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Terror im OstkongoDie Befehle kommen aus Deutschland

Aus Mannheim steuert der Präsident der ruandischen Hutu-Miliz seine Truppen im Kongo. UNO und Ruanda fragen sich: Wann wird die deutsche Justiz endlich aktiv?

FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka. Bild: reuters

MUTOBO/KARLSRUHE/KIGALI taz | Gesang hallt aus der Wellblech-Halle mit den Plexiglasfenstern. 345 Männer und zwei Frauen mit schlafenden Babys auf dem Rücken sitzen dicht gedrängt auf Holzbänken, wie in einer Kirche. Mit einem Lied in ihrer Muttersprache Kinyarwanda begrüßen die ehemaligen Milizionäre UN-Mitarbeiter.

Das Reintegrationslager Mutobo im Nordwesten Ruandas liegt symbolträchtig unterhalb der Kette erloschener Vulkane, die Ruanda vom Kongo trennen. Auf der ruandischen Seite fand 1994 einer der schlimmsten Völkermorde der Weltgeschichte statt: über 800.000 Menschen, zumeist Tutsi, wurden innerhalb von drei Monaten von Armee und Hutu-Milizen abgeschlachtet. Jetzt herrscht in Ruanda Frieden. Aber jenseits der Vulkane, im Kongo, wüten die Täter aus Ruanda heute weiter - organisiert in der Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Ostkongo findet nicht zur Ruhe, über 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Matthew Brubacher, zuständig für politische Angelegenheiten im Entwaffnungsprogramm der UN-Mission im Kongo (Monuc), zeigt seine jüngsten Fotos: eine von FDLR-Kämpfern vergewaltigte und geschlagene Kongolesin, das Gesicht aufgequollen. Er hat sie im UN-Hubschrauber aus dem Urwald gerettet - Alltag für die UNO im Umgang mit der ruandischen Miliz. Jahrelang hat die UNO zugesehen, wie die FDLR, Sammelbecken flüchtiger Täter des ruandischen Genozids, im Ostkongo ein Terrorregime installiert. Jetzt will sie das nicht mehr hinnehmen.

15 Jahre Krieg in Zentralafrika

Ruandas Völkermord: Zwischen April und Juli 1994 bringen Armee (FAR) und Hutu-Milizen (Interahamwe) in Ruanda über 800.000 Menschen um, zumeist Tutsi. Das soll eine Machtteilung mit der Tutsi-Rebellion RPF (Ruandische Patriotische Front) überflüssig machen. Die RPF erobert schließlich Ruanda, die Völkermordregierung flieht nach Kongo.

Hutu-Milizen im Kongo: In grenznahen Flüchtlingslagern organisieren sich Ex-FAR und Interahamwe neu und planen die Rückeroberung Ruandas. Ab 1996 rückt Ruandas neue RPF-Armee mehrfach im Kongo ein. Erst installiert Ruanda

im Kongo Präsident Laurent-Désiré Kabila, dann bekämpft es ihn, und dieser sowie sein Sohn und Nachfolger Joseph Kabila verbünden sich mit den ruandischen Hutu-Kämpfern.

FDLR: Die "Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas" entstehen 2000 als Bündnis der diversen bewaffneten ruandischen Hutu-Gruppen im Kongo. Ihr Präsident wird der in Deutschland lebende Ignace Murwanashyaka. Als Ruandas Armee im Rahmen eines Friedensvertrages 2002 den Kongo verlässt, rückt die FDLR in den Ostkongo ein. Die ab 2003 dort stationierten UN-Blauhelme tun dagegen nichts. Auch Kongos Regierung lässt die FDLR gewähren und versorgt sie nach Angaben der Vereinten Nationen bis 2008 noch mit Waffen. Erst Ende 2008 vereinbaren die Regierungen Kongos und Ruandas ein gemeinsames Vorgehen gegen bewaffnete Gruppen im Ostkongo. Die FDLR wird für zahlreiche Kriegsverbrechen in ihren Gebieten verantwortlich gemacht.

Das Völkerstrafgesetzbuch: Dieses Gesetz, das 2002 zur Anpassung des deutschen Rechts an das Statut des Internationalen Strafgerichtshof erlassen wurde, ahndet Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen sowie im Zusammenhang damit Verletzung der Aufsichtspflicht beziehungsweise Unterlassung der Meldung einer Straftat durch Vorgesetzte, die sogenannte Vorgesetztenverantwortlichkeit. Da Murwanashyaka in Deutschland lebt, ist Deutschland für ihn vorrangig zuständig. D.J.

Neben der Unterstützung militärischer Operationen der kongolesischen Armee hat die UN-Mission Monuc schon Flugblätter mit Telefonnummern ihrer Hotline über dem kongolesischen Dschungel abgeworfen, über Radiostationen Aufrufe von Familienangehörigen in Ruanda in den Busch geschickt. Immerhin: Über 1.000 aktive FDLR-Kämpfer, von zuletzt 6.000, hat die Monuc damit seit Jahresanfang bereits dazu gebracht, den Busch freiwillig zu verlassen. Aber viele andere wurden von ihren Kommandaten daran gehindert, davonzulaufen, schätzt die UNO. "Diese Extremisten sind bereit, tausende ihrer Männer für ihre Interessen zu opfern", seufzt Harald Hinkel, deutscher Entwaffnungsexperte der Weltbank. Sein Fazit: Man sollte an der Spitze der Kommandohierarchie ansetzen.

Die FDLR-Spitze befindet sich in Deutschland. Denn in Mannheim, in einem schlichten Mehrfamilienhaus in Bahnhofsnähe, lebt FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka. Er zieht die Fäden, er gibt alle Befehle. "Wenn wir jemanden aus dem Busch holen, fragen wir immer als Erstes: Wer ist dein Führer?", berichtet Matthew Brubacher von seiner Arbeit mit demobilisierten FDLR-Kämpfern. "Sie sagen alle: ,Ignace!' " Ein UN-Diplomat präzisiert: "Ignace hat die Kontrolle. Es wird in der FDLR keine Entscheidung ohne ihn getroffen."

Die Monuc will es genau wissen. Deswegen sitzt Brubacher in der Mittagspause mit vier hohen FDLR-Offizieren hinter der Wellblechhalle von Mutobo auf der Wiese. Er drückt den Exrebellen ein FDLR-Organigramm in die Hand. Sie lachen, sie kennen das Dokument. "Stimmt das so ungefähr?", fragt Brubacher. Dann schlägt er sein dickes Notizbuch auf. Rang für Rang, Name für Name, Funktion für Funktion geht er mit ihnen die FDLR-Hierarchie durch: Wer gibt die Befehle? Wer ist für Finanzen, Politik, Strategien, Ideologie zuständig? Brubacher lässt sich im Detail erklären, dass die ruandischen Hutu-Militärs im Exil bei der FDLR-Gründung 2000 Murwanashyaka zum Präsidenten auserkoren, weil er - anders als sie - in Hinsicht auf den Genozid eine weiße Weste hat und daher nach außen präsentabel ist.

Offiziere der militärischen Führung bestätigen: Alle wichtigen Entscheidungen - ob die FDLR sich zum Angriff wappnet oder zurückzieht, welche Allianzen sie mit kongolesischen Truppen eingeht - werden in Deutschland getroffen, unter Murwanashyakas Codename "Mihigo". Die UN-Mission im Kongo verfügt über einen Funkspruch der FDLR vom März, der die aktuelle Terrorstrategie der Miliz darlegt, seit sie von Kongos Armee aktiv bekämpft wird: "Versorgungsoperationen durch Schläge gegen die Armee, um Munition und Waffen zu erbeuten, sowie gegen Krankenhäuser und Gesundheitszentren vorgehen, um Medikamente zu erbeuten", werden darin befohlen, und auch: "Die Bevölkerung angreifen, um eine humanitäre Katastrophe zu verursachen."

Brubacher fragt die Exkommandeure, ob sie diesen Befehl kennen. Schelmisch grinsend antwortet einer, der in Murwanashyakas Büro im Kongo Dienst geschoben hat: "Jeder von uns weiß doch, dass solche Befehle später vor Gericht gegen uns verwendet werden können."

Nur zögerlich antworten die Exrebellen. Denn auch hier in Ruanda sitzt den Männern die Angst im Nacken. Desertion wird von der FDLR-internen Militärpolizei streng bestraft. "Weißt du, was mit denen passiert, die davonlaufen und Geheimnisse ausplaudern?", sagt ein Major. Er zeigt auf seine Kehle: "Man wird geköpft, ich hab das oft gesehen."

Der 42-Jährige, der nach 15 Jahren Krieg nun wieder als Ingenieur arbeitet, rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Obwohl er zum Interview die Poolbar im verwinkelten Garten eines Hotels selbst ausgesucht hat, blickt er sich immer wieder nervös um. Sein Kommandant sei bereits umgebracht worden - von einer Brücke gestürzt, flüstert er.

Interviews geben die Männer aus der FDLR-Führung nur unter strikten Bedingungen: Treffen an abgelegenen Orten. Keine Namen, keine persönlichen Details. "Unser politischer Führer lebt in Deutschland, er spricht Deutsch und studiert die Medien", erklärt einer, der im FDLR-Hauptquartier in der ostkongolesischen Region Masisi arbeitete. Dabei lächelt er und spricht stolz von "unserem großen Führer", der mindestens vier Sprachen fließend beherrsche und einen Doktortitel habe. "Wir sind keine Idiotenmiliz!", prahlt er.

Ignace Murwanashyaka kam 1989 nach Deutschland, als Wirtschaftsstudent mit einem Stipendium für die Bonner Uni. Auch während des ruandischen Genozids 1994 hielt er sich in Deutschland auf. Er heiratete eine Deutsche, bekam mit ihr mindestens zwei Kinder. 2001 promovierte er zum Thema "Geldnachfrage in Südafrika". Politisch engagierte er sich als gewählter Deutschland-Vertreter der Hutu-Exilpartei RDR (Sammlung für Demokratie und Rückkehr nach Ruanda), die erste politische Organisation der nach dem Genozid aus Ruanda geflohenen Täter. Aus dieser ging später die FDLR hervor.

Im Februar 2000 beantragte Murwanashyaka in Deutschland Asyl. In seinem 25-seitigen Antrag gab sich der Ruander als politisch Verfolgter aus. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) genehmigte den Antrag binnen 6 Wochen. Seitdem erhält er 432 Euro monatlich staatliche Unterstützung.

Obwohl er sich laut Asylauflagen nicht politisch betätigen darf, zieht Murwanashyaka seitdem von Deutschland aus die Fäden im Krieg der FDLR. Er reiste mit einem ugandischen Pass mehrfach nach Kongo. Bei seiner ersten Reise, nach Kinshasa 2001, wurde er von 30 Wahlmännern, davon mindestens die Hälfte Militärs, einstimmig zum Präsidenten der im Jahr zuvor gegründeten FDLR gewählt. Seitdem ist er Chef des politischen Flügels und Oberkommandierender der Streitkräfte. 2005 wurde er mit 24 von 27 Stimmen im südkongolesischen Lubumbashi wiedergewählt.

Murwanashyaka, sagen Insider aus der FDLR-Führung, ist für die politischen Grundsatzentscheidungen zuständig. Er konsultiert hierfür seinen Stellvertreter Straton Musoni im hessischen Neuffen sowie FDLR-Exekutivsekretär Callixte Mbarushimana, der in Paris als Flüchtling anerkannt ist, obwohl gegen ihn ein internationaler Haftbefehl ausgeschrieben ist. Mbarushimana arbeitete während des Genozids bei der UNO in Ruanda und soll Massaker an seinen eigenen Mitarbeitern verübt haben.

Murwanashyakas direkte Untergebene im Kongo sind der FDLR-Militärchef General Sylvestre Mudacumura und bis vor kurzem sein Schwager und Militärsprecher Edmond Ngarambe. Im Februar wurde dieser im Ostkongo gefasst und muss sich demnächst in Ruanda wegen mutmaßlicher Beteiligung am Genozid verantworten.

Militärchef Mudacumura zählt zu Murwanashyakas engsten Freunden, bestätigen hohe FDLR-Offiziere. Der 55-jährige Berufsmilitär erhielt vor dem Genozid eine zweijährige Ausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Dann war er in Ruandas Präsidentengarde, die 1994 aktiv am Völkermord teilnahm. Im Kongo gründete Mudacumura die RDR mit und war für die Beschaffung von Waffen und Munition zuständig. Mit Hilfe Murwanashyakas habe er seine Frau und die beiden Töchter nach Deutschland gebracht. Es heißt, Murwanashyaka kümmert sich noch heute um die Kinder seines Freundes.

Den engen Kontakt zwischen Murwanahsyaka in Deutschland und Mudacumura im Kongo bezeugen die Loglisten der Verbindungen zwischen Murwanashyakas Festnetzanschluss in Mannheim und den von Mudacumura kontrollierten Satellitentelefonen im Kongo, die der UN-Expertengruppe für die Überwachung der Sanktionen gegen Kongos bewaffnete Gruppen vorliegen. Zwischen Dezember 2008 und März 2009 registrierten die Experten über 40 Gespräche von jeweils zwei bis drei Minuten Länge. "Die Telefonate wurden mit dem einsetzenden Effekt der jüngsten Militäroperationen gegen die FDLR häufiger", sagt Dinesh Mahtani, Chef der UN-Expertengruppe.

Auch Paul Rwarakabije telefonierte einst fast jeden zweiten Tag mit Murwanashyaka in Deutschland. Der Vorgänger Mudacumuras als FDLR-Militärchef verließ 2003 die Rebellenmiliz und kehrte nach Ruanda zurück. Heute unterstützt er Ruandas Demobilisierungskommission mit seinem Insiderwissen. Der kleine hagere Mann studiert gebeugt in einem geräumigen Büro die neuesten Zahlen über repatriierte Kämpfer auf seinem Computer. Er hat keine Angst mehr vor seinen ehemaligen Gefährten, sagt er und lächelt.

Über Zweifel, ob Murwanashyaka von Mannheim aus tatsächlich den blutigen Krieg steuert, kann Rwarakabije nur fassungslos den Kopf schütteln: "Aber natürlich!", sagt er. "Ignace gab die Strategie und politische Richtlinie als Befehl an mich und ich musste dies umsetzen." Umgekehrt habe er Berichte nach Deutschland geliefert - per Satellitentelefon oder Internet.

Auch Murwanashayka selbst macht in Deutschland aus seiner Rolle keine Geheimnisse. Auf der FDLR-Webseite steht seine Handynummer. Bis zum Frühjahr veröffentlichte er FDLR-Pressemeldungen auf Deutsch, mit seinem Namen und seiner Unterschrift. Die Webseite war bis Anfang September unter seinem Namen in Deutschland registriert. Gegenüber dem MDR-Magazin "fakt" brüstete er sich vor einem Jahr als Präsident einer straff geführten Organisation: "Ich weiß ganz genau, was passiert", lachte er in die Kamera. Gegenüber der taz äußert er sich jetzt nicht.

Reicht dies nicht aus, um ihm als mutmaßlichem Kriegsverbrecher den Prozess zu machen? Gemäß der "Vorgesetztenverantwortlichkeit" ist er für Verbrechen seiner Organisation verantwortlich, auch wenn er sie nicht persönlich begeht, sondern sie lediglich anordnet oder auch einfach nicht verhindert. Damit wäre Ignace Murwanashyaka ein Fall für das 2002 in Deutschland eingeführte Völkerstrafgesetzbuch. Der Präzedenzfall.

Stattdessen schien Deutschland bislang ein sicherer Hafen für ihn zu sein. Zwischen 2001 und 2006 reiste Murswanashyaka mehrfach zwischen Deutschland und Kongo hin und her. Mit Pomp und Paraden wurde der FDLR-Präsident von seinen Soldaten im Dschungel wie ein Staatschef empfangen. Er unterzog sich einer zweimonatigen Militärausbildung, verhandelte sogar mit der UNO und verteilte über 250.000 Dollar Bargeld. "Meine Einheit erhielt 3.000 Dollar", erinnert sich stolz einer der 30 persönlichen Leibwächter, der ihn 2005 begleitete.

Der hagere Mann hockt jetzt zusammengekauert auf einem Plastikstuhl in einem Gartenrestaurant hinter hohen Mauern. Sein Mobiltelefon, auf dem immer wieder Morddrohungen eingehen, hat er ausgeschaltet. Er kaut nervös am Strohhalm in seiner Limonade, als er von "unserem Präsidenten" redet. Wie ein Feldherr habe Murwanashyaka auf seinem monatelangen Gewaltmarsch von Bukavu nach Rutshuru jedem Bataillon einen Besuch abgestattet und den Kommandanten Bündel mit Dollarscheinen überreicht: "Ich bekam wie alle anderen Soldaten zehn Dollar, die Offiziere erhielten je hundert Dollar und Ignace entschied, dass 1.000 Dollar für Medikamente und Büromaterial investiert werden müssen", zählt er auf. Dass Murwanashyaka mit so viel Bargeld eingeflogen kam, habe die Krieger von seinem politischen Einfluss in Europa überzeugt, sagt der Leibwächter.

Doch Murwanashyaka musste damals auch um Rückhalt feilschen. Bei Verhandlungen mit Kongos Regierung in Rom im Frühjahr 2005 hatte er ein Ende des Kampfes versprochen, falls Ruandas Regierung die FDLR als organisierte Kraft zulasse. Für Ruanda war das inakzeptabel, aber für die Extremisten in der FDLR war selbst Murwanshyakas Kompromissangebot zu viel, erinnert sich der Leibwächter. "Die Völkermörder können sich nach wie vor nicht vorstellen, je wieder mit den Tutsis zusammenzuleben", sagt er. Es kam zu Spaltungen in der FDLR.

Auch in Deutschland kriselte es für den Milizenchef. Im Februar 2006, während seiner letzten Kongo-Reise, widerrief das BAMF Murwanashyakas Asylstatus, nachdem die Behörde sich beim Auswärtigen Amt Informationen über die FDLR verschafft hatte. Doch die Aberkennung konnte nicht zugestellt werden. Seine Frau gab an, Murwanashyaka sei unbekannt verzogen. Tatsächlich befand er sich im Ostkongo. Als die zweiwöchige Zustellungsfrist verstrich, ordnete das BAMF am 1. April 2006 eine öffentliche Zustellung an, was ihm vorübergehend zum Verhängnis wurde: Er landete nach dem Rückflug am 8.April in Abschiebehaft.

Dagegen klagte Murwanashyaka und wurde nach 19 Tagen Haft entlassen. In der Begründung der Richterin heißt es: Die FDLR sei keine straff organisierte Einheit und es gebe keine hinreichenden Beweise, dass die FDLR Verbrechen begehe. Somit treffe die Vorgesetztenverantwortlichkeit nicht zu. Seitdem liegt das Verfahren dem Verwaltungsgericht Bayern zur Prüfung vor.

Es dauerte zwei Jahre, bis wieder Bewegung in die Sache kam. Am 16. Juli 2008 schickte Ruandas Außenministerium einen 28-seitigen Haftbefehl mit sieben Anklagepunkten. Doch Ende 2008 lehnte das Oberlandesgericht Karlsruhe den Auslieferungsantrag nach Ruanda ab: In Ruanda könne ihm kein fairer Prozess garantiert werden. Das OLG prüft das Auslieferungsverfahren nun in zweiter Instanz.

Über all das kann Ruandas Generalstaatsanwalt Martin Ngoga nur den Kopf schütteln. "Wie viele solcher Fälle gibt es in Deutschland denn?", regt er sich auf. Auf seinen engen Fluren in Ruandas Hauptstadt Kigali stapeln sich vergilbte Aktenberge bis unter die Decke. Es sind die Akten des Völkermordes. Ruhig und sachlich spricht Ngoga über die Verantwortlichen, die noch immer frei herumlaufen, teils als FDLR-Mitglieder.

Mittlerweile haben sich in Deutschland die Mühlen der Justiz wieder in Bewegung gesetzt. Am 3. März 2009 wurde Murwanashyaka vom Amtsgericht Mannheim verurteilt, weil er 13-mal gegen seine Aufenthaltsbedingungen verstoßen hatte. Laut diesen darf er sich weder politisch betätigen noch äußern. Aber er hatte weiter Presseerklärungen über seine private Mailadresse verschickt. Nun erhielt er vier Monate Haft, auf Bewährung ausgesetzt. Er muss 160 Stunden gemeinnützige Arbeit erbringen und jeden Wohnsitzwechsel melden. "Sie haben Stillschweigen zu bewahren. Wenn es Ihnen hier nicht passt, gehen Sie in ein anderes Land", donnerte der Richter.

Sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft legten Rechtsmittel ein, die Staatsanwaltschaft forderte acht Monate. Das Landgericht Mannheim verurteilte Murwanashyaka am 18. Juni zu sechs Monaten auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft ging wieder in Revision. Derzeit liegt der Fall beim Oberlandesgericht Karlsruhe.

Dass die Deutschen nun härter durchgreifen, stimmt auch Martin Ngoga milder. Im Mai hat er zum ersten Mal Ermittler der deutschen Bundesanwaltschaft in Bonn getroffen und ihnen Unterstützung angeboten.

Aber er fürchtet, die Deutschen verstehen nicht, worum es geht. Die deutsche Seite macht geltend, dass Murwanashyaka mit einer Deutschen verheiratet sei und Kinder mit deutscher Staatsbürgerschaft habe. Ngoga ist aufgebracht: "Warum soll der Schutz dieser Kinder wichtiger sein als der Schutz all derjenigen Kinder, die jeden Tag von der FDLR entführt, misshandelt und getötet werden?" Dem kleinen ergrauten Mann traut man so viel Emotionalität gar nicht zu. Er zeigt aus seinem Fenster nach Westen, Richtung Kongo, wo die Rebellen in den vergangenen Monaten erneut Dörfer niedergebrannt haben: "Jeder Tag zählt Menschenleben", sagt er.

Die deutsche Bundesanwaltschaft in Karlsruhe will offiziell nichts sagen. Um ein Verfahren gegen Murwanashyaka nach dem Völkerstrafgesetzbuch zu eröffnen, bei dem es nicht nur um Aufenthaltsbestimmungen geht, sondern um die Untaten der FDLR, benötigen die Ermittler hieb- und stichfeste Zeugenaussagen - von Opfern von Übergriffen, vergewaltigten Frauen, verschleppten Kindersoldaten. Es gibt diese Zeugen - im Kongo, in Burundi, in Ruanda. "Wir haben in Ruanda mehr Zeugen, als die Bundesanwaltschaft benötigt", versichert Ngoga. Deutschland muss sie nur suchen.

Um die Sache zu beschleunigen, hat Ngoga die Akten zu Murwanashyaka sorgfältig in mehreren Sprachen aufbereiten lassen. Die beglaubigten Übersetzungen haben mehrere tausend Dollar gekostet. Abteilungsleiter Jean Bosco Mutangana zieht in seinem Büro einen dicken Heftordner aus dem Regal. Darin befindet sich der 28-seitige Haftbefehl vom 14. Juli 2008, der auch bei Interpol eingegangen ist. Danach blättert man durch eine lange Anklageliste - mutmaßlich von der FDLR oder ihrer Vorgängerorganisation in Ruanda, Burundi, Uganda und Kongo begangene Massaker. "Wir haben zu allen Anklagepunkten Zeugen befragt, deren Aussagen abgetippt und übersetzt", sagt Mutangana. Er hat diese Dokumente höchstpersönlich bei der deutschen Botschaft in Kigali abgegeben. "Doch seitdem kam keine ernstzunehmende Reaktion."

So bleiben die Enthüllungen der FDLR-Kämpfer, die die Rückkehr auf die ruandische Seite der Vulkane schaffen, ungehört. In Mutobo beginnen sie ihr neues Leben. Bei der Frage, warum sie überhaupt so lange kämpften, lachen sie. "Ignace Murwanashyaka in Deutschland hat uns immer Hoffnung gemacht", sagen sie und diskutieren über die Zeit, als er 2006 in Deutschland festgenommen wurde. Damals schien die Moral in der Truppe zu sinken. Doch: "Dass er gleich wieder freikam, hat uns darin bestärkt, wie mächtig er ist", fügt einer hinzu. Matthew Brubacher von der UN klappt kopfschüttelnd sein Notizbuch zu.

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30 Kommentare

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  • D
    Damba

    Hier ist niemand am Schlafen weder unfähig - wie so oft ist es wenn es derart jahrelang stinkt und niemand etwas zu bemerken scheint kein Zufall - es gibt keine Zufälle - Schäuble weiß sehr wohl Bescheid, das kann hier keiner behaupten. Das stinkt zum Himmel - so faul ist das - Hier geht es um Geld und Macht an den richtigen Stellen - ich schäme mich für Deutschland!

  • S
    Sonja

    Lieber ahab,

     

    ja, dein Kommentar ist nicht schlecht und unter dem Gesichtspunkt der absoluten Objektivität sind deine Einwände sicherlich nicht falsch.

     

    Nur darf nicht vergessen werden, dass Ignace Murwanashyaka höchstwahrscheinlich einer der Hauptverantwortlichen dafür ist, dass die FDLR überhaupt weiter besteht und weiterhin junge Männer rekrutiert, die danach aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser Organisation im Gefängnis landen. Eine solche Organisation wie die FDLR steht und fällt mit ihren Anführern.

     

    Ich empfehle daher, vielleicht auch mal die Berichte über Plünderungen und Vergewaltigungen im kongolesischen Grenzgebiet zu lesen.

     

    Sicher stimmen auch die Berichte darüber, dass auch kongolisische Regierungssoldaten an solchen Gewaltverbrechen beteiligt sind. Nur kann das alles nur stattfinden im Windschatten der allgemeinen Unruhen. Und jeder, der eine Rebellenbewegung in diesem Gebiet unterstützt, trägt dazu bei die Situation zu verschlimmern und ist daher mitverantwortlich für all diese Gräuel.

     

    Ich finde, Justitia kann in solchen Fällen nicht einfach nur blind sein. Manchmal muss auch abgewägt werden zwischen dem Schicksal von hilflosen Frauen und Kindern auf der einen Seite

    und den Rechten der ? jugendlichen Kämpfer? Beschuldigten? auf der anderen.

  • G
    Gerechter

    Skandalös!!!

     

    Deutschland erwache!

  • H
    hmpf

    Ein hoch auf die Gutmenschen!

  • KB
    Klaus Brandauer

    Tja hätte er einen Stein gegen eine Synagoge geworfen, wäre er härter bestraft worden... aber hier geht es ja "nur" um Afrikaner... da reagiert die deutsche Justiz nicht soooo schnell

  • A
    ahab

    >Pro Selbstjustiz gegen Völkermörder!<

    >Die Adresse des Praesidenten steht uebrigens auf dasoertliche.de ... <

    Zwei Zitate aus den Kommentaren. Bekommt da niemand Angst?

    Wir alle haben die Praktiken der BILD verurteilt, Klarnamen und Wohnorte zu veröffentlichen. Immerhin gilt jeder Angeklagte als Unschuldig, bis er rechtskräftig verurteilt ist. Ein Rechtsstaat ist nunmal schwach, weil er die Rechte eines Angeklagten zu schützen hat.

    Nochmal (bitte selbst recherchieren bei AI oder HRW!): in den ruandischen Gefängnissen sitzen Menschen ohne Anklage seit über 10 (!!) Jahren.

    Ich habe den traurigen Verdacht, dass hier skandalisiert wird. Gründliche Recherche sieht deutlich anders aus: Warum schafft es denn die MONUC nicht, die FDLR Kämpfer mit friedlichen Mitteln zur Aufgabe zu überreden? Nur ein Detail, mit der Bitte um fundierte Recherche: Werden die Lebensläufe der demobilisierten Kämpfer von der UN überwacht, sobald sie die ruandische Grenze überschreiten? Von wem?

    Es sind vielmehr viele Fälle bekannt, wo Demobilisierte FDLR-Kämpfer ohne Anklage im Gefängnis landen. Alison Des Forges ist leider bei dem Flugzeugabsturz bei Washington ums Leben gekommen, sonst würden wir auch aktuellerer Berichte von ihr lesen:

    "Based on two years of research for the report, Human Rights Watch has taken the position that, at this time, the independence of the courts and the assurance of fair trial rights in Rwanda are insufficient to permit extradition or transfer." http://www.hrw.org/en/news/2008/07/23/rwanda-progress-judicial-reforms-falls-short Bitte selbst weiter recherchieren!

    Also:

    Können die FDLR-Kämpfer, von denen die Mehrzahl aufgrund ihres Alters nicht am Völkermord teilgenommen haben können, den Argumenten der UN-Demobilierungs-Officers glauben, wenn die Kontrolle der UN an der ruandischen Grenze endet?

    Ich würde mir wünschen, dass Simone Schlindwein oder D.Johnson eine Reportage über das Schicksal der Heimgekehrten FDLR-Kämpfer schreibt, und zwar nicht aus der Perspektive "INGANDO-embedded", sondern mit fundierter, freier Recherche. Das könnte in diesem totalitären System aber evtl. gefährlich werden. Alison Des Forges von HRW durfte in Ruanda nicht mehr einreisen.

  • JF
    Jan F. W.

    Danke taz.

    Ich arbeite derzeit zusammen mit einem Freund an einem mehrseitigen Referat über die Konflikte im Kongo. Da ich die Reportagen der taz schon länger schätze, freue ich mich nun sehr über die aktuelle Reportage.

    Dass Deutschland Waffen exportiert und auch in bewaffnete Konflikte involviert ist, ist bereits bekannt und wird auch von einem großen Teil der deutschen Bevölkerung wahrgenommen und dementsprechend kritisch betrachtet.

    Dass jedoch ein Mann, der in Verbrechen gegen Männer, Frauen und Kinder verwickelt ist, sie maßgebend beeinflußt und plant, hier in Deutschland politisches Asyl genießt, ist ein Unding.

    Schaut man sich die Arbeit von Organistationen wie Amnesty International oder ProAsyl an, könnte man glatt meinen, Deutschland überlege sehr genau, wer Schutz in diesem Land genießen kann und wer nicht, wer nicht mit Angst in seiner Heimat leben muss. Ja, zu genau!

    Man könnte sogar zu der Überzeugung gelangen, Deutschland entscheide viel zu oft falsch, wenn es um das Asylrecht geht. Insofern falsch, dass ein großer Teil von Menschen in Not nicht aufgenommen werden oder Menschen, denen die Bundesrepublik über Jahre hinweg einen sicheren Schutzraum bot, aufeinmal in ihre Länder, in denen ihnen auch noch nach Jahren des Asyls eine Gefahr droht, abgeschoben werden.

    Doch nimmt man nun Murwanashyaka, den Präsidenten der FDLR, muss man erschreckend feststellen, dass für einen Mann, der eine Organistation führt, die als Auffangbecken für die Beteiligten des Genozids 1994 in Ruanda dient und immer noch mordet, foltert und Menschen terrorisiert, wohl andere Gesetzte gelten.

    Seine Anhänger im weit entfernten Kongo kann man leicht nachvollziehen, wenn sie ihren Anführer für mächtig und einflussreich halten.

    Da ich kein Jurist bin und auch kein herrausragendes Wissen bezüglich des deutschen Strafrechts habe, kann ich mir eine Meinung zu dieser Sachlage eigentlich nur schwer erlauben. Doch aufgrund der in der taz beschriebenen Fakten und Zeugenaussagen von direkt beteiligten Personen und FDLR-Rebellen, kann ich beim besten Willen nicht verstehen, warum man diesen Verbrecher nicht stellen kann; warum ihm die 432 Euro monatlich gezahlt werden und nicht einem wirklich notleidenden Menschen; wie es angehen kann, dass eine Tageszeitung eher auf die Idee kommt, an den Ort der Verbrechen zu Reisen, Nachforschungen anzustellen und mit den Menschen dort über ihre Motive und Antreiber zu sprechen, als die Regierung der BRD.

    Vielleicht ist der Artikel ja nun ein kleiner Ansporn für eine deutsche Behörde, Herrn Murwanashyaka mal genauer unter die Lupe zu nehemen und der deutschen Öffentlichkeit eine Erklärung zu liefern, wieso ein Mann, der politisches Asyl genießt, mit 250.000 Dollar im Gepäck in ein anderes Land fliegen und damit eine Organisation wie die FDLR untersützten kann und von Deutschland aus eben diese führt.

  • A
    Apollo

    Vorsicht ist geboten.

    Nach den letzten Pirouetten im Nobel-Stadl muss man sich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Es wäre ja nicht gut für die Reputation Deutschlands, einen Friedensnobelpreisträger zu verurteilen.

  • A
    ahab

    Die Medaille mit zwei gleichen Seiten ist gefälscht!

    Vielleicht ist ja doch etwas wahres daran, dass in Ruanda kein fairer Prozess zu erwarten ist? Warum steht nur in der taz nie etwas über das ruandische Justizsystem? Es gibt bestens dokumentierte Fälle von Hutu-Angeklagten, die über 10 Jahre ohne Anklage in diesen menschenverachtenden Gefängnissen sassen, und dann plötzlich ohne weitere Begründung freigelassen wurden.

    Hier eine Logikfrage an alle die entrüsteten Leser:

    Es muss ja wohl Rückkehrer aus den Reihen der FDLR geben, die keine Vergangenheit als Völkermörder haben, sonst würden sie ja wohl kaum unbescholten in dem Umerziehungslager Mutobo interviewt werden können. Also stimmt auch die Verallgemeinerung nicht, dass die FDLR ein Sammelbecken von Völkermördern sei, wie es im Text heisst.

    Es ist klar, dass die FDLR das größte Hindernis für einen Friedensprozess im Ostkongo ist, unbestritten die Gewalt an der Zivilbevölkerung. (N.B. offizielle Quellen listen die kongolesische Armee FARDC als zahlenmässig größten Gewaltäterunter der Zivilbevölkerung)

    Klar ist auch, dass man die FDLR unmöglich mit Waffengewalt aus dem Busch vertreiben kann, sonst wäre das der ruandischen Armee in zwei Grossoffensiven ja wohl schon gelungen. Die Monuc wird es auch niemals militärisch schaffen, sie zu vertreiben- das bestätigen sämtliche UN-Militärfachleute, sicher auch die im Bericht zitierten, wenn man sie mal fragt)

    Ist es dann eine gute Taktik, sämtliche Mitglieder der FDLR als Völkermörder zu bezeichen? Sie sollen den kongol. Busch verlassen, aber wo sollen die denn hin?

    Wenn man mit dem Hammer auf eine Pfütze Quecksilber schlägt, dann wird es überall hinspritzen. Aber die Reste bleiben giftig. Es gibt auch für diesen Konflikt keine texanischen Lösungen! Wer nach Schäuble schreit, wenn es genehm ist, sonst aber auf die Demo gegen ihn zieht, dessen Medaille ist gefälscht! Think!

  • FF
    Frank F.

    Wir jagen angebliche Terroristen im Auftrag der USA in diversen Teilen der Welt, aber solche Befehlshaber dürfen hier frei rumlaufen, weil sie ja keine Straftaten hier verübt haben. Das nenne ich mal richtig scheinheilig. Den Kerl könnte man genauso als Mitglied einer terroristischen Vereinigung hinter Gitter stecken und was er betreibt lässt sich sicherlich problemlos als Volksverhetzung, Kriegstreiberei usw. interpretieren. Stattdessen jagt man ein Phantom, dessen Existenz bisher nur durch die Aussage der amerikanischen Regierung belegt ist. Wird Zeit, dass aus unserem Unrechtssystem mal wieder ein Rechtssystem wird!

  • D
    David

    @ E. B. Lindemann: "Solange in Deutschland keine Straftaten veräbt werden, gibt es keinen Grund für Ermittlungen" -> So ein Blödsinn. Das neue im Artikel erwähnte Völkerstrafgesetzbuch ist genau dafür da.

     

    "Die deutsche Justiz kann nicht aktiv werden, weil es das Recht jedes Ausländers ist, seinen Wohnsitz frei zu wählen, vor allem in Deutschland."

    Das ist einfach falsch. Deutschland ist das einzige Land in der EU, das für Asylbewerber und sogenannte "Geduldete" eine Residenzpflicht hat, d.h. sie dürfen den ihnen zugewiesenen Landkreis bzw. die Stadt nicht verlassen.

    Das ist im Falle von Herrn Murwanashyaka allerdings nicht der Fall, da ihm, warum auch immer, in Deutschland Asyl gewährt wird (und so vielen anderen Menschen nicht...).

     

    "Andernfalls würde der Zentralrat der Juden und Muslime wieder Hitlervergleiche verbreiten."

    Einen Zentralrat der Juden und Muslime gibt es nicht und auch sonst klingt der Satz nach billiger Polemik.

  • T
    Thomas

    Krass.

    Ich finde den Artikel sehr gut. Obwohl ich mich mit dem Thema etwas befasst habe, sind hier viele neue Fakten enthalten. danke.

    Inhaltlich finde ich das ganze sehr erschreckend.

  • S
    Schulz

    Abgesehen davon, dass von 3 bis 4 auslaend. Staaten aus im Kongo Krieg oder Buergerkrieg

    oder freilaufende Massaker veruebt werden,

    scheint es doch so, als ob Militaers, Intelligenz schaffen, Nachrichtenwege ueber das Internet und Personenbewegungen ermoeglichen,

    welche Zivilisten oder einfache Buerger nicht bewaeltigen.

    Durch diese strikte Trennung von Zivilrecht und (uebergeordnetem?) Kriegsrecht ergibt sich

    die unuebersichtliche und destruktive Lage.

    Der Zustand ist eigentlich nicht hinnehmbar.

    Soll das eine sozialistische Revolution sein

    oder die Wiederherstellung eines afrikan. Kaiserreiches?

    Der Artikel beschreibt wohl ungleiche Behandlung von gezwungenen (?) Kaempfern, Soldaten,

    die auch nicht wissen, wie sie selbst ueberleben, wenn sie nicht grausam sind.

    Wie kann dieser Zustand beendet werden?

    Wer ist dafuer zustaendig?

    Einfach immer nur Auslaender in Krisengebiete zu schicken, wird nicht reichen.

    Was wirkliche Freiheit und Frieden bedeuten,

    wissen die Voelker laut Beschreibung aber auch nicht.

  • CD
    Carl der alte Brigadier

    Eine meiner Nichten ist Richterin und einer meiner Neffen Nachwuchs-Staatsanwalt von Beruf. Für die ist das in erster Linie ein cooler Job, der es einem ermöglicht, zweimal im Jahr in den Skiurlaub zu fahren, im Sommer eine Segeljacht zu chartern und sich eine 6-Zimmer-Altbauwohnung mit antiken Möbeln leisten zu können.

     

    Recht und Gesetz sind für meine Nichte und meinen Neffen eigentlich nur Mittel zur persönlichen Selbstverwirklichung. Die haben von den alten Hasen der deutschen Justiz gelernt, wie man es schafft, Aktenberge zu stapeln, um nach außen hin den Eindruck zu erwecken, daß hier im Dienste der Wahrheitsfindung gearbeitet würde.

    Darin sind sich die deutsche Legislative, Judikative und Exekutive scheinbar gleich wie Ei.

     

    Das System funktioniert auf der Basis des Erstellens von Arbeitspapieren und Ignorierens der Realitäten.

    Mit Kanonen geschossen wird auf Spatzen, wie im Falle der Kassiererin Emmy aus Berlin, die wegen eines angeblich unterschlagenen Pfandbons mit richterlichem Segen von Kaisers gefeuert wurde. Völkermörder und Mafiabosse hingegen genießen in Deutschland u. a. dank Ex-Außenminister Steinmeier, Ex-Justizministerin Zypries und Innenminister Schäuble Narrenfreiheit. Selbst wenn der ruandische FDLR-Präsident aus Mannheim Adolf Hitler hieße, würde man ihm, trotz offenkundiger Befehlsgewalt bei er Verübung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, im Ursprungsland der Nazi-Barbarei und des Holocaust vermutlich keinen Prozeß machen, weil Menschenrechte und Wahrheitsfindung für die Generation meines Neffen und meiner Nichte Papperlapapp sind, seliges Geschwätz, Diskutiererei von Alt-68igern, das allenfalls mitleidig belächelt wird.

    Das Menschengemetzel im Kongo? Was interessierts denn meinen Neffen und meine Nichte, wenn man als Staatsanwalt und Richterin der Bundesrepublik Deutschland wie vormals die Altoberen der Zunft einfach cool Geld verdienen kann, ohne sich die Finger schmutzig machen zu müssen. Im Dreck zu wühlen ist nicht Sache der Deutschen. Das überläßt man lieber italienischen Staatsanwälten, die dafür mitunter von ihren Feinden in die Luft gesprengt werden.

     

    Deutsche Verantwortungs- und Funktionsträger standen und stehen eben nicht im Ruf, besonders engagiert und gewissenhaft zu sein. Rationalität und Humanität werden allenfalls in steinmeierschen Sonntagsreden beschworen.

    So kann es eigentlich nicht verwundern, wenn Korruption, Willkür und Bestechlichkeit, wie Jürgen Roth es beschreibt, zu den ständigen Begleiterscheinungen der deutschen Justiz zählen.

     

    Für Afrikaner gibt die Bundesrepublik Deutschland meines Erachtens deshalb ein schlechtes Beispiel ab, wird doch anhand des deutschen politischen Systems allzu deutlich, wie man mit Doppelzüngigkeit, geheuchelter Moral und potemkisch-bürokratischen Dörfern reich, mächtig und skrupellos werden kann.

  • T
    tageslicht

    Pro Selbstjustiz gegen Völkermörder!

     

    Schon bei einem der größten Völkermorde der Geschichte war Deutschland untätig. Jetzt passiert wieder nichts. Warum mag ich diesen Staat bloß nicht?

  • U
    UweRietmöller

    „Hitler, Göring und Goebbels“

    hat der verehrte Herr Kramer dem Sarrazin angehängt.

    Ich glaube das wird nicht reichen für Simone Schlindwein. Bei ihrem entsetzlichen Gedankenverbrechen wird man noch Eichmann, Bormann und Himmler hinzufügen müssen.

    .

    Es gibt einen erhabenen Rechtsgrundsatz, mit dem bisher noch jedes, wirklich jedes Verbrechen (es sei denn es wurde von einem weißen deutschen Mann begangen) rechtfertigte: Menschenwürde.

    Man kann der taz nur danken, dann sie hier den verbrecherischen Charakter der Menschenwürde entgültig offengelegt hat.

    .

    Und wenn wieder mal von den „People of Colour“ die Rede ist, werden wir an das sympathische Opfer Ignace denken.

    Opfer? Natürlich. Seine Hautfarbe kennzeichnet ihn als Opfer. Was denn sonst?

    .

    Und nun lasst uns die sozio-ökonomischen Ursachen der Verbrechen angehen.

    Wir wär´s mit mehr Frauen in Führungspositionen?

    .

    Über ein NPD-Verbot haben wir lange nicht mehr gesprochen. Wäre doch ein guter Anlass jetzt.

  • L
    lunaka

    Ein erstklassig recherchierter und hoch spannender Artikel! Zumal wenn man bedenkt, wie kompliziert es ist, alle diese Menschen zu treffen und die Fakten akribisch zusammen zu tragen - mit erhöhter Gefahr für die Journalisten. Es ist definitiv ein Alleinstellungsmerkmal der taz in der deutschen Presselandschaft, diese Geschichten mit einem derartig hohen Rechercheaufwand zu ermöglichen. Meine Hoffnung ist, dass sich auch weiterhin gründliche Recherche und nicht nur platte Schlagzeilen auszahlen. Skandalös ist es jedoch, dass die langsamen Mühlen der Verwaltung und Justiz jeden Tag Menschen das Leben kosten. Wieviel Beweise braucht ihr noch?

  • H
    holzstift

    Wahnsinn - ein ruandischer Massenmoerder wohnt nur eine Strasse weiter und die Mannheimer Justiz unternimmt mal wieder Jahrelang nichts - das erinnrt mich strassenkaempe der Cosa Nostra in Mannheim aus den 90'ern -da floss vorher auch maechtig viel Schmiergeld. Die Adresse des Praesidenten steht uebrigens auf dasoertliche.de ...

  • IN
    Ihr NameJan Kage

    Danke für den Artikel, Simone!

  • IN
    Ihr NameTomcatK

    Huch! Die taz ist aufgewacht. Ein netter Artikel! Nur etwas spät. Im Internet wurde darüber schon vor v i e r Jahren berichtet.

     

    http://kewil.myblog.de/kewil/art/1679543

     

    Wie war das noch mal mit dem zuspät kommen?

  • EH
    Elmar Hüttler

    Justiz und Politik hegen in Deutschland nunmal ein besonderes Verhältnis. Es gibt in Deutschland nicht, wie in anderen demokratischen Verfassungen im Rahmen der Gewaltentrennung üblich, eine unabhängige Untersuchungsbehörde. Jeder politische Prozeß muss vorher ministeriell genehmigt werden. (daher auch die in Deutschland verdächtig geringe Zahl an politischen Affären) Der Richtige Adressat für die Fragestellung ist also eher die Bundesregierung.

  • G
    Gockeline

    Schickt den Bericht zu Obama vielleicht kann er was bewirken als Friedensnovellpreiträger.

    Schickt den Bericht der Regierung,damit sie wissen was los ist.

    Vielleicht wissen sie nichts von alledem?

    Sie beschäftigen sich mehr mit anderen Dingen wo man sich profilieren kann.

    Afrika ist ein Zuschußland und kostet nur.

    Das Geld ist nicht mehr zur Verfügung.

    Straftaten im Ausland wir hier nicht verfolgt.

    Es muß schon vom Kongo angefordert werden.

  • S
    Sonja

    Erwin B. Lindemann:

     

    >>>>>>>Die deutsche Justiz kann nicht aktiv werden, weil es das Recht jedes Ausländers ist, seinen Wohnsitz frei zu wählen, vor allem in Deutschland. Solange in Deutschland keine Straftaten veräbt werden, gibt es keinen Grund für Ermittlungen. Andernfalls würde der Zentralrat der Juden und Muslime wieder Hitlervergleiche verbreiten.

  • JE
    Jens Engel

    "Das Reintegrationslager Mutobo im Nordwesten Ruandas liegt symbolträchtig unterhalb der Kette erloschener Vulkane, die Ruanda vom Kongo trennen. Auf der ruandischen Seite fand 1994 einer der schlimmsten Völkermorde der Weltgeschichte statt: über 800.000 Menschen, zumeist Tutsi, wurden innerhalb von drei Monaten von Armee und Hutu-Milizen abgeschlachtet. Jetzt herrscht in Ruanda Frieden. Aber jenseits der Vulkane, im Kongo, wüten die Täter aus Ruanda heute weiter" ...

     

    Das Reintegrationslager ist tatsächlich kein reines Reintegrationslager sondern eine Form der politischen Indoktrination im Rahmen des Ingando-Programms. Es muss unter anderem auch von Studienbewerbern besucht werden, damit diese einen Platz an öffentlichen Universitäten bekommen können.

     

    In diesen Camps sind Menschenrechtsverletzungen Programmpunkt - Fragen Sie doch mal bitte diese ganz normalen ruandischen Bürger, welche das Programm durchlaufen müssen, ob in Ruanda Frieden herrscht. Oder definieren Sie ihren Friedensbegriff, bevor sie eine solch, z.T. schwarz-weiß malerischen Artikel schreiben.

     

    Wer sich mit Ruanda beschäftigt beugt sich noch immer der Last des Völkermordes - nur all zu oft werden dabei die heutigen, sich verfestigenden totalitären Strukturen des derzeitigen Regimes (die ehemaligen Beendiger des Völkermords) übersehen. In diesem Sinne hätte dem Artikel eine etwas gründlichere Recherche gut getan.

  • JS
    Jack Stern

    die antwort ist einfach wenn deutschland klar wird

    dass es keine nutzen von terror hat. es ist der gleiche fall wie die unterstützung der pkk und anderen terrororganizationen.

  • V
    vic

    In diesem Land werden eher bestintegrierte Zuwanderer der X.Generation ihren Familien entrissen und ausgewiesen, als ein kongolesischer Schlächter nach Den Haag befördert.

    Schätze es geht hier um Wichtigeres wie z.B. unseren Coltan Anteil zu sichern.

  • R
    Raptor

    Die Kleinen haengt man, die Grossen laesst man laufen und gibt ihnen noch eine schoene Asylrente, 160 Stunden Kuscheltherapie und verweist auf die schwere Kindheit. Alle Tiere sind gleich, aber manche sind GLEICHER !

  • EB
    Erwin B. Lindemann

    "UNO und Ruanda fragen sich: Wann wird die deutsche Justiz endlich aktiv?"

     

    Die deutsche Justiz kann nicht aktiv werden, weil es das Recht jedes Ausländers ist, seinen Wohnsitz frei zu wählen, vor allem in Deutschland. Solange in Deutschland keine Straftaten veräbt werden, gibt es keinen Grund für Ermittlungen. Andernfalls würde der Zentralrat der Juden und Muslime wieder Hitlervergleiche verbreiten.

  • H
    Hagen

    Wo ist Schäuble, wenn man ihn mal braucht?

  • CK
    Christoph Koczewski

    Lasst uns die augen schliessen, cdu waehlen und beten, dass er sich bessert.