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Guinea kommt nicht zur RuheJuntachef bei Attentat schwer verletzt

Präsident Moussa Dadis Camara nach Schießerei mit der eigenen Garde nach Marokko ausgeflogen.

Im Feuergefecht schwer veletzt: Militärherrscher Moussa Dadis Camara. Bild: dpa

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7 Kommentare

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  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Skandal - der Mann trägt doch tatsächlich ein Fallschirmjägerbarett der Bundeswehr (mit Barettabzeichen alten Stils), allerdings auf französische Art über das das linke Ohr.....

  • T
    Tinkasso

    @ Skip Gan:

    In Guinea wurde die Machtübernahme von Dadis sogar als "deutscher Putsch" in den meisten Medien beschrieben. Angesichts deutscher Truppen in Afghanistan, dem Irak oder auf Schiffen vor Somalia frage ich mich mehr denn je: Was haben wir nur aus der Geschichte gelernt!? Die sogenannte Bundeswehr wird in die ganze Welt exportiert . . . . .

     

    Ich war zeitweise sehr oft in Guinea, das Land könnte eigentlich ein Paradies auf Erden sein. Stattdessen: Kampf um die Verteilung von Bauxit, Gold, Diamanten uva. Resourcen, dazu ein wichtiger Handelsplatz der libanesischen Drogenmafia. Veränderungen sind unerwünscht, Amerikaner, Ukrainer, Franzosen (nur einige Nationen von vielen) wollen sich hier weiterhin günstig bedienen. Das von vielen Seiten unterstützte Militärsystem in Guinea hat zwar ausgedient(als Pufferzone während der Bürgerkriege in Liberia und Sierra Leone war Guinea einmal enorm wichtig), jetzt ist das Militär aber nicht mehr bereit die Kontrolle über das Land abzugeben. Andererseits wäre ohne die gewaltige Stärke des Militärs schon längst ein Bürgerkrieg in Guinea ausgebrochen. Auch die Volksgruppen der Sussu, Malinke und Peul und der vielen kleinen Stämme werden um Einfluss und Macht kämpfen. Die Situation in Guinea ist verfahren und völlig unberechenbar. Unter Einbeziehung der Nachbarstaaten Ghana, Mali und Burkina Faso wäre es vielleicht möglich diesem Land einen Übergang in eine Zivilregierung zu ermöglichen. Amerikaner und Europäer haben dort ein Pulverfass befüllt das seines gleichen sucht (und Deutschland das Zündholz dazu gefertigt!!).

  • B
    Bert

    @ Skip Gan:

    Diese Militärschulen gibt es auf der ganzen Welt. Sie haben den selben Zweck wie die "School of the Americas" (die Schulen der Mörder), welche in Latein- u. Südamerika seit einem halben Jahrhundert gewütet haben, um die Interessen der USA zu bewahren.

    Um mehr Informationen zu diesem Thema zu erhalten, sehen Sie sich dieses kostenlose Video an:

    http://www.videogold.de/der-krieg-gegen-die-dritte-welt/

  • DK
    Daniel Konaté

    @quame:

    Dennoch gibt es auch noch eine eigene Verantwortung der Afrikaner (also einmal aller, dann der mit Geld und Pöstchen, dann der mit Gewehr - um nochmal zu unterscheiden). Schließlich wollen wir auch den Holocaust nicht allein damit erklären, dass die Amis schlecht gewirtschaftet (gepokert) und dann die Kredite aus Europa zurückgezogen haben. Oder?

    Dadis ist ein Faschist und Demagoge, dazu kindisch und skrupellos. Jede europäische Besatzungsmacht (naja, außer den Russen vielleicht) wäre mir lieber - allerdings würde das dann Neokolonialismus und ein moralisches Problem für alle Beteiligten (siehe oben: eigene Verantwortung resp. Eigenverantwortung).

    Hoffen wir das beste - ich bin allerdings Pessimist.

    Grüße an alle die's interessiert

  • Q
    quame

    Es ist ja nichts Neues, dass die Industriestaaten in ALLEN Konflikten die in Afrika entstehen, direkt oder indirekt, Ihre Finger im Spiel haben, aber das war ein sehr informativer Kommentar!

    Jaja...erst zerstören dann aufbauen, teilen und regieren, zu Tätern machen und dann anprangern usw.

    Ich könnte kotzen!

  • TT
    Toni Tornado

    Ich freue mich, dass der Botschafter Karl Prinz "wie ein Schuljunge" behandelt worden ist, denn gerade genau so behandelte er einst auch mich. Inzwischen weiss ja wohl jeder Depp, dass der Camara verrueckt ist. Viel konsequenter waere es, wenn Deutschland den Botschafter abziehen und die diplomatischen Beziehungen beenden wuerde und endlich diesen Widerling Prinz entlassen.

  • SG
    Skip Gan

    Aus Anlass dieses taz-Artikels über den eskalierten Machtkampf des Guineer Militätputschisten Moussa Dadis Camara mit seiner Präsidialgarde habe ich eine unglaubliche Tatsache recherchiert: Die deutsche Regierung bildet in Hamburg Armeemitglieder undemokratischer Staaten zu ranghohen Offizieren aus. Camara lebte vier Jahre in Deutschland und wurde hier zum Fallschirmjäger im Range eines Hauptmanns ausgebildet. „Oberst Camara hat an mehreren Ausbildungslehrgängen der Führungsakademie der Bundeswehr teilgenommen. Dort werden seit 1962 ausländische Offiziere aus der ganzen Welt aus- beziehungsweise weitergebildet.“ [http://www.tagesschau.de/ausland/guinea150.html] Das ist in keiner Weise zu legitimieren. Insbesondere die Argumentation der deutschen Regierung, sie stärke durch diese Schützenhilfe ausländische Demokratie, ist durch die jüngsten Vorkommnisse gründlich widerlegt.

    Die Führungsakademie der Bundeswehr (von ihren Mitgliedern liebevoll Füakbw genannt) ist laut Aussage ihres Kommandeurs, Generalmajor Robert Bergmann, „die höchste militärische Aus- und Fortbildungsstätte der deutschen Streitkräfte“. Herr Bergmann weiter: „Seit 1957 ist die Akademie die 'Alma Mater' des künftigen Führungsnachwuchses. Ihre Geschichte ist eng mit der globalen sicherheitspolitischen Entwicklung verknüpft.“ Das konnte man ja jetzt in Guinea wieder eindrücklich beobachten. Den Umstand, dass im höchsten deutschen Militärstützpunkt in Hamburg undemokratischen Kräften das Kriegshandwerk beigebracht wird, formuliert Kommandeur Bergmann so: Es „ist im Laufe der letzten Jahre die Internationalität zu einem wesentlichen Markenzeichen der Akademie geworden.“ Der deutsche Botschafter in Guinea, Karl Prinz, kann von der so gestifteten internationalen Harmonie ein Lied singen. Er wurde vor Monaten vom Miltiärputschisten Moussa Dadis Camara in der Nationalversammlung Guineas vor vollen Rängen minutenlang in einer absurden Rede wie ein Schuljunge zurechtgewiesen und dann, ohne dass er noch einmal die Möglichkeit zur Erwiderung erhalten hätte, auf seinen Platz geschickt. Der Zorn des guineer Gewaltherrschers und Trägers des deutschen Fallschirmjägerabzeichens richtete sich gegen Prinz' klare Benennung des Regierungswechsels als Putsch und gegen den Umstand, dass der Botschafter den selbsternannten Präsidenten an dessen Versprechen erinnerte, in Guinea Parlamentswahlen zuzulassen (siehe youtube-Film). Es ist eine interessante deutsche Außenpolitik, die erst undemokratischen Militärs strategischen Nachhilfeunterricht gibt und dann deutsche Botschafter im Ausland die Folgen ausbaden lässt.