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Kommentar HRE-UntersuchungsausschussKein Interesse an Aufklärung

Ulrike Herrmann
Kolumne
von Ulrike Herrmann

Die Vorgänge der Hypo Real Estate werden vom Bundestag untersucht. Doch anderen Pleitebanken wie die IKB bleiben unangetastet? Warum? Die Bankerlobby scheint gesiegt zu haben.

S elbst in der Sommerpause tagt der Untersuchungsausschuss, der die Vorgänge rund um die Rettung der Hypo Real Estate erforschen will. Fleißig also sind die Abgeordneten. Trotzdem stellt sich drängend die Frage, ob sie die richtigen Themen verhandeln. Denn sie kümmern sich nur um den Zusammenbruch der Hypo Real Estate. Andere Pleitebanken werden nicht betrachtet - wie die IKB oder die Commerzbank -, obwohl diese Institute mindestens so skandalträchtig sind wie die Hypo Real Estate.

Beispiel IKB: Eigentlich sollte diese eher kleine Bank den deutschen Mittelstand finanzieren, doch stattdessen hat sie sich mit US-Hypothekenpapieren verspekuliert. Inzwischen wurden knapp 20 Milliarden Euro an Zuschüssen, Kapitalhilfen und Garantien fällig. Das Risiko trägt vor allem der Bund - obwohl die Bank zu Beginn der Krise mehrheitlich der privaten Finanzwirtschaft gehört hat. Wer warum entschieden hat, dass vorwiegend die Steuerzahler haften müssen, werden wir nie mehr erfahren.

Ähnlich ist es bei der Commerzbank. Sie hat die angeschlagene Dresdner Bank übernommen, die sich ebenfalls massiv mit US-Ramschpapieren verspekuliert hatte. Diese Fusion wäre nie möglich gewesen, wenn der Staat nicht 18,2 Milliarden Euro zugeschossen hätte. Eindeutiger Profiteur war diesmal die Allianz, die ihren Verlustbringer Dresdner Bank nun endlich los ist. Auch bei diesem dubiosen Geschäft auf Staatskosten hätte interessiert, wie die Entscheidungen im Hintergrund gefallen sind.

taz

Ulrike Herrmann ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Doch an einer echten Aufklärung hatte die Finanzindustrie kein Interesse. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Banken Druck auf die FDP ausgeübt haben, damit ein umfassender Untersuchungsausschuss nicht zustande kommt.

Stattdessen wird also die Rettung der Hypo Real Estate erforscht. Viel ist nicht herausgekommen. Aber das wussten die Banker ja schon vorher.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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5 Kommentare

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  • G
    Gockeline

    Nur der normale Bürger möchte die Aufklährung,bekommt sie aber nicht.

    Er könnte die Wahrheit nicht mehr verkraften.

    Vielleicht würden sie alle Banker steinigen

    käme die Wahrheit ans Licht.

    So vertuscht man wo man kann.

    Aufklährung ist nicht gewollt.

    Augen zu und weiter machen als wenn nicht gewesen wäre ist das Motto.

  • FM
    F. Meklenburg

    Frau Herrmann hat (leider) recht. Das ganze ist eine Schmierenkömmödie, die halbwegs bis zur Wahl in gut 5 Wochen die Volksseele ein wenig beruhigen soll. An einer wirklichen Aufklärung ist niemand derjenigen - die Steuergelder wie heisse Luft zur Rettung von angeschlagenen Banken und Firmen blasen - gelegen.

     

    Wenn Westerwelle + Co. mit Frau Merkel rankommen, ist das ganze vergessen. Und was sind schon 100 Milliarden, wenn man sich herrlich über Dienstwagen, angebliche Managergehälter-Begrenzungen und Themen wie "Günther Jauch denkt schon ans aufhören" (Bild-Zeitung von heute) und "Angela Merkel mächtigste Frau der Welt" (gleiche Gazette) beschäftigt...

  • MB
    Martin B

    Es sind nicht nur die Banken die kein Interesse an Aufklärung haben. Sondern auch deren politischen Helfer.

     

    Defakto wurde Steuermichl nach Strich und Faden betrogen. Die Banken haben verzockt, die Casinorechnung zahlen die anderen.

  • T
    tbhomy

    Man kann es in einem Satz zusammenfassen: Das Ende der deutschen Demokratie wird erneut durch das Armutszeugnis der Politik belegt. Die Verfassung ist eine Farce.

  • DJ
    Detlef Janz

    Für den Anfang schon einmal ein guter Artikel. Ich würde mir

    wünschen, dass Sie zukünftig über die

    verantwortlichen Personen, Nina Hauer (SPD) und Leo Dautzenberg (CDU), die heute im Untersuchungsausschuss zur HRE sitzen, etwas kritischer berichten würden. Diese Personen haben sich schon am 08. Mai 2003 für die Finanzbranche verdient gemacht.

    Weitere Informationen gibt es unter

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4130#more-4130

    Detlef Janz