Trotz Wettbewerbsbedenken: Kein Schwenk bei Opel-Deal
Trotz der Wettbewerbsbedenken der EU hält Deutschland am Konzept des Opel-Verkaufs an Magna fest. Spanische Opelaner wollen für ihre Arbeitsplätze streiken.
Trotz Bedenken von EU-Wettbewerbskommissarin Nelly Kroes hält die Bundesregierung an den Plänen zum Verkauf von Opel an Magna fest. "Es gibt keinen Anlass, bisherige Entscheidungen infrage zu stellen", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Montag. Insbesondere sei eine Wiederholung der Entscheidungsmechanismen in keiner Weise geboten.
In US-Medien war am Montag berichtet worden, die Opel-Mutter General Motors (GM) habe einen Plan B zum Verkauf an Magna, nach dem Opel in eine Insolvenz geschickt werden könnte. Im spanischen Saragossa wollen die Opel-Beschäftigten gegen die Stellenabbaupläne von Magna streiken. Die Verkaufsverträge könnten noch in dieser Woche unterzeichnet werden.
Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna will zusammen mit der russischen Sberbank Opel übernehmen und dafür rund 500 Millionen Euro Eigenkapital aufbringen. Für die notwendige Opel-Sanierung hat Deutschland Staatsgarantien in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, an deren Finanzierung sich auch andere EU-Staaten beteiligen sollen.
Magna und die Sberbank wollen jeweils 27,5 Prozent an New Opel übernehmen, 10 Prozent soll die Opel-Belegschaft bekommen. 35 Prozent bleiben bei der ehemaligen Konzernmutter GM. Magna will in Europa rund 10.500 Stellen abbauen, davon etwa 4.500 der rund 25.500 Stellen in Deutschland. Die vier deutschen Werke in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach will Magna erhalten.
Für den Auto-Experten der Fachhochschule Bergisch-Gladbach, Stefan Bratzel, wäre selbst der Verkauf von Opel an Magna nur eine Zwischenlösung. "General Motors braucht langfristig ein Standbein in Europa." Deshalb behalte der US-Konzern, dem im Moment das Geld zur Opel-Sanierung fehle, auch nach einem Verkauf an Magna 35 Prozent von New Opel.
Langfristig könnte er wieder die Mehrheit an dem Autobauer anstreben; immerhin sei GM ein Großkunde von Magna. Zudem sei Opel langfristig zu klein, die Entwicklung neuer Antriebe könne das Unternehmen allein nicht stemmen.
Die Opel-Beschäftigten im spanischen Saragossa wollen unterdessen mit Streiks Druck auf Magna ausüben, verbindliche Zusagen zum Erhalt von Arbeitsplätzen zu machen. "Wir werden sehen, ob wir Magna mit der Arbeitsniederlegung zu weiteren Zugeständnissen bewegen können", sagte Betriebsratschef José Juan Arcéiz im Opel-Werk Saragossa.
An diesem Dienstag solle entschieden werden, an welchen Tagen die 7.500 Opel-Arbeiter in Spanien zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen werden. Magna will dort etwa 1.350 Stellen abbauen und Teile der Produktion in die Fabrik nach Eisenach verlegen.
Der Betriebsrat kritisierte, das Magna-Angebot enthalte keine konkreten Informationen darüber, welche Investitionen für das spanische Werk vorgesehen seien. Außerdem gebe es keine Garantien dafür, dass Magna den Arbeitsplatzabbau mit sozialen Maßnahmen abfedere. "Es kann sein, dass dies sich am Ende als ein leeres Versprechen erweist", sagte Arcéiz. "Wir wollen etwas konkretere Zusagen bekommen."
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