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Kommentar Blair vor dem Irak-AusschußKriegslügen ohne Konsequenzen

Ralf Sotscheck
Kommentar von Ralf Sotscheck

Tony Blair hat vor und während des Irakkriegs wiederholt gelogen. Für diese Feststellung benötigte man keine Untersuchung.

F ür Tony Blair war es nur eine lästige Pflichtaufgabe, und der frühere britische Premierminister hat sie mit der ihm eigenen Nonchalance erledigt. Er versuchte gestern vor dem Untersuchungsausschuss zur britischen Beteiligung am Irakkrieg den Eindruck zu vermitteln, er habe stets nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Das war nicht anders zu erwarten. Fest steht jedoch, dass er im Vorfeld des Kriegs mehrfach gelogen hat; dazu benötigt man keine Untersuchung.

Im April 2002 behauptete er, es sei eine Tatsache, dass Saddam Hussein über große Mengen chemischer und biologischer Waffen verfüge. Keine drei Wochen zuvor hatte der Geheimdienstausschuss erklärt, dass Saddam möglicherweise geringe Mengen solcher Kampfstoffe versteckt habe. Im selben Monat hieß es in einem geheimen Kabinettspapier, der Irak stelle keine ernsthafte Gefahr für seine Nachbarländer dar. Bei Blair hörte sich das einen Monat später anders an: Der Irak sei nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern für die ganze Welt.

Blair berief sich im September 2002 auf die Internationale Atomenergiebehörde, als er behauptete, dass Saddam binnen sechs Monaten im Besitz einer Atombombe sein könnte. Die Behörde erklärte, keinen solchen Bericht veröffentlicht zu haben. Blair behauptete gestern erneut, dass es ihm anfangs lediglich um die Entwaffnung des Iraks gegangen sei und nicht um einen Regimewechsel. Im Tagebuch seines engsten Beraters, Alistair Campbells, steht unter dem 2. April 2002: Blairs Ziel sei wegen der Massenvernichtungswaffen und der Gefahr für die Region auch ein Regimewechsel - und diese Liste der Lügen vor und während des Krieges ließe sich beliebig fortsetzen.

John Chilcot, der Leiter des Untersuchungsausschusses, hat im Vorfeld versucht, Blairs Auftritt die Brisanz zu nehmen. Es gehe lediglich darum, Licht auf die Ereignisse zu werfen, die zum Irakkrieg führten, nicht um Schuldzuweisungen oder konkrete juristische Konsequenzen. Dass eine dauerabgelenkte Öffentlichkeit auf solche tatsächlich noch dringen wird, muss man bezweifeln.

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Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
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3 Kommentare

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  • AM
    alfredo mexico

    Seine Vorfuehrung war absolut vorhersehbar.

    Seine Unantastbarkeit ist auch vorhersehbar.

    Noch eins ist vorhersehbar:

    Der Krieg mit Iran. Sagt er doch selber: er wuerde jetzt wieder dasselbe tun - mit Hinblick auf Iran.

     

    Klar: Israel fuehlt sich bedroht, Iran hat (bald) Massenvernichtungsmittel, der President ist ein Verrueckter des Kalibers von Hitler, die Opposition ist verfolgt, im Ausland und berichtet, Iran ist voller Oel, Iran ist muslimisch.

     

    Irgendwann geht ein Krieg mal schief, und dann sieht Israel alt aus

  • A
    Amos

    Es ist und bleibt wie es von je her war. Wer die Macht hat darf auch Verbrecher sein.

  • V
    vic

    Blair steht dem Kriegstreiber Bush in nichts nach. Er hat mit seinen Lügen nicht nur Briten, sondern die Welt belogen.

    Niemals werde ich Gerhard Schröder vergessen dass er sich dieser Schweinerei verweigert hat.

    Und niemals Merkel, die sich für diese Verweigerung entschuldigte.