Streit der Woche: Ist Porno gucken okay?

Die Porno-Branche boomt, wird aber von Feministinnen hart kritisiert. Eine veraltete Sichtweise, meint Ex-Emma-Chefin Ortgies. Keineswegs, entgegnet Buchautor Büscher.

Ein Besucher filmt auf einer Erotikmesse in Frankreich. Bild: reuters

BERLIN taz | Vor Beginn der internationalen Fachmesse der Sexindustrie kritisiert Ex-Emma-Chefin und WDR-Moderatorin Lisa Ortgies altfeministische Kampagnen gegen Pornofilme. "Eine PorNo-Kampagne wie in der Emma, die 30 Jahre alte Pornofilme zitiert oder Stringtangas und Tarrantino-Filme in denselben PorNO-Topf wirft, ist genauso struktur- und ziellos wie die Angriffe linker Chaoten auf Luxusautos, weil die 'irgendwie' für Kapitalismus stehen", schreibt sie im "Streit der Woche" der sonntaz. Eine solche Definition von Porno hinke dem Sprachgebrauch und dem Markt hinterher.

Am nächsten Wochenende findet in Berlin zum 13. Mal die Fachmesse "Venus" statt - rund 28.000 BesucherInnen werden erwartet. Die Porno-Branche zeigt sich trotz der Wirtschaftskrise stabil. Gleichzeitig wird in Berlin zum ersten Mal der "Feministische Pornofilmpreis" verliehen.

Trotz Einführung eines feministischen Pornopreises bleiben allerdings viele in diesem Lager skeptisch. "Was soll ich als Frau dabei anschauen und lustvoll finden?", fragt Autorin und Filmemacherin Sabine Zurmühl im "Streit der Woche". Sie erlebe Pornos als traurige Angelegenheit, in der Frauen wie Puppen behandelt werden. "Eine Bestärkung des schlechtesten aller Frauenbilder, gegen die anzukämpfen für mich und viele meiner Generation immer noch notwendig und dringlich ist."

Buchautor und Mitarbeiter des christlichen Jugendwerks Arche, Wolfgang Büscher, sieht große Gefahren in der Allgegenwärtigkeit von Pornografie. "In einem Porno sind alle Frauen willig, immer, rund um die Uhr. Da kann der Konsument schon mal Fiktion und Realität verwechseln. Pornos schauen ist ein Risiko, für alle Altersgruppen", schreibt Büscher. Jugendliche würden Begriffe wie Gang-Bang und bareback kennen, hätten aber von Schwangerschaftsverhütung noch nie etwas gehört.

Kulturwissenschaftlerin Corinna Rückert, Jurorin beim "Feministischen Pornofilmpreis", sieht als Lösung einiger Probleme, die Förderung besserer Pornos. Sie sollten "den Massenproduktionen eine lustvolle Vielfalt sexueller Phantasien gegenüberstellen - und die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden," schreibt Rückert in der sonntaz.

Außer Ortiges, Zermühl, Büscher und Rückert schreiben im "Streit der Woche" die Autorin Svenja Flaßpöhler sowie die taz.de-User Tarek Simon Choudhury, Investmentbanker, und Fiona Mary Kennedy, die Erziehungswissenschaften studiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.