"Summer of the 80s": Zwei Ikonen, ganz nett
Arte lässt die 80er mit zwei Protgonistinnen auferstehen, die unterschiedlicher nicht sein könnten - Madonna und Lady Di ("Die Lady und die Pop-Queen", Dienstag, 21.00 Uhr).
Als Diana Spencer am 29. Juni 1981 den britischen Königssohn Charles heiratete und so zur Prinzessin von Wales wurde, übertrugen mehr als 100 Kameras die Zeremonie in die Wohnzimmer der Welt. 750 Millionen Menschen schauten zu.
Madonna Louise Ciccone, Tochter italienischer US-Einwanderer, schaffte 1984 mit "Like a Virgin" den internationalen Durchbruch. Das Plattencover zeigte sie im Brautkleid, die dazugehörigen Videoclips liefen bei MTV hoch und runter. Das Album verkaufte sich über 20 Millionen Mal. Heute gilt Madonna als erfolgreichste Künstlerin aller Zeiten.
Zwei Frauen, zwei Stars, zwei Ikonen der 1980er-Jahre.
Eines haben die "Königin der Herzen" und die nicht altern wollende Popsängerin in jedem Fall gemein: Ohne das Fernsehen wären sie nicht zu dem geworden, was sie sind beziehungsweise waren. Und beide sind bei allen Gegensätzen typisch und prägend für die 1980er-Jahre. Darauf zumindest will die Dokumentation "Die Lady und die Pop-Queen" hinaus, die Arte heute um 21 Uhr im Rahmen des Programmschwerpunktes "Summer of the 80s" zeigt.
Didier Varrod und Emmanuelle Nobécourt stellen die beiden Diven als "Engel und Dämon" vor, als ungleiches Paar, das die Doppeldeutigkeit der 80er zeigt: Tugend und Laster, Tradition und Avantgarde. Die 80er: Ein Jahrzehnt voller Spaß, dem die große Weltsicht abhandengekommen ist. Eine naive und doch hoffnungsvolle Generation. Eine Aura von Romanheldinnen umgibt beide Frauen, eher staatstragend die eine, bewusst provokant die andere. Wegbereiterinnen beide. Vielleicht haben die Filmemacher mit dieser Deutung recht. Doch über bloße Behauptungen geht die Dokumentation nicht weit hinaus. Sie bleibt ein unentschlossener Versuch.
Die Bilder sind teils eindrücklich, teils verstörend und teils - in der Nachschau - einfach nur witzig. Alles in allem aber wirken sie recht wahllos aneinandergeschnitten. Lady Di und Madonna werden nicht wirklich lebendig, man kommt nicht nahe an sie heran. Dazu müssen sich die beiden mit vielen anderen die Aufmerksamkeit teilen: mit Michael Jackson natürlich, mit dem ersten "Live Aid"-Konzert im Jahr 1985, mit Wham, mit Aids. Selbst Nina Hagen bekommt zwölf Sekunden.
Als Kronzeugen kommen französische Produzenten, Journalisten und Schauspielerinnen zur Wort. Sie geben sehr persönliche Kommentare ab, erzählen locker und spontan. Aber will man wissen, wie Leute, die man hierzulande kaum oder gar nicht kennt, die Geschichte der Popkultur deuten? Das ist eben die Krux des deutsch-französischen Kulturkanals mit seiner hier sehr französischen Sicht.
Die gezeigten Music-Clips verdeutlichen zumindest etwas, das man sonst vielleicht vergessen hätte - wie viele Hits Madonna damals schon hatte: "Material Girl", "Holiday" oder "Papa dont preach" sind nur drei Beispiele. Sie ist eine Pop-Queen, ganz bestimmt.
Nach 60 Minuten poppigem Bilderreigen bleibt der vage Eindruck, dass die 80er lange her sind. Und doch: Wenn man an Madonna denkt, wie sie heute noch die Arenen füllt und in hautenger Kleidung zu ihren größten Hits auf der Bühne herumhüpft, hat man gleichzeitig das Gefühl: So richtig vorbei ist dieses mit Sicherheit prägende Jahrzehnt bis heute nicht.
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