Berliner Koalition einigt sich: Längere Laufzeiten für AKWs
Union und FDP verhandeln die zukünftige Energiepolitik Deutschlands. Dabei sollen Laufzeiten von "als sicher geltenden Atomkraftwerken" verlängert werden.
BERLIN taz | Union und FDP haben sich bei den Koalitionsverhandlungen im Grundsatz auf längere Laufzeiten für Atomkraftwerke verständigt. Im Koalitionsvertrag soll eine Laufzeitverlängerung für "als sicher geltende Atomkraftwerke" festgeschrieben werden. Details wie Restlaufzeiten oder Ausgleichszahlungen der Energiekonzerne sollen aber erst später geregelt werden.
Bisher sollte der letzte der noch 17 Meiler etwa 2021 vom Netz gehen. Die neuen Koalitionäre jedoch meinen, dass die Atomkraft als "Brückentechnologie" unverzichtbar sei - etwa für die Versorgungssicherheit. Umweltschützer und Energieexperten warnten vorm Ausstieg aus dem Atomausstieg.
Die Entsorgung des Atommülls sei ungelöst, kritisierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Umweltverbandes BUND. "Bis heute ist kein hochradioaktives Gramm endgelagert". Allein in Deutschland seien bis jetzt 6.000 Tonnen des stark strahlenden Mülls angefallen. Blieben alle Meiler am Netz, kämen jedes Jahr 450 Tonnen hinzu.
Uwe Leprich, Wissenschaftler am Saarbrücker Institut für Zukunftsenergiesysteme (IZES), sagte: "Es droht keine Versorgungslücke." Das zeigten alle Zahlen, die von der Regierung veröffentlicht wurden. Das Bundeswirtschaftsministerium gibt alle zwei Jahre einen Monitoringbericht zur Versorgungssicherheit heraus.
Im Jahr 2008 schrieben die Beamten zum Beispiel: "Es stehen derzeit national ausreichende Kraftwerkskapazitäten zur Verfügung, um den Bedarf zu sichern." Bei dieser "Abschätzung", so erklären sie weiter, sei der "ehrgeizige Ausbau der erneuerbaren Energien und der beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie zugrunde gelegt". Die noch amtierende schwarz-rote Regierung hatte sich dieses Ziel vorgenommen: 30 Prozent Strom aus Ökoenergien bis 2020. Experte Leprich fürchtet, dass ein Atom-Comeback nun den Ausbau der Erneuerbaren stoppen wird.
Joachim Pfeiffer, wirtschaftspolitischer Sprecher der Union, erklärte hingegen, dass sich die neuen Koalitionäre "langfristig" daran orientierten, die Energieversorgung ganz auf Öko umzustellen. Innerhalb des nächsten Jahres werde von der Regierung ein "umfassendes Energiekonzept für Deutschland" vorgelegt.
Leser*innenkommentare
scarlett
Gast
HA, selten so gelacht beziehungsweise selten so geheult!
SICHERE??? atomkraftwerke?
wem will die schwarz-gelbe koalition der zukünftigen vier jahre denn noch in die tasche lügen, um geld in die taschen der energiekonzerne zu scheffeln? genau.
Alexander K.
Gast
Es wird uns allen - bewußten Menschen nichts anderes übrig bleiben als endlich mal wieder auf die Strasse zu gehen und unser Denken den anders Denkenden zur Schau zu Tragen!!!
Der Müll der im Meer liegen blieb...
Der Müll der in Sibirien offen herum liegt...
Der Müll den eigentlich keiner will...
Es ist an sich gar kein Müll.
Es ist schlimmer als Gift; es ist länger, tödlicher als manch ein Berg in unserer Welt existiert.
Wer meint das Atommüll ( Das Wort Atommüll stellt eine Verharmlosung dar!) kein Problem ist ( Das Wort Problem stellt in diesem Fall ein Problem dar / Verharmlosung) Wer meint das Atommüll sauber ist, der ist selber an sich nicht ganz sauber oder einfach nicht in der Lage sich an die Fakten zu halten!
Stell dir vor es gibt Atomstrom und keiner kauft Ihn!!!
Demonstrieren Demonstrieren und gegen diesen Fehler der Regierung agieren.
Scharlie
Gast
Der Bürger soll doch nicht glauben, dass sich die schwarz-gelben Koalitionäre für seine Interessen einsetzen wird. Zuerst werden die Großspender aus der Industrie bedient, natürlich ohne irgendeine Gegenleistung. Wozu sollte die (Trinkgeld-)Spende sonst gut sein?
Stefan Thiesen
Gast
Sicher ist ein AKW, das aufgrund seiner enormen Sicherheit problemlos eine private Haftpflichtversicherung mit unbegrenzter Deckung bekommt. So definiere ich das. Keines, mit anderen Worten. Das muß wohl einen Grund haben.
Gultimore
Gast
>>Im Koalitionsvertrag soll eine Laufzeitverlängerung für "als sicher geltende Atomkraftwerke" festgeschrieben werden.
Und wie wir wissen, liegt ein dynamischer Sicherheitsbegriff vor, so dass man jedes Kraftwerk mit nen bisschen Dynamik als sicher einstufen kann.