low-Budget-Film "Warten auf Angelina" ins Kino brachte, für ein Format gearbeitet hat, das Kollegen nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden, ist damit aber immer noch nicht geklärt. "Sie scheinen das mehr so als Strafe zu verstehen", sagt er und trifft damit die Empfindungen seines Gegenübers ganz gut. Blumenberg guckt mitleidig und versucht sich dann doch an einer Erklärung. Er denke "nicht so hierarchisch, im Sinne von wichtig und unwichtig, oben und unten. Wenn ich das tun würde, würde ich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr arbeiten, weil dann ja jeder meiner Filme immer noch größer und bedeutender sein müsste als der Vorgänger - eine schreckliche Vorstellung."

Seinen Horror davor versteht man umso besser, wenn man weiß, dass Blumenberg vor seinem Wechsel ins Regiefach von 1976 bis 1983 Filmredakteur der Zeit war, also mehr als genug bedeutende Filme kennt, gegen die seine Arbeiten sowieso nicht bestehen können - weder im Fernsehen noch im Kino.

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2 Kommentare

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  • D
    Daniel

    Also bei so einem Artikel bekommt man auch als Leser Zahnschmerzen. Aber der Autor weiss ja sicher dass sein tendezioeses Geschwurbel nicht gegen die Texte eines richtigen Journalisten bestehen kann.

  • OB
    ole berger

    was für ein dummer, voreingenommener, nichts-sagender text!

    der autor ist ganz offenbar mit einer fixen theorie aus der klippschule des bürgerlichen kulturkonsumenten zum interview gereist und wollte die bestätigt wissen. und weil blumenberg das nicht macht, macht er's sich selbst. na denn: keine einzige aussage über die filme, keine aussage über den filmemacher (außer einem FAZ-zitat und backenknautschen), keine aussage über die gesprächssituation - und schon gar kein wort oder wink dazu, warum dieser text geschrieben, gelesen, gedruckt werden musste. und als resümmee ein superkurzes geschwurbel über "große" filme - ohne namen, titel, inhalt, form selbstverständlich.

    solche pseudo-kritiken brauchen weder die wwwelt noch die taz; das verleidet das lesen.