piwik no script img

Kommentar zum Bombodrom-Aus und seinen FolgenBomben über Bentheim

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Ein Land, das seine Freiheit am Hindukusch verteidigen lässt, muss sich auch fragen, wie das gehen soll, wenn die Soldaten nirgends üben können.

F ür die Menschen in der Grafschaft Bentheim ist das Scheitern des Bombodroms in jedem Fall eine schlechte Nachricht: Selbst wenn die Bundeswehr nicht die erlaubten 4.000 Übungsflüge ausschöpfen sollte - aus der erhofften Entlastung durch den Schießplatz im Brandenburgischen wird nichts.

Verständlich, dass das Enttäuschung auslöst. Aber ein Land, das seine Freiheit am Hindukusch verteidigen lässt, muss sich auch fragen, wie das gehen soll, wenn die Soldaten nirgends üben können. Die Kyritz-Ruppiner Heide wäre dafür prädestiniert gewesen, weil sie so dünn besiedelt ist - aber es ist eben immer schwieriger, einen neuen Schießplatz durchzusetzen, als einen alten weiter zu benutzen. Die Bundeswehr ist also buchstäblich den Weg des geringsten Widerstands gegangen.

Man muss allerdings zugeben, dass auch die Gegend um Nordhorn sehr dünn besiedelt ist - nicht umsonst heißt es dort "Engdener Wüste". Das Übungsschießen ist also auch dort eine Zumutung für relativ wenige Menschen.

Noch bequemer wäre nur, gleich alle Übungsflüge ins Ausland zu verlegen. Damit anfangen hat die Bundeswehr schon längst. Sollen die Tiefflieger doch den Italienern auf die Nerven gehen. Wohin das führen kann, zeigte sich 2007, als ein Bundeswehr-Tornado auf dem Rückflug an einer Felswand im Berner Oberland zerschellte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • KN
    klaus noname

    "Aber ein Land, das seine Freiheit am Hindukusch verteidigen lässt, muss sich auch fragen, wie das gehen soll, wenn die Soldaten nirgends üben können."

     

    Irgendwie kann ich mich des Eindrucks immer weniger erwehren, dass die TAZ direkt von der Hardthöhe gesponsort wird. "... ein Land ... muss sich ... fragen"? Redakteure sollten, bevor sie ein Land irgendetwas fragen lassen, mal anfangen zu denken - was ist denn das für ein SUBJEKT, dieses "Land"? 69 Propzent der Bevölkerung dieses Landes sehen - laut Umfrage - aktuell keinen plausiblen Grund Soldaten dafür zu üben lassen, dass sie in Afghanistan Krieg führen.