piwik no script img

Jürgen Trittin über den Wahlkampf"Ich bin eher einfach gestrickt"

Der grüne Spitzenkandidat Jürgen Trittin spricht über den Wunsch nach Veränderung, sein Verhältnis zu politischer Taktik und zu möglichen Koalitionspartnern.

Vorwärts soll es gehen, da ist sich Trittin sicher. Bild: ap
Interview von R. Bollmann und U. Winkelmann

taz: Herr Trittin, haben Sie im Kopf, bei wie viel Prozent eine Ampelkoalition in den Umfragen steht?

Jürgen Trittin: Wollte ich das wissen, könnte ich den Koalitionsrechner im Internet befragen. Die Wahl wird am 27. September entschieden. Keiner weiß, wie die Krise in den Köpfen der Leute und damit auch im Wahlverhalten ankommt. Im Wahlprogramm haben wir die Wirtschaftspolitik deshalb nach vorn gezogen - mit konkreten Ideen für die Schaffung von einer Million Jobs in vier Jahren.

Die Grünen schließen Jamaika aus. Eine Linkskoalition scheitert an der SPD. Die Ampelkoalition dürfen Sie nicht explizit anstreben. Wollen die Grünen noch regieren?

Unser Ziel ist es, Schwarz-Gelb zu verhindern. Wenn das nicht gelingt, können Sie alles andere in die Tonne treten. Die große Koalition muss beendet werden - sie hat nur kleines Karo produziert. Als Mehrheitsbeschaffer für Schwarz-Gelb - "Jamaika" - stehen wir nicht zur Verfügung. Wir wollen eine Koalition machen, die für ökologische Modernisierung, Bürgerrechte und eine fortschrittliche, verlässliche Außenpolitik steht.

Klang das jetzt nach Ampel?

Das sind die Ziele, die in unserem Wahlaufruf stehen.

Diese Ziele wollen Sie also lieber mit Automann Frank-Walter Steinmeier umsetzen als mit der Klimakanzlerin Angela Merkel?

Ich kannte Frank Steinmeier schon, als er noch Oberregierungsrat in der Staatskanzlei Niedersachsen war - und als Amtschef von Autokanzler Gerhard Schröder. Koalitionen mit Sozialdemokraten waren noch nie einfach. Doch ist es allemal besser, wenn wir unsere Inhalte in der Regierung durchsetzen, statt in der Opposition hilflos anzusehen, wie die sogenannte Klimakanzlerin eine komplette Befreiung der europäischen Industrie vom Emissionshandel durchsetzt.

JÜRGEN TRITTIN

Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen wurde 1954 in Bremen geboren. Im November 2008 wurden Trittin und Renate Künast zu den Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2009 gekürt.

GRÜNER PARTEITAG

Delegierte: Dieses Wochenende wollen die Grünen auf ihrem Parteitag in Berlin ihr Wahlprogramm beschließen. 870 Delegierte werden erwartet. Das Programm ist dicht gestrickt. Es sieht auch eine Reihe von Gastrednerinnen vor - so etwa Bundespräsidentschaftskandidatin Gesine Schwan.

Anträge: Dabei gibt es einiges abzustimmen. Neben dem Krach um die Kindergrundsicherung werden viele Kreisverbände etwa in den Punkten Hartz IV, Vermögensteuer, Mindestlohn, aber auch zum Verbot von Kohlekraftwerken Nachbesserungen verlangen.

Koalitionen: Offen bleibt auch, ob es den Anhängern der rot-rot-grünen Idee gelingt, den "Wahlaufruf" zur Frage der möglichen Koalitionen am Sonntag noch etwas nach links zu schieben. Parteiführung und Spitzenkandidaten wollen dies ausdrücklich nicht.

Wenn also erst einmal wohl die Koalition mit der SPD das Ziel bleibt …

… Ziel sind unsere Inhalte: Klimaschutz, Bildung, Gerechtigkeit, soziale und ökologische Regulierung der Globalisierung. In bestimmten Bereichen der Wirtschaftspolitik nehmen sich Herr Steinbrück und Frau Merkel nichts. In der aktuellen Krise geht es beiden fast nur um das Wohl der Banken. Das Wahlprogramm der SPD macht ein paar rot-grüne Überschriften, und im Text darunter steht schon der nächste Koalitionsvertrag mit der CDU.

Der Ampelstreit verriet einiges über Ihr Verhältnis zur Partei. Viele Grüne werfen Ihnen vor, dass Sie zu viel taktieren.

Taktik? Ich bin eher einfach gestrickt und sage: Wir müssen den Stimmenanteil der Grünen maximieren. Mein Ziel ist es nicht, am Wahltag als Verlierer aufrecht unter die Dusche zu gehen.

Verlieren heißt, nicht zu regieren?

Gewinnen heißt, seine Inhalte umsetzen zu können. In Klima, Bildung und grüne Jobs investieren, Grundsicherung und Mindestlohn einführen, das gibt es nur mit uns an der Regierung, nicht in der Opposition. Und Schwarz-Gelb würde rückabwickeln, was wir durchgesetzt haben - den Atomausstieg etwa. Regierungswille ist eine Frage der Glaubwürdigkeit: Ob wir es wirklich ernst meinen mit unseren Inhalten - oder sie abräumen lassen wollen.

Spüren Sie in der Partei eigentlich eine Sehnsucht nach Opposition?

Überhaupt nicht. Die grüne Partei besteht nicht aus Parteitagen. Von 46.000 Mitgliedern hat fast jedes zweite ein kommunales Mandat. Diese Leute kümmern sich in Gemeinderäten um ganz konkrete Fragen. Die haben keine Sehnsucht nach Opposition, sondern nach Veränderung.

Auf die Umfragewerte der Grünen hat sich die Krise bislang nicht ausgewirkt. Liegt das daran, dass so viele Ihrer Wähler im Staatsdienst sind?

Absurder Erklärungsversuch. Wir haben doppelt so viele Selbständige wie in der Gesamtbevölkerung, davon viele in prekären Jobs. Die spüren jede Schwankung sofort. Eines stimmt vielleicht: Unsere Wähler sind im Schnitt jünger und besser ausgebildet, da ist die Angst um den Arbeitsplatz momentan noch weniger verbreitet. Aber allmählich kommt die Krise bei allen an.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

33 Kommentare

 / 
  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    @ Ludwig Paul Häußner: Ihre Argumentation ist insofern inkohärent, als Sie zuerst Imageverlust der Bündisgrünen beklagen (wegen Regierungsbeteiligung bei fragwürdigen Dingen), und dann selbst etwas toll zu finden, was noch fragwürdiger ist und gegenüber vielen Bündnisgrünen Mitgliedern und/oder Wählerinnen/Wählern mindestens ebenso viel Imageverlust verursachen würde, nämlich die sogenannte Jamaika Koalition -

     

    Die Menschen auf Jamaika sollten, n. b, endlich mal gefragt werden, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Land, bzw. ihre Flagge ständig als Metapher für so einen Mist herhalten muss.

     

    @ alle: Angesichts des nunmehr extrem gemäßigten Programms der LINKEn halte ich es für ´möglich´, dass die SPD dazu zu bewegen ist, von einer kategorischen Absage gegen eine S-B-L Koalition (SPD - Bündnis90-DieGrünen - Die Linke) abzurücken.

     

    p.s. Das Konzept Grundeinkommen wurde schon im 20. Jh. vielfach diskutiert, z. B. in den 1960er Jahren in den USA, dort sogar von Ökonomie-Professoren. Eines der Ergebnisse war, dass es nicht funktioniert, wenn es zu viele kinderreiche Familien und zu viele Arme gibt. Letztgenanntes ist durch das Konzept selbst eigtl. nicht zu verhindern. Das wird heute oft von Befürwortenden den Konzeptes vergessen. ´Klassische´ Konzepte wie allgemeine Arbeitszeitverkürzung und Ausbeutungsreduzierung und die Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen bleiben daher aktuell - mit oder ohne Grundeinkommen.

  • O
    ole

    Natürlich wird es in einer Koalition immer Kommpromisse geben müssen. Weshalb soll das denn hier keiner verstanden haben?? Und weshalb sollen wir die deutsche Demokratie nicht verstanden haben??

     

    Ich wähle jedoch eine Partei oder gar eine Koalition nicht, damit sie Kompromisse um jeden Preis eingeht. Und wenn eine Friedenspartei "ja" zu Kriegseinsätzen sagt, muß ich als Wähler einer solchen Partei nicht lange darüber nachdenken, ob man auf Kosten von Prinzipien ein solches Handeln abnicken soll. Und da nützt es auch nichts, wenn man es durch andere Verdienste aufwiegen möchte.

     

    Wir brauchen keine Nivellierung.

  • O
    ole

    Ich habe keineswegs die Leistungen der r-g Koalition bestritten. Nur, die Fortschritte in Sachen Ökologie und Verbraucherschutz waren nicht die alleinigen Taten eines JT sondern der der Grünen als Partei. Und ich behalte mir weiterhin vor, solche polternden Politiker als nicht zwingend notwendig zu betrachten. Zumal es an kompetenten, aber auch sachlich agierenden Leuten bei den Grünen nicht mangelt.

    Und nein, ich beurteile diese Leute nicht nur nach ihren Auftritten in Talkshows. Nur, weshalb machen sie das? Um sowieso nicht ernst genommen zu werden? Daraus folgend können sie dann jeden Unsinn in einer solchen Sendung verbreiten, egal ob weit hergeholt oder nicht? Nein. Wenn man über die Medien versucht, einen Teil der Zuschauer für dumm zu verkaufen, kann ich das nicht gut finden und mir natürlich ein Meinung zu den Charakteren bilden. Das bedeutet nicht, daß ich all ihre Leistungen negiere.

    JT hat also betreffend eines ökologischen Wandels in diesem Lande unter der rot-grünen Koalition seine Verdienste, gar keine Frage. Deswegen ist er jedoch meiner Meinung nach nicht unverzichtbar.

  • C
    Caz

    @ Das Pferd: Ich kann nur bestaetigen was Sie gesagt haben. Es wird in Koalitionen IMMER notwendig sein Kompromisse zu schliessen, nur haben das scheinbar noch nicht alle hier verstanden...

  • D
    DasPferd

    Wow, hätte erwartet, dass die Leser der Taz keine Kommentare im Stammtischniveau verfassen. Aber ich habe mich geirrt.

     

    @Jürgen Purschke: Kleine Brötchen? Atomausstieg, Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, Förderung regenerativer Energien, Dosenpfand (wobei das eher ein Erbe war) usw. Finde ich jetzt nicht unbedingt kleine Brötchen. Letzlich hatten die Grünen nicht die absolute Mehrheit sondern waren KLEINER Koaltionspartner. Dafür haben sie aus ihrem Programm verdammt viel umgesetzt. Hartz IV hat dann im sozialen leider einiges dieser guten Bilanz wieder zerstört, dennoch ist in der Zeit ökologisch ein gewaltiger Schritt nach vorne gemacht worden. nicht umsonst sind seit der Zeit Unternehmen, die sich mit regenerativer Energie beschäftigen, wie Pilze aus dem Boden geschossen.

     

    @ole: Welcher Politiker denn nicht? Talk-Shows sind nun wahrlich nicht dafür geeignet die Kompetenz eines Politikers zu beurteilen, maximal seine Fähigkeit zu blenden. Und wenn du auf seine Regierungszeit anspielst würde mich mal ein konkreter Punkt interessieren und nicht so ein allgemeines Geschwafel. Glaub mir, die gibt es.

     

    Ich kann diese Politikerschelte von Leuten, die sich nie mit der Problematik einer Koalition und der damit verknüpften Notwendigkeit der Kompromissfindung beschäftigt haben, echt nicht mehr hören. Sprecht doch mal Inhalte an, dann kann man wenigstens diskutieren.

  • V
    voyou

    Die *Grünen* gehören für mich zu den Parteien , deren Farbe im Schatten der Macht stark verblasst ist.

    Sie benötigen dringend einen neuen und vor allem stabilen Anstrich.

  • UD
    Ulf Dunkel

    Merkwürdig, wie wenig die Leute rechnen können. Wenn man sich die letzten Wahlergebnisse ansieht, hat Grün bei Rot-Grün nie verloren. Hätte Grün mehr Stimmen gehabt als Rot, wären auch sicher "größere Brötchen" dabei herausgekommen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

     

    Jürgen Trittin war einer der fleißigsten Minister in der ersten Rot-Grünen Ära. Das kann man nachverfolgen. Muss man nur auch wollen.

     

    Und wer Schwarz-Gelb wirklich will, hat genau eines aus der Krise gelernt: NICHTS.

     

    Ich hätte auch gegen Grün-Rot-Rot nichts einzuwenden. Hauptsache, die unchristlichen Nichtdemokraten und die Drei-Punkte-Partei (Steuern runter, Gesetze weg, Straßen bauen) kommen nicht ans Ruder. Den Quatsch haben wir Jahre lang ertragen müssen, mit Kohl und Genscher. Dankeschön, brauchen wir nicht wieder.

  • M
    Martin

    Häußner hat wohl die deutsche Demokratie nicht verstanden. Es regieren Mehrheitskoalitionen. Die größte Fraktion zu sein hat höchstens symbolische Bedeutung.

     

    Trittin sagt, Hauptziel ist Schwarz-gelb zu verhindern, also ist das positive Hauptziel eine rot-grün-rote Koalition. Und das ist gut so.

  • O
    ole

    Ich kann nur bestätigen: Ja, Herr Trittin ist wirklich sehr einfach gestrickt. Aus der Vergangenheit seiner Regierungsmitgliedschaft und den etlichen Talk-Show-Auftritten haben wir gelernt: Es muß auch ohnen ihn gehen.

  • JP
    Jürgen Purschke

    Wie ökologisch, sozial etc. die Grünen regieren, haben wir alle gesehen, als sie eine Regierung mit der SPD bildeten, am Ende kamen nur ganz ganz kleine Brötchen heraus.

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Ganz einfach "Jamaika" Herr Trittin

    -----------------------------------

     

    Es ist doch ganz einfach, Herr Trittin, dass die größte Fraktion im Bundestag mit der Regierungsbildung beauftragt wird - und das wird mit Sicherheit die Union sein.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: rot-grün wurde abgwählt - auch wegen des Afghanistan-Militäreinsatzes und vor allem wegen HARTZ IV.

     

    In beiden Politikbereichen haben die damals in Regierung und Fraktion handelnden GRÜNEN eine Menge Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung verloren.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Entweder geht es nach der Bundestagswahl mit einer geschwächten schwarz-roten Koaliton weiter oder mit einer schwarz-gelben.

     

    Ganz einfach Herr Trittin. Mit schwarz-gelb wird es den Ausstieg aus dem beschlossenen Atomaustieg geben.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Nur durch eine "Jamaika-Koalition" wird dies zu verhindern sein.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: HARTZ IV mus weg - durch ein bedingungsloses GRÜNES Grundundeinkommen - statt verwaltungsaufwändiger Grundsicherung und nicht marktwirtschaftlichen Mindestlöhnen.In der Union und bei der FDP gibt es ähnliche Konzepte wie "Solidarisches Bürgergeld" bzw. das "Liberale Bürgergeld".

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Sie haben die Wahl, ansonsten sind sie spätestes 2013 weg vom Fenster.

     

    In diesem Sinne GRÜN.GUT.GRUNDEINKOMMEN

     

     

    Ludwig Paul Häußner

    GRÜNE Karlsruhe seit 2006 - also nach HARTZ IV -

    und Mitglied im GRÜNEN Netzwerk Grundeinkommen

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    @ Ludwig Paul Häußner: Ihre Argumentation ist insofern inkohärent, als Sie zuerst Imageverlust der Bündisgrünen beklagen (wegen Regierungsbeteiligung bei fragwürdigen Dingen), und dann selbst etwas toll zu finden, was noch fragwürdiger ist und gegenüber vielen Bündnisgrünen Mitgliedern und/oder Wählerinnen/Wählern mindestens ebenso viel Imageverlust verursachen würde, nämlich die sogenannte Jamaika Koalition -

     

    Die Menschen auf Jamaika sollten, n. b, endlich mal gefragt werden, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Land, bzw. ihre Flagge ständig als Metapher für so einen Mist herhalten muss.

     

    @ alle: Angesichts des nunmehr extrem gemäßigten Programms der LINKEn halte ich es für ´möglich´, dass die SPD dazu zu bewegen ist, von einer kategorischen Absage gegen eine S-B-L Koalition (SPD - Bündnis90-DieGrünen - Die Linke) abzurücken.

     

    p.s. Das Konzept Grundeinkommen wurde schon im 20. Jh. vielfach diskutiert, z. B. in den 1960er Jahren in den USA, dort sogar von Ökonomie-Professoren. Eines der Ergebnisse war, dass es nicht funktioniert, wenn es zu viele kinderreiche Familien und zu viele Arme gibt. Letztgenanntes ist durch das Konzept selbst eigtl. nicht zu verhindern. Das wird heute oft von Befürwortenden den Konzeptes vergessen. ´Klassische´ Konzepte wie allgemeine Arbeitszeitverkürzung und Ausbeutungsreduzierung und die Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen bleiben daher aktuell - mit oder ohne Grundeinkommen.

  • O
    ole

    Natürlich wird es in einer Koalition immer Kommpromisse geben müssen. Weshalb soll das denn hier keiner verstanden haben?? Und weshalb sollen wir die deutsche Demokratie nicht verstanden haben??

     

    Ich wähle jedoch eine Partei oder gar eine Koalition nicht, damit sie Kompromisse um jeden Preis eingeht. Und wenn eine Friedenspartei "ja" zu Kriegseinsätzen sagt, muß ich als Wähler einer solchen Partei nicht lange darüber nachdenken, ob man auf Kosten von Prinzipien ein solches Handeln abnicken soll. Und da nützt es auch nichts, wenn man es durch andere Verdienste aufwiegen möchte.

     

    Wir brauchen keine Nivellierung.

  • O
    ole

    Ich habe keineswegs die Leistungen der r-g Koalition bestritten. Nur, die Fortschritte in Sachen Ökologie und Verbraucherschutz waren nicht die alleinigen Taten eines JT sondern der der Grünen als Partei. Und ich behalte mir weiterhin vor, solche polternden Politiker als nicht zwingend notwendig zu betrachten. Zumal es an kompetenten, aber auch sachlich agierenden Leuten bei den Grünen nicht mangelt.

    Und nein, ich beurteile diese Leute nicht nur nach ihren Auftritten in Talkshows. Nur, weshalb machen sie das? Um sowieso nicht ernst genommen zu werden? Daraus folgend können sie dann jeden Unsinn in einer solchen Sendung verbreiten, egal ob weit hergeholt oder nicht? Nein. Wenn man über die Medien versucht, einen Teil der Zuschauer für dumm zu verkaufen, kann ich das nicht gut finden und mir natürlich ein Meinung zu den Charakteren bilden. Das bedeutet nicht, daß ich all ihre Leistungen negiere.

    JT hat also betreffend eines ökologischen Wandels in diesem Lande unter der rot-grünen Koalition seine Verdienste, gar keine Frage. Deswegen ist er jedoch meiner Meinung nach nicht unverzichtbar.

  • C
    Caz

    @ Das Pferd: Ich kann nur bestaetigen was Sie gesagt haben. Es wird in Koalitionen IMMER notwendig sein Kompromisse zu schliessen, nur haben das scheinbar noch nicht alle hier verstanden...

  • D
    DasPferd

    Wow, hätte erwartet, dass die Leser der Taz keine Kommentare im Stammtischniveau verfassen. Aber ich habe mich geirrt.

     

    @Jürgen Purschke: Kleine Brötchen? Atomausstieg, Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, Förderung regenerativer Energien, Dosenpfand (wobei das eher ein Erbe war) usw. Finde ich jetzt nicht unbedingt kleine Brötchen. Letzlich hatten die Grünen nicht die absolute Mehrheit sondern waren KLEINER Koaltionspartner. Dafür haben sie aus ihrem Programm verdammt viel umgesetzt. Hartz IV hat dann im sozialen leider einiges dieser guten Bilanz wieder zerstört, dennoch ist in der Zeit ökologisch ein gewaltiger Schritt nach vorne gemacht worden. nicht umsonst sind seit der Zeit Unternehmen, die sich mit regenerativer Energie beschäftigen, wie Pilze aus dem Boden geschossen.

     

    @ole: Welcher Politiker denn nicht? Talk-Shows sind nun wahrlich nicht dafür geeignet die Kompetenz eines Politikers zu beurteilen, maximal seine Fähigkeit zu blenden. Und wenn du auf seine Regierungszeit anspielst würde mich mal ein konkreter Punkt interessieren und nicht so ein allgemeines Geschwafel. Glaub mir, die gibt es.

     

    Ich kann diese Politikerschelte von Leuten, die sich nie mit der Problematik einer Koalition und der damit verknüpften Notwendigkeit der Kompromissfindung beschäftigt haben, echt nicht mehr hören. Sprecht doch mal Inhalte an, dann kann man wenigstens diskutieren.

  • V
    voyou

    Die *Grünen* gehören für mich zu den Parteien , deren Farbe im Schatten der Macht stark verblasst ist.

    Sie benötigen dringend einen neuen und vor allem stabilen Anstrich.

  • UD
    Ulf Dunkel

    Merkwürdig, wie wenig die Leute rechnen können. Wenn man sich die letzten Wahlergebnisse ansieht, hat Grün bei Rot-Grün nie verloren. Hätte Grün mehr Stimmen gehabt als Rot, wären auch sicher "größere Brötchen" dabei herausgekommen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

     

    Jürgen Trittin war einer der fleißigsten Minister in der ersten Rot-Grünen Ära. Das kann man nachverfolgen. Muss man nur auch wollen.

     

    Und wer Schwarz-Gelb wirklich will, hat genau eines aus der Krise gelernt: NICHTS.

     

    Ich hätte auch gegen Grün-Rot-Rot nichts einzuwenden. Hauptsache, die unchristlichen Nichtdemokraten und die Drei-Punkte-Partei (Steuern runter, Gesetze weg, Straßen bauen) kommen nicht ans Ruder. Den Quatsch haben wir Jahre lang ertragen müssen, mit Kohl und Genscher. Dankeschön, brauchen wir nicht wieder.

  • M
    Martin

    Häußner hat wohl die deutsche Demokratie nicht verstanden. Es regieren Mehrheitskoalitionen. Die größte Fraktion zu sein hat höchstens symbolische Bedeutung.

     

    Trittin sagt, Hauptziel ist Schwarz-gelb zu verhindern, also ist das positive Hauptziel eine rot-grün-rote Koalition. Und das ist gut so.

  • O
    ole

    Ich kann nur bestätigen: Ja, Herr Trittin ist wirklich sehr einfach gestrickt. Aus der Vergangenheit seiner Regierungsmitgliedschaft und den etlichen Talk-Show-Auftritten haben wir gelernt: Es muß auch ohnen ihn gehen.

  • JP
    Jürgen Purschke

    Wie ökologisch, sozial etc. die Grünen regieren, haben wir alle gesehen, als sie eine Regierung mit der SPD bildeten, am Ende kamen nur ganz ganz kleine Brötchen heraus.

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Ganz einfach "Jamaika" Herr Trittin

    -----------------------------------

     

    Es ist doch ganz einfach, Herr Trittin, dass die größte Fraktion im Bundestag mit der Regierungsbildung beauftragt wird - und das wird mit Sicherheit die Union sein.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: rot-grün wurde abgwählt - auch wegen des Afghanistan-Militäreinsatzes und vor allem wegen HARTZ IV.

     

    In beiden Politikbereichen haben die damals in Regierung und Fraktion handelnden GRÜNEN eine Menge Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung verloren.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Entweder geht es nach der Bundestagswahl mit einer geschwächten schwarz-roten Koaliton weiter oder mit einer schwarz-gelben.

     

    Ganz einfach Herr Trittin. Mit schwarz-gelb wird es den Ausstieg aus dem beschlossenen Atomaustieg geben.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Nur durch eine "Jamaika-Koalition" wird dies zu verhindern sein.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: HARTZ IV mus weg - durch ein bedingungsloses GRÜNES Grundundeinkommen - statt verwaltungsaufwändiger Grundsicherung und nicht marktwirtschaftlichen Mindestlöhnen.In der Union und bei der FDP gibt es ähnliche Konzepte wie "Solidarisches Bürgergeld" bzw. das "Liberale Bürgergeld".

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Sie haben die Wahl, ansonsten sind sie spätestes 2013 weg vom Fenster.

     

    In diesem Sinne GRÜN.GUT.GRUNDEINKOMMEN

     

     

    Ludwig Paul Häußner

    GRÜNE Karlsruhe seit 2006 - also nach HARTZ IV -

    und Mitglied im GRÜNEN Netzwerk Grundeinkommen

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    @ Ludwig Paul Häußner: Ihre Argumentation ist insofern inkohärent, als Sie zuerst Imageverlust der Bündisgrünen beklagen (wegen Regierungsbeteiligung bei fragwürdigen Dingen), und dann selbst etwas toll zu finden, was noch fragwürdiger ist und gegenüber vielen Bündnisgrünen Mitgliedern und/oder Wählerinnen/Wählern mindestens ebenso viel Imageverlust verursachen würde, nämlich die sogenannte Jamaika Koalition -

     

    Die Menschen auf Jamaika sollten, n. b, endlich mal gefragt werden, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Land, bzw. ihre Flagge ständig als Metapher für so einen Mist herhalten muss.

     

    @ alle: Angesichts des nunmehr extrem gemäßigten Programms der LINKEn halte ich es für ´möglich´, dass die SPD dazu zu bewegen ist, von einer kategorischen Absage gegen eine S-B-L Koalition (SPD - Bündnis90-DieGrünen - Die Linke) abzurücken.

     

    p.s. Das Konzept Grundeinkommen wurde schon im 20. Jh. vielfach diskutiert, z. B. in den 1960er Jahren in den USA, dort sogar von Ökonomie-Professoren. Eines der Ergebnisse war, dass es nicht funktioniert, wenn es zu viele kinderreiche Familien und zu viele Arme gibt. Letztgenanntes ist durch das Konzept selbst eigtl. nicht zu verhindern. Das wird heute oft von Befürwortenden den Konzeptes vergessen. ´Klassische´ Konzepte wie allgemeine Arbeitszeitverkürzung und Ausbeutungsreduzierung und die Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen bleiben daher aktuell - mit oder ohne Grundeinkommen.

  • O
    ole

    Natürlich wird es in einer Koalition immer Kommpromisse geben müssen. Weshalb soll das denn hier keiner verstanden haben?? Und weshalb sollen wir die deutsche Demokratie nicht verstanden haben??

     

    Ich wähle jedoch eine Partei oder gar eine Koalition nicht, damit sie Kompromisse um jeden Preis eingeht. Und wenn eine Friedenspartei "ja" zu Kriegseinsätzen sagt, muß ich als Wähler einer solchen Partei nicht lange darüber nachdenken, ob man auf Kosten von Prinzipien ein solches Handeln abnicken soll. Und da nützt es auch nichts, wenn man es durch andere Verdienste aufwiegen möchte.

     

    Wir brauchen keine Nivellierung.

  • O
    ole

    Ich habe keineswegs die Leistungen der r-g Koalition bestritten. Nur, die Fortschritte in Sachen Ökologie und Verbraucherschutz waren nicht die alleinigen Taten eines JT sondern der der Grünen als Partei. Und ich behalte mir weiterhin vor, solche polternden Politiker als nicht zwingend notwendig zu betrachten. Zumal es an kompetenten, aber auch sachlich agierenden Leuten bei den Grünen nicht mangelt.

    Und nein, ich beurteile diese Leute nicht nur nach ihren Auftritten in Talkshows. Nur, weshalb machen sie das? Um sowieso nicht ernst genommen zu werden? Daraus folgend können sie dann jeden Unsinn in einer solchen Sendung verbreiten, egal ob weit hergeholt oder nicht? Nein. Wenn man über die Medien versucht, einen Teil der Zuschauer für dumm zu verkaufen, kann ich das nicht gut finden und mir natürlich ein Meinung zu den Charakteren bilden. Das bedeutet nicht, daß ich all ihre Leistungen negiere.

    JT hat also betreffend eines ökologischen Wandels in diesem Lande unter der rot-grünen Koalition seine Verdienste, gar keine Frage. Deswegen ist er jedoch meiner Meinung nach nicht unverzichtbar.

  • C
    Caz

    @ Das Pferd: Ich kann nur bestaetigen was Sie gesagt haben. Es wird in Koalitionen IMMER notwendig sein Kompromisse zu schliessen, nur haben das scheinbar noch nicht alle hier verstanden...

  • D
    DasPferd

    Wow, hätte erwartet, dass die Leser der Taz keine Kommentare im Stammtischniveau verfassen. Aber ich habe mich geirrt.

     

    @Jürgen Purschke: Kleine Brötchen? Atomausstieg, Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, Förderung regenerativer Energien, Dosenpfand (wobei das eher ein Erbe war) usw. Finde ich jetzt nicht unbedingt kleine Brötchen. Letzlich hatten die Grünen nicht die absolute Mehrheit sondern waren KLEINER Koaltionspartner. Dafür haben sie aus ihrem Programm verdammt viel umgesetzt. Hartz IV hat dann im sozialen leider einiges dieser guten Bilanz wieder zerstört, dennoch ist in der Zeit ökologisch ein gewaltiger Schritt nach vorne gemacht worden. nicht umsonst sind seit der Zeit Unternehmen, die sich mit regenerativer Energie beschäftigen, wie Pilze aus dem Boden geschossen.

     

    @ole: Welcher Politiker denn nicht? Talk-Shows sind nun wahrlich nicht dafür geeignet die Kompetenz eines Politikers zu beurteilen, maximal seine Fähigkeit zu blenden. Und wenn du auf seine Regierungszeit anspielst würde mich mal ein konkreter Punkt interessieren und nicht so ein allgemeines Geschwafel. Glaub mir, die gibt es.

     

    Ich kann diese Politikerschelte von Leuten, die sich nie mit der Problematik einer Koalition und der damit verknüpften Notwendigkeit der Kompromissfindung beschäftigt haben, echt nicht mehr hören. Sprecht doch mal Inhalte an, dann kann man wenigstens diskutieren.

  • V
    voyou

    Die *Grünen* gehören für mich zu den Parteien , deren Farbe im Schatten der Macht stark verblasst ist.

    Sie benötigen dringend einen neuen und vor allem stabilen Anstrich.

  • UD
    Ulf Dunkel

    Merkwürdig, wie wenig die Leute rechnen können. Wenn man sich die letzten Wahlergebnisse ansieht, hat Grün bei Rot-Grün nie verloren. Hätte Grün mehr Stimmen gehabt als Rot, wären auch sicher "größere Brötchen" dabei herausgekommen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

     

    Jürgen Trittin war einer der fleißigsten Minister in der ersten Rot-Grünen Ära. Das kann man nachverfolgen. Muss man nur auch wollen.

     

    Und wer Schwarz-Gelb wirklich will, hat genau eines aus der Krise gelernt: NICHTS.

     

    Ich hätte auch gegen Grün-Rot-Rot nichts einzuwenden. Hauptsache, die unchristlichen Nichtdemokraten und die Drei-Punkte-Partei (Steuern runter, Gesetze weg, Straßen bauen) kommen nicht ans Ruder. Den Quatsch haben wir Jahre lang ertragen müssen, mit Kohl und Genscher. Dankeschön, brauchen wir nicht wieder.

  • M
    Martin

    Häußner hat wohl die deutsche Demokratie nicht verstanden. Es regieren Mehrheitskoalitionen. Die größte Fraktion zu sein hat höchstens symbolische Bedeutung.

     

    Trittin sagt, Hauptziel ist Schwarz-gelb zu verhindern, also ist das positive Hauptziel eine rot-grün-rote Koalition. Und das ist gut so.

  • O
    ole

    Ich kann nur bestätigen: Ja, Herr Trittin ist wirklich sehr einfach gestrickt. Aus der Vergangenheit seiner Regierungsmitgliedschaft und den etlichen Talk-Show-Auftritten haben wir gelernt: Es muß auch ohnen ihn gehen.

  • JP
    Jürgen Purschke

    Wie ökologisch, sozial etc. die Grünen regieren, haben wir alle gesehen, als sie eine Regierung mit der SPD bildeten, am Ende kamen nur ganz ganz kleine Brötchen heraus.

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Ganz einfach "Jamaika" Herr Trittin

    -----------------------------------

     

    Es ist doch ganz einfach, Herr Trittin, dass die größte Fraktion im Bundestag mit der Regierungsbildung beauftragt wird - und das wird mit Sicherheit die Union sein.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: rot-grün wurde abgwählt - auch wegen des Afghanistan-Militäreinsatzes und vor allem wegen HARTZ IV.

     

    In beiden Politikbereichen haben die damals in Regierung und Fraktion handelnden GRÜNEN eine Menge Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung verloren.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Entweder geht es nach der Bundestagswahl mit einer geschwächten schwarz-roten Koaliton weiter oder mit einer schwarz-gelben.

     

    Ganz einfach Herr Trittin. Mit schwarz-gelb wird es den Ausstieg aus dem beschlossenen Atomaustieg geben.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Nur durch eine "Jamaika-Koalition" wird dies zu verhindern sein.

     

    Ganz einfach Herr Trittin: HARTZ IV mus weg - durch ein bedingungsloses GRÜNES Grundundeinkommen - statt verwaltungsaufwändiger Grundsicherung und nicht marktwirtschaftlichen Mindestlöhnen.In der Union und bei der FDP gibt es ähnliche Konzepte wie "Solidarisches Bürgergeld" bzw. das "Liberale Bürgergeld".

     

    Ganz einfach Herr Trittin: Sie haben die Wahl, ansonsten sind sie spätestes 2013 weg vom Fenster.

     

    In diesem Sinne GRÜN.GUT.GRUNDEINKOMMEN

     

     

    Ludwig Paul Häußner

    GRÜNE Karlsruhe seit 2006 - also nach HARTZ IV -

    und Mitglied im GRÜNEN Netzwerk Grundeinkommen