Ex-SPD-Chef Engholm über Stegner: Nachhilfe in Nettigkeit
Guckt Ralf Stegner zu grimmig? Ex-SPD-Chef Björn Engholm rät ihm dringend zu mehr Lockerheit. Am Freitag soll Stegner zum Spitzenkandidaten gewählt werden.
BERLIN taz | Der frühere SPD-Chef Björn Engholm rät seinem Nachfolger zu mehr Lockerheit. Ralf Stegner solle bleiben wie er ist, sagte Engholm in einem Interview mit der taz-Wochenendausgabe sonntaz. "Nur von Zeit zu Zeit ein kleines Lächeln mehr. Von Zeit zu Zeit die Wut auf unseren Landesteddy Carstensen ein bisschen runterschlucken."
Stegner solle sich im Wahlkampf mehr Zeit für die Menschen nehmen: "Nicht zehn Termine am Tag machen, sondern vier", sagte Engholm. "Auch wenn da nur zwanzig Leute sitzen. Mit denen eine Stunde verbringen. Nicht: Der nächste Termin, der nächste Termin.
Nach dem Bruch der großen Koalition in Schleswig-Holstein will die SPD Stegner am Freitagabend in Lübeck als Spitzenkandidaten nominieren. Der Kieler Landtag wird am 27. September neu gewählt. Der 49 Jahre alte Stegner hat keinen Gegenkandidaten bei der Nominierung.
Das vollständige Interview mit Björn Engholm lesen Sie in der aktuellen sonntaz vom 1./2.8.09 - ab Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.
Doch er kämpft gegen das Image eines bissigen Kämpfers nicht erst seit er die SPD im Norden führt. "Ich würde eine andere Visage machen, wenn ich auftrete", sagte Engholm. "Ich würde wahrscheinlich auch andere Vokabeln benutzen. Aber dieser Mann hat Linie und klare Perspektiven. Das sagt er den Leuten, mitunter unverblümt. Scharf. Was ist daran falsch? Soll er sich verstellen?"
Medien in Schleswig-Holstein warf Engholm eine Kampagne gegen Stegner vor. Es tue ihm weh, wenn sein Nachfolger heruntergeschrieben werde und er fühle sich an schlechte Zeiten in dem Land erinnert. "Die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung und die Lübecker Nachrichten malen Ralf Stegner als Kotzbrocken, weil sie nicht mehr gewohnt sind, dass Leute sogar ihre Meinung sagen."
Engholm spricht in dem Interview auch über seinen einstigen Widersacher Uwe Barschel, die Situation der Bundes-SPD und über das spezielle Verhältnis der beiden Volksparteien in Schleswig-Holstein. "Ich finde, im Norden sind wir nicht so sehr anders, außer dass wir alle paar Jahre mal ne Krise haben: Dann trifft rural-autokratische auf urban-linksliberale Mentalität. Carstensen auf Stegner etwa. Und dann krachts."
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