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Junge DealerGeld als Einstiegsdroge

Drogenhandel Immer wieder werden Kinder von Dealern als Drogenkuriere angeworben, sagt die Kreuzberger Jugendstadträtin. Reinickendorf entscheidet, wo 12-jähriger Kurier untergebracht wird.

Heroin: Konsumenten und Dealer werden immer jünger Bild: AP

Erwachsene Dealer versuchen in Kreuzberg, Kinder als Drogenkuriere anzuwerben. "Das ist ein richtiges Problem", bestätigt Monika Herrmann (Grüne), Jugendstadträtin des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Der 12-Jährige, der von der Polizei am Montag mit 150 Heroinkügelchen und rund 200 Euro Bargeld gefasst worden war, sei kein Einzelfall. "Wir wissen von Eltern, dass es Versuche gibt, Kinder vor der Schule oder in Parks anzuwerben".

Der 12-Jährige war laut Polizei gerade dabei gewesen, das Rauschgift in einem Erdloch in einem Park in Kreuzberg zu verbuddeln, als er Zivilbeamten auffiel. Bis zum 14. Lebensjahr sind Kinder strafunmündig und können somit nicht belangt werden. Nach einer erkennungsdienstlichen Behandlung wurde der Junge seinen Betreuern übergeben. Der aus dem Libanon stammende unbegleitete minderjährige Asylbewerber lebt seit Juni in der Erstaufnahmestelle in Zehlendorf. Die Einrichtung, die der Senatsverwaltung für Jugend untersteht, verfügt über 40 Plätze. Minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge werden grundsätzlich nicht abgeschoben. Nach einer durchschnittlichen Verweildauer von drei Monaten werden sie in einer Jugendeinrichtungen der Bezirke untergebracht.

Für den 12-Jährigen einen Platz zu finden, "wird vermutlich nicht so einfach werden", sagte der stellvertretende Jugendamtsleiter von Steglitz-Zehlendorf, Reinhard Hoffmann. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat die Amtsvormundschaft für alle jugendlichen Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle . In den nächsten Tagen soll der Junge nach Reinickendorf verlegt werden. Das zumindest hat der Sprecher der Senatsjugendverwaltung, Kenneth Frisse, am Donnerstag angekündigt. "Dort wird man sehen, was das beste für ihn ist". Das Jugendamt Reinickendorf werde nicht nur über die Unterbringung und Ausbildung des 12-Jährigen entscheiden, sondern auch darüber, ob bei ihm eine Altersbestimmung durchgeführt werde. "Angeblich sieht der Junge älter aus, als er angegeben hat", sagte Frisse.

Der Altersnachweis kann durch Röntgenbilder erbracht werden. Nach Informationen der taz werden solche Tests von den Bezirken aber nur dann veranlasst, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass das wahre Alter das 16. Lebensjahr übersteigt. Flüchtlinge, die älter als 16 sind, werden nach einem anderen Schlüssel in den Bundesländern verteilt, als Kinder und Jugendliche.

Die Kreuzberger Jugendstadträtin Herrmann sagte, der Polizei seien die Versuche, Kinder als Drogenkuriere anzuwerben, bekannt. Vorbeugen könne man eigentlich nur durch Aufklärung. An die Dealer komme man kaum heran. Die Kinder würden mit Geld geködert. "Es gehört schon was dazu, nein zu sagen, wenn man arm ist und einem mit einem 50 Euro Schein gewunken wird". Laut Polizei wurden 2008 in Berlin 28 Kinder beim Dealen mit Rauschgift erwischt. 2007 waren es 19.

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3 Kommentare

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  • MM
    Mensch Meier

    "Minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge werden grundsätzlich nicht abgeschoben." -> Das stimmt nur theoretisch. Praktisch versuchen die Behörden immer wieder diese jungen Flüchtlinge "volljährig" zu machen (Flüchtlinge gelten übrigens entgegen der UN-Kinderrechtskonvention hierzulande bereits mit 16 Jahren als volljährig, eine Praxis, die Asyl-, Kinderrechts- und Menschenrechtsverbände seit Jahren kritisieren), um sie abschieben oder wenigstens in "reguläre" Flüchtlingsheime für Erwachsene "auslagern" zu können.

    "Der Altersnachweis kann durch Röntgenbilder erbracht werden." -> Diese Praxis ist hochgradig umstritten. Es werden die Handknochen geröntgt, um anhand dessen, wie stark sie zusammengewachsen sind, das Alter abzuleiten. Diese Methode berücksichtigt jedoch nicht, daß die Entwicklung bei jedem Menschen unterschiedlich verläuft und u.a. auch dorch (Feld-)Arbeit beeinflußt wird. Aber es ist natürlich einfacher, einen 12-Jährigen oder eine 14-Jährige zu "volljährigen" 16-jährigen Flüchtlingen zu machen, um sie abzuschieben oder unbeaufsichtigt zusammen mit Erwachsenen zu "verwahren", als sich mit den Ursachen von Flucht und ggf. Kriminalität zu beschäftigen. Was in "normalen" (normal ist das ja keineswegs) Unterkünften mit ihnen geschieht, ist den zuständigen Behörden dann egal.

  • K
    Kommentator

    @ Herbert und Plutonia:

    "Von Herbert:

    Die armen Kinder. Da wäre es doch wesentlich besser, man sendet sie in ihre Heimatländer zurück, da haben sie ein besseres Leben als hier Gift an Kranke zu verkaufen und das Geld anderen Kriminellen geben zu müssen!"

     

    man analysiere:

    1. Heimat als Gefühl starker Verbundenheit mit einem Ort. Vielleicht ist Deutschland seine Heimat? DU willst wissen, was seine Heimat ist?

    NPD-like...

     

    2. in deiner Ironie verneinst Du die beschissene Situation der Asylbewerber und ihr rationales (!) Verhalten, Drogen zu verkaufen.

     

    Die Implikationen eines Humanisten wären:

    - Integration fördern durch Angebote

    (Arbeit, Austausch, etc.)

    - Prohibition abschaffen, Originalstoffabgabe

    --> kein Markt mehr nötig, so n Dreck zu

    verticken

     

    Mfg, Kommentator.

    PS: Ich glaube die ED-Behandlung ist auch nicht rechtens. Kann Plutonia ja mal prüfen lassen, wenn sie nicht auch so hypokrit ist wie der Ton des Artiekls.

    zum Artikel:

  • H
    Herbert

    Die armen Kinder. Da wäre es doch wesentlich besser, man sendet sie in ihre Heimatländer zurück, da haben sie ein besseres Leben als hier Gift an Kranke zu verkaufen und das Geld anderen Kriminellen geben zu müssen!