die wahrheit: Viva Las Vegas

Was haben Elvis, der 2. Juni und ich gemeinsam? Nein, Elvis war nicht Mitglied der "Bewegung 2. Juni"...

...Obwohl das nicht nur der Schmalzlocke, sondern auch den Gewaltzauseln sicher gutgetan hätte. Und auch ich habe mit Guerillakampf nichts zu tun - bis jetzt. Allerdings werde ich am 2. Juni 2009 in Las Vegas heiraten. Wie Elvis.

Ursprünglich hatten wir eine "Star Trek"-Hochzeit geplant, weil sich meine - und endlich darf ich mal das herrlich altertümliche Wort benutzen - Verlobte unbedingt einen Klingonen als Trauzeugen gewünscht hatte. Für Nichteingeweihte: Die Klingonen stammen aus dem "Enterprise"-Kosmos und sind humanoide Krieger, die sehr stolz und temperamentvoll sind. Ihr Heimatplanet heißt QonoS, was "Kronos" ausgesprochen wird. Der bekannteste Klingone ist Worf, der mit dem Raumschiff Enterprise durch die endlosen Weiten des Weltalls reist.

Doch dann wurde uns von der Hochzeitsagentur mitgeteilt, dass es für eine Hochzeit im "Enterprise"-Stil mindestens eine Gesellschaft mit achtzig Hochzeitsgästen braucht. Leider können wir so viele Wesen mit unserem kleinen Raumschiff nicht in die Wüste von Nevada transportieren. Also mussten wir die "Star Trek Wedding" wieder absagen. Zum Trost gibt es jetzt einen kostenlosen Elvis. Mir wäre ja ein Borg lieber gewesen, aber Elvis ist immer noch besser als ein knurriger Klingone.

Aber ist eine Hochzeit überhaupt ein Thema für eine Kolumne? Muss man solch eine Privatangelegenheit in der Zeitung ausbreiten? Nein, sicher nicht. Es sei denn, man ist Redakteur einer kleinen, feinen Wahrheitseite, die gern mal die Gesetze des Journalismus aushebelt. Dummerweise ist nämlich von meinen Hochzeitsplänen bereits etwas durchgesickert. Man kann ja heutzutage nichts mehr geheim halten, selbst wenn man sich still und heimlich vermählen möchte. So wie seinerzeit Elvis, der in einer "schlichten Zeremonie" im Aladdin Hotel seiner Priscilla das Ja-Wort hinhauchte. Anschließend gaben die beiden einen, wie es in zeitgenössischen Berichten heißt, "kleinen Empfang für etwa 100 Gäste".

Da ich derzeit ständig gefragt werde, kann ich hiermit also kundtun: Ja, es stimmt, ich heirate in Las Vegas. Nun wissen es wenigstens alle. Und ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich fülle nicht nur meine Freitagskolumne, zu der mir heute absolut kein Thema eingefallen ist, ich spare auch noch die Heiratsannonce. In Las Vegas zu heiraten, ist schließlich teuer genug.

Nicht nur deshalb schlottern mir schon ein wenig die Knie. Mehr als ein Vierteljahrhundert habe ich mich erfolgreich vor dem Heiraten gedrückt, aber zu "Viva Las Vegas" kann selbst ich nicht Nein sagen. Denn wie singt Elvis in seiner Hymne? "All you needs a strong heart and a nerve of steel."

Nerven aus Stahl brauche ich wohl. Heißt es doch, "Las-Vegas-Ehen" sind die kürzesten. Nicht umsonst liegt gleich um die Ecke Reno, das alte Scheidungsparadies. Das wir als frischgebackenes Brautpaar dann doch lieber weiträumig umfahren. Gemächlich werden wir mit einem Straßenkreuzer, an dem ein paar Blechbüchsen hängen, durch die Mojave-Wüste nach Hollywood zuckeln. Und dort enden ja bekanntlich alle Träume happy.

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kari

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