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AtomverhandlungenIran bietet Kooperation an

Laut New York Times besitzt der Iran alle Informationen, um eine Atombombe zu bauen. Doch das Mullah-Regime gibt sich kooperativ und empfängt den Chef der Atomagentur El Baradei.

Freundliche Mienen zum Versteckspiel: El Baradei (li) und Ahmedinedschad am Präsentiertisch. Bild: dpa

KAIRO taz | Wenige Tage nach den Atomverhandlungen in Genf am vergangenen Donnerstag reiste der Chef der Internationalen Atombehörde (IAEO) Mohammed El-Baradei am Wochenende in den Iran. Dort hat er am Sonntag die iranische Zusage erhalten, dass seine Behörde eine bislang unbekannte Urananreicherungsanlage in der Nähe der Stadt Qom am 25. Oktober inspizieren kann. "Es ist wichtig für uns, dass unsere Inspektoren eine umfassende Untersuchung der Anlage durchführen können, um sicherzustellen, dass sie einem friedlichen Zweck dient", erklärte El-Baradei im Teheran. Außerdem hat der Leiter der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, zugesagt, am 19. Oktober in Wien mit Vertretern Russlands und Frankreichs zusammenzutreffen. Dort soll über die Details für eine Anreicherung iranischen Urans in Russland und Frankreich gesprochen werden. Der Plan sieht nach westlichen Angaben vor, 1,2 Tonnen des iranischen Urans mit einem Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent nach Russland zu schicken. Dort würde es auf 19,75 Prozent angereichert - genug für einen Forschungsreaktor, aber deutlich unter dem Reinheitsgrad von etwa 90 Prozent, der das Uran waffenfähig machen würde.

US-Präsident Obama hatte bereits nach den Genfer Gesprächen seine Hoffnungen ausgedrückt, dass der Iran nun "konstruktive Taten" folgen lässt. Beide Seiten hatten dort beschlossen, sich erneut bis Ende des Monats zu sprechen.

Doch just, als die Zeichen auf Entspannung stehen, veröffentlichte die New York Times einen Bericht mit Auszügen einer internen vertraulichen Analyse der IAEO, laut dem der Iran "genug Informationen für das Design und die Produktionen einer Atombombe besitzt". Der Bericht schlussfolgert aber auch, dass man weitere Fakten prüfen müsse, bevor das bestätigt werden könne. Der Iran hätte Daten über illegale Wege von Nuklearexperten bekommen und habe unter der Federführung des Verteidigungsministeriums diese seit 2002 intensiv weiter erforscht und getestet. Die New York Times zitiert nicht namentlich genannte hohe europäischen Beamte als Quelle des Zeitungsberichts.

Wie es scheint, gibt es auch innerhalb der Atombehörde Meinungsverschiedenheiten. Der Bericht der New York Times setzt El-Baradei von Teilen seiner eigenen Behörde unter Druck, mit dem Iran kritischer umzugehen. Doch die jüngsten iranischen Zusagen kann El-Baradei als Gewinn seiner nicht konfrontativen Politik verbuchen. "Wir haben einen anderen Gang eingelegt, von Konfrontation zur Transparenz und Zusammenarbeit. Ich rufe den Iran weiterhin auf, so transparent wie möglich zu sein", so El-Baradei in Teheran.

Auch der Direktor der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes zeigt sich optimistisch, dass nun "ein Kreislauf der Vertrauensbildung" in Gang gesetzt werden wird. Er drückt sich so aus: "Die tickende Uhr, von der wir so lange geredet haben, ist ein ganzes Stück zurückgedreht."

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11 Kommentare

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  • KD
    kenner der szene

    zum letzten Mal!

    Das Mulahregime ist alles andere als FRIEDLICH!

     

    Schaut Euch alleine auf der Interpolseite, wieviele Regeirungsvertreter von Interpol gesucht werden. Als Vorgeschmack, der aktuelle Verteildigungsminister.

     

    Wusstet IHR dass bei Kabinetsitzungen der Regierung von Ahmadinejad ein leerer Stuhl immer rechts von ihm postiert wird??? Und warum, weil der verborgene 12. IMAM darauf Platz nimmt. Und dieser ist dafür zuständig den Tag des jüngsten Gerichts auszurufen. Und wie macht man das am besten als Vollstrecker, indem es laut knallt! Diese Fascho-Light-Taliban dürfen nie und nimmer in die Lage versetzt zu werden, mächtiger zu werden. Alles was sie verabscheuen, sind UNSERE FREIEN UND HARTERKÄMPFTEN WERTE!

     

    Die Leichen der getöteten Regimegegner (nach den Wahlen) werden nun im Verborgenen der Familien der Misshandelten/Gefolterten/Getöteten gegen GELD zurückgegeben. Sie dürfen nicht einmal einen Grabstein auf der Friedsstätte tun!

     

    Also wacht auf und hört auf die falschen immer in den Schutz zu nehmen.

  • ND
    Nicht der Sadscha

    Sascha was bist du eigentlich selbst von der Nationalität her?

    So wie du schreibst bist du wohl selbst ein Araber, oder?

    Und noch was. Die Iraner sind Perser du depp, und keine Araber.

  • P
    ProPeace

    Werte Taz-Reporter:

     

    Bitte lest Euch einmal diesen sehr informativen englischen Artikel durch mit dem Titel:

     

    "Zehn Dinge über Iran, die Sie zu wissen glauben".

     

    http://www.juancole.com/2009/10/top-things-you-think-you-know-about.html

     

    Der Mann ist Professor, Jude und Leiter eines renommierten Forschungsinstituts, also halbwegs glaubwürdig m.E., nicht im Verdacht linker Propaganda gegen Israel und USA zu stehen.

     

    Danach ist die wiederholte Behauptung, dass der Iran Atombomben bauen will eine schlichte Lüge, was selbst CIA und die internationale Atomenergiebehörde wiederholt betont haben.

    Die Iraner haben immer wieder unterstrichen, dass ihr Atomprogramm, welches noch unter dem Shah mit Hilfe westlicher Firmen damals begonnen wurde, nur der Stromerzeugung dienen soll.

     

    Die einzigen, die immer und immer wieder die Lüge verbreiten, der Iran verfüge über die Fähigkeit in Kürze oder in der Zukunft Atombomben zu bauen, sind gewissen Regierungskreise in westlichen Staaten und deren Hintermänner in Wirtschaft und Politik, die ein großes Interesse an der Ausweitung von Kriegen im Mittleren Osten haben.

     

    Die Iraner sind ein friedfertiges Volk, das in den letzten Jahrhunderten niemanden bekämpft haben, es sei denn sie wurden angegriffen.

     

    Also, wenn man also die NY-Times mit sowas zitiert, dann kann ich nur eine böswillige und erneute Verleumdung auch von seiten der NY-Timmes vermuten, die die gleichen Behauptungen wieder streut.

     

    Man mag von dem Mullah-Regime und Ahmadinejad halten was man will, aber es ist einfach nicht wahr, was immer wieder hier zur Vorbereitung eines amerikanisch-israelisch Krieges gegen Iran vorgebracht wird.

     

    Haben denn alle die Propaganda-Kampagne im Vorfeld des Irak-Krieges schon wieder vergessen?

     

    Also werte taz, kommt endlich eurer Journalisten-Pflicht vernünftig nach und recherchiert, hinterfragt und berichtet vor allen Dingen die Wahrheit!

  • JW
    Johannes W.

    @Sascha

     

    Mir ists egal ob jemand Semit oder nicht ist, weil es nur zählt wie jemand handelt.

     

    Aber die Araber und die Perser in einen Topf zu schmeissen ist gewagt ;).

     

    Etwas Zusatzinformation:

    Israel hat letztens wieder 2 in Deutschland gesponsorte Dolphin-Klasse Uboote erhalten und sie wollen noch eines in auftrag geben. Dafür schnorren sie angeblich schon, damit wir ein Drittel (333 Mio. €) des Preises übernehmen.

    Sozial ist halt was Arbeit schafft - oder wie war das nochmal?

     

    http://www.australia.to/index.php?option=com_content&view=article&id=14769:germany-sells-delivers-2-more-dolphin-subs-to-israel&catid=71:world-news&Itemid=301

  • VS
    von Sascha

    Wie kann Ahmedinejad Antisemit sein wen Alle die Araber auch Semiten sind .Ich empfehle der Buch von Schlomo Sand . Der titel lautet "Es giebt keine Jüdisches Volk , das ist die erfindung Zionistische Politiker schreibt der jüdische Historiker .

  • K
    Kati

    Kurz Angemerkt: Herrn Gawharys Artikel sind wohltuend sachlicher zum Thema Iran als die von Herrn Nirumand.

  • T
    Tobias

    Oh schlimm...

    Der Iran könnte genug Informationen für die Produktionen einer Atombombe besitzt, da muss man ja ganz besonders aufpassen.

    Das andere Länder seit langem solche Waffen haben interessiert kein Schwein.

     

    Der Westen will bloß das Öl, der Rest ist Panikmache. Und die können auch echt soviel falsche Panik verteilen wie sie wollen, beim nächsten mal fallen trotzdem wieder alle drauf rein.

     

    Würd mich nicht wundern, wen diese angeblichen "Verbindungen zu Nuklearexperten" entweder wieder gelogen sind, wie die Irakwaffen oder ganz plausibel zu erklären sind.

  • N
    NukeEm

    Director General of the International Atomic Energy Agency (IAEA) Mohamed ElBaradei said Sunday that “Israel is number one threat to Middle East” with its nuclear arms, the official IRNA news agency reported.

    At a joint press conference with Iran’s Atomic Energy Organization chief Ali Akbar Salehi in Tehran, ElBaradei brought Israel under spotlight and said that the Tel Aviv regime has refused to allow inspections into its nuclear installations for 30years, the report said.

    “Israel is the number one threat to the Middle East given the nuclear arms it possesses,” ElBaradei was quoted as saying.

  • KD
    kenner der szene

    @ Justus,

    der Iran wird nie ohne Blutvergiessen von diesem Regime befreit werden! Ob mit ausländischer Unterstützung oder auch ohne, es wird zu einem Blutbad kommen, denn die Herrschenden haben viel mehr zu verleiren, als nur Ihre Macht.

    Und hören Sie bitte auf mit diesen lächerlichen Vergleichen wie mit Saudi Arabien oder Isarel, was die At. Problematik des Irans oder der Legtimität des Regimes angeht!

    Das sind unglückliche und nicht gekonnte Vergleiche zwischen Äpfeln und Birnen, hiervon sollte man Abstand nehmen.

    Sie werden lachen, aber meine Theorie ist, dass es zu einem militärischen Zwischenfall kommen wird, obwohl seit paar Tagen man eher das Gefühl vom Gegenteil haben sollte.

    Warum?

    Das IR-Regime will die kontrollierte Konfrontation mit dem Westen um die ungeeinte Massen wieder hinter sich zu einen. Dieses Regime wird lange verhandeln und sich am Ende als Opfer der westlichen Intrigen sehen. Und glauben Sie mir, es wird dazu kommen. Verlierer wird das IR-Volk sein, Gewinner das IR-Regime. Und der Westen wird weitere 10-15 Jahren ruhiger schlafen können.

  • J
    Justus

    Dass Ahmadinedschad ein primitiver Antisemit und Demagoge ist, ist nichts neues.

    Genausowenig ist es neu, dass derartige Verlautbarungen in der Region an der Tagesordnung sind.

    Wenn Saddam (damals als er noch der Gute war) mal wieder was über die "Juden die ins Meer getrieben gehören" vom Stapel lies reagierte der Westen mit entschieden erhöhten Waffenlieferungen.

     

    Aber der Iran ist das einzige mir bekannte Land im fernen Osten das sich friedlich von der es beherrschenden Diktatur lösen konnte...

    Womit dann auch wieder klar wäre warum der Westen ihn hassen muss, hat der Iran doch tatsächlich den ihnen von uns aufgezwungenen Herrscher abgesetzt! Frechheit!

     

    Und ausserdem sollten wir uns endlich mal an unsere eigenen Verträge halten: der Iran ist Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages (anders als die USA, übrigens) und damit ermächtigt die Atomenergie zivil zu nutzen.

    Genau das wird ihm aber immer wieder streitig gemacht...

     

    Und was den "Tyrann" angeht, der ist demokratischer legitimiert als der Herrscher von Saudi Arabien, und das sind angeblich die Guten...

  • H
    Helen

    Herr El-Baradei muss von Amts wegen mit dem Iran verhandeln. Aber Herr Obama muss das nicht mit der gleichen Notwendigkeit. Wer mit Tyrannen verhandelt, egal worüber, erkennt die Tyrannen an.

     

    Obama, die EU und Russland sollten sich nicht von dem Islamacho Ahmadinedschad politsch übers Knie legen lassen; andernfalls ziehen sie die vielen Millionen Flüche der Opfer des iranischen Religionsterrors auf sich und werden scheitern.