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Kommentar Mehdorn tritt zurückEndlich!

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Der Rücktritt Mehdorns war überfällig. Die Kunden der Bahn können aufatmen. Wie kein anderer hat Mehdorn den Typus des bösen Managers verkörpert.

N ur in den seltensten Fällen gibt es ein Ereignis, bei dem die Bevölkerung des ganzen Landes quasi kollektiv zustimmen wird. Am Montagmittag aber gab es einen dieser raren Momente. Bahnchef Hartmut Mehdorn warf das Handtuch.

Ein zutiefst erleichtertes "Endlich!" dürfte auf Bahnsteigen und Güterbahnhöfen erschallt sein, auch in den Fußgängerzonen und Wohnzimmern. Der Rücktritt war überfällig. Der Mann galt nicht nur unter Bahnfahrern und Bahnangestellten als Hassfigur. Mehdorn stand stellvertretend für viele andere als die Verkörperung des bösen Managers.

Nun zählt es nicht zu den Arbeitsplatzanforderungen eines Managers, besonders beliebt zu sein. Und schließlich muss man Mehdorn zugute halten, dass er gewiss nicht persönlich für jede einzelne Verspätung verantwortlich war.

Aber Hartmut Mehdorn hat eine schier unglaubliche Kette von Fehlern begangen: Unsinnige Fahrpreisgestaltungen und eine gerade noch verhinderte Servicegebühr sind das, woran sich vor allem die Kunden erinnern werden.

Lokführer werden von zutiefst ungerechten Lohnvorstellungen erzählen. Auch die Zerstörung eines Großteils der Bahn-Infrastruktur geht auf Mehdorns Konto. Die Krönung war die Bespitzelung sämtlicher Bahnmitarbeiter, um zu prüfen, ob diese etwa mit Journalisten in Verbindung stünden.

Gescheitert allerdings ist Mehdorn an keinem dieser Skandale. Seinen Job ist Mehdorn losgeworden, weil die Politik ihm die Unterstützung bei der Bahn-Privatisierung entzog. Und das wiederum war nicht Folge innerer Einsicht, sondern der Wirtschaftskrise.

Eine Privatisierung der Deutschen Bahn - Mehdorns Lieblingsidee - ist kurz vor einer Bundestagswahl und angesichts der Krise weder der Bevölkerung vermittelbar, noch würde diese eine adäquate Geldsumme in die öffentlichen Kassen spülen. Also wurde sie abgesagt. Und deshalb konnte die Politik dieses Mal auf Mehdorn verzichten.

Für die Zukunft entscheidend wird sein, ob sich Politiker und Manager besinnen, die Bahn wieder als ein Teil des öffentlichen Guts zu begreifen. Eines, das nicht Profitinteressen unterliegen darf.

Möglich aber wäre, dass die Politik über kurz oder lang wieder die Privatisierungspläne aus der Schublade ziehen wird. Dann bliebe der Abgang Mehdorns nur eine Personalie.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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2 Kommentare

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  • HK
    Heiner Kafesatz

    "Gescheitert ist Mehdorn nicht wegen der von ihm zu verantwortenden Skandale. Seinen Job ist Mehdorn losgeworden, weil die Politik ihm die Unterstützung bei der Bahn-Privatisierung entzog." Das sei jedoch nicht die "Folge innerer Einsicht, sondern der Wirtschaftskrise" gewesen."

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    Jupp, seh ich auch so. Weil sich seine Vision nicht mehr umsetzen ließ, war er angeschlagen. Doch was bringt das nun dem Bahnkunden?

  • EF
    Ernst Friesecke

    Ich glaube nicht, dass Deutschland einig froh ist, dass Mehdorn zurückgetreten ist. Ich bedaure es jedenfalls. Die Bahn wurde früher beschimpft wegen der jährlich wiederkehrenden Verluste, heute wegen Mehdorns Art. Zwischendurch wegen Verspätungen oder Preissteigerungen.

    Als Manager wird sich keine vergleichbar qualifizierte Person finden. Alleine der Vorschlag Wiesheu (Rechtsanwalt) zeigt, dass es an jeglicher Vorstellung für die Anforderungen fehlt. Hier sind Politiker und Mehdorn völlig verschiedene Typen. Mehdorn, ein Macher wie er im Buche steht, hat für Politiker (Schwätzer) nur Verachtung übrig gehabt, übrigens nicht zu Unrecht. Und er hat es sie merken lassen.

    Wenn er bisher Rückhalt hatte, dann, weil man keinen anderen hatte und hat.

    Statt emotional für oder gegen Mehdorn zu sein, hätte man Mehdorn einphasen müssen. Die Qualitäten Mehdorns hätte man kanalisieren müssen. Aber dazu fehlten Tiefensee und Merkel jegliche Qualitäten.

     

    Was immer jetzt kommt wird betriebswirtschaftlich schlechter werden, die Skandale werden andere sein, sie werden aber nicht aufhören. So ein komplexes Unternehmen lässt sich ohne Widerstände gar nicht steuern. Mehdorn hat es an Geduld und Diplomatie gefehlt. Da hätte er eine Stütze in der Politik gebraucht. Der Nachfolger hat diese Eigenschaften vielleicht, die aber ohne Sachverstand nicht viel wert sind.