Wahlparteitag der Thüringer CDU: Virtueller Spitzenmann Althaus

Die CDU muss den angeschlagenen Regierungschef Althaus in den Wahlkampf jubeln, obwohl er noch immer in der Reha ist.

Noch nicht wieder im Amt materialisiert: Althaus. Bild: ap/bearbeitung taz

DRESDEN taz Der Wahlparteitag der Thüringer CDU am Sonnabend in Waltershausen erinnert an die Theorie des klassischen Dramas von Gustav Freytag: In der Exposition des ersten Aktes tritt die Hauptperson noch gar nicht auf. Sie schickt wie Ministerpräsident Dieter Althaus lediglich Erklärungen und sorgt für gute Nachrichten über eigene Genesungsfortschritte.

Nach wie vor befindet sich Althaus nach seinem Skiunfall vom Neujahrstag in einer Rehaklinik am Bodensee, während seine Partei die Wahllisten für dieses Jahr aufstellt. Die Liste für die Landtagswahl am 30. August soll Althaus anführen. Ursprünglich sollte der Ministerpräsident auf der Landesvertreterversammlung sein Comeback feiern. Als ihm die Ärzte frühestens für März Vernehmungsfähigkeit bei der Staatsanwaltschaft bescheinigten, war noch eine Videobotschaft im Gespräch. Nun wird nur eine schriftliche Erklärung erwartet. Seine Bewerbung um die Spitzenkandidatur hatte Althaus nach der Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen fahrlässiger Tötung am 5. März eingereicht.

Allen in der Thüringer CDU ist klar, dass der erste öffentliche Auftritt von Althaus in seiner Heimat "sitzen muss", wie es bei Insidern heißt. Dafür ist es trotz offenkundiger körperlicher Fortschritte noch zu früh. Finanzministerin Birgit Diezel und Staatskanzleichef Klaus Zeh hatten Althaus am vergangenen Wochenende in Allensbach besucht und einen guten Eindruck gewonnen. In einem Stern-Inverview behauptet seine Frau sogar, er sei "wieder der Alte". Dazu trage sein Sportprogramm bei. Mehrere Umfragen unter den Thüringern sehen jeweils knappe Mehrheiten für eine Rückkehr von Althaus in die Politik. Noch im März könnte er nach Hause zurück, um die Behandlung der Unfallfolgen ambulant fortzusetzen.

Die Strategie der CDU ist völlig auf Althaus zugeschnitten. Anders als sein Ziehvater Bernhard Vogel hat der 50-Jährige keinen Kronprinzen herangezogen, der ihn kurzfristig ersetzen könnte. Die Opposition will zwar den Skiunfall, der für eine Frau tödlich endete, aus dem Wahlkampf heraushalten. Die SPD kündigte aber ein "Ende der Schonfrist" an. Angesichts von Umfragewerten unter 40 Prozent wird es für die CDU auf einen belastbaren Althaus ankommen. Damit die Wahl für sie nicht endet wie Freytags Dramentheorie: in der Katastrophe.

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