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Kommentar UkraineOrangene Revolution war gestern

Kommentar von Barbara Oertel

Dass Janukowitsch die Wahl gewonnen hat, macht zwei Dinge deutlich: Erstens, die orangene Revolution ist Geschichte. Und zweitens, Janukowitsch ist lernfähig.

N ein, zu allzu großen Hoffnungen auf einen Neuanfang gibt die Wahl in der Ukraine keinen Anlass. Doch immerhin: Die Menschen hatten eine Wahl. Das ist auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion - ein Blick nach Russland oder Weißrussland genügt - alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Und: Die Abstimmung verlief im Großen und Ganzen frei und fair.

Dass mit Wiktor Janukowitsch dort nun ausgerechnet der Mann als Sieger vom Platz geht, der noch 2004 durch dreiste Wahlfälschungen seinen Wiedereinzug in den Präsidentenpalast sichern wollte, macht zwei Dinge deutlich: Erstens, die orangene Revolution ist Geschichte. Und zweitens, Janukowitsch ist lernfähig.

Fraglich nur, ob das auch auf die knapp unterlegene Julia Timoschenko zutrifft. Derzeit deutet alles darauf hin, dass die noch amtierende Regierungschefin das Wahlergebnis anfechten und noch einmal versuchen wird, ihre Anhänger auf die Straße zu bringen. Dabei wäre Timoschenko gut beraten, das Wahlergebnis zu akzeptieren, statt sich in endlosen juristischen Auseinandersetzungen zu verzetteln. Denn ihre Niederlage ist nicht zuletzt einem monatelangen Machtkampf zu verdanken, der das Land politisch lähmte und in dem sich das orangene Lager aufgerieben hat.

Im Gegensatz zum bisherigen Präsidenten Wiktor Juschtschenko, der gegenüber Russland keine Provokation scheute, dürfte sein immer noch gerne als prorussisch titulierter Nachfolger Janukowitsch eine Wiederannäherung an den Nachbarn suchen. Unter einer Präsidentin Timoschenko wäre das nicht anders gewesen, wie ihr mit Russlands Präsident Wladimir Putin ausgehandelter Kompromiss über Gaslieferungen vom vergangenen November zeigte. Und so kann sich neben Janukowitsch auch Moskau über dieses Wahlergebnis freuen.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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3 Kommentare

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  • G
    gregor

    Regionale Spaltung der Ukraine sollte nicht als eine demokratische Wahl verkauft werden.

  • MS
    M.Buikis, SED-Opfer

    Die orangen Revolution war gestern, aber auffällig ist Frau Timoschenko versucht mit allen Mitteln eine mögliche Wende trotz Wahlerfolg des Gegners herbei zuführen. Keine Versprechungen hat die orangen Revolöution gehalten, das Volk wurde belogen und betrogen, Frau Tiomoschenko diente nicht zum Wohle des Volkes sondern war mit sich selbst Wohl beschäftigt, damals hat haben sich die westlichen Demokratien für die orangen Revolution in der Ukraine stark gemacht, aber ich frage mich, wurden wir von Frau Tiomoschenko möglicherweise Mißbraucht? wenn ich die neusten Nachrichten lese, das Frau Tiomoschenko sich gegen die Wahl wehrt kommt mir der Gedanke, will sie eine Konterrevolution ausrichten und für ihre Ziele wieder die westlichen Demokratien mißbrauchen? oder was soll das, Machtbesessen und auf sich selbst bezogen, Frau Timoschenko steht nicht für Demokartie sondern für Diktatur diesen Eindruck konnte man nun gewinnen.

  • MS
    M.Buikis, SED-Opfer

    Dien orangen Revolution hat die Glaubwürdigkeit verloren darum wurden sie abgewählt, die Versprechungen wurden von Timoschenko gegenüber den Wähler nicht gehalten, die orangen hatten mit sich selbst zu tun um die Macht zu bekommen wurde gelogen und betrogen es ist unglaublich aber wahr! die Führerin der orangen Revolution taucht ab und wird versuchen nun diese Wahl als Unregelmäßig oder Betrug zu bezeichnen, nein wie die Beobachter mitteilten das Volk hat entschieden. Was wollte Frau Timoschenko eigentlich, die Macht !