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Inhaftierte US-MissionareHaitis Kinder als Exportware

Im Fall der inhaftierten US-Missionare, die angebliche Erdbebenwaisen aus Haiti schmuggeln wollten, entpuppt sich der Anwalt als gesuchter Menschenhändler.

Begehrte Schmuggelware: Kinder in Haiti. Bild: dpa

Der Fall der 33 haitianischen Kinder, die von zehn US-amerikanischen Baptisten als angebliche Erdbebenwaisen verschleppt worden waren, wird immer schmutziger: Die in Haiti inhaftierte Gruppe lässt sich juristisch unter anderem von einem Mann vertreten, der in El Salvador wegen Frauen- und Mädchenhandels gesucht wird. Die zehn US-Amerikaner hatten Ende Januar versucht, 33 Kinder aus Haiti in die Dominikanische Republik zu schleusen. Sie sollten dort zur Adoption angeboten werden. Weil sie aber keinerlei Papiere für die Kinder hatten, wurden sie an der Grenze festgenommen.

Es hatte schon ganz danach ausgesehen, als würde die Gruppe in die USA abgeschoben, da wurde die Identität eines ihrer Anwälte bekannt: Jorge Anibal Torres Puello. Er wird mit internationalem Haftbefehl gesucht, weil er Mädchen aus der Karibik und Zentralamerika nach El Salvador gelockt und dort zur Prostitution gezwungen haben soll. Seither zweifelt der zuständige haitianische Richter Bernard Saint-Vil an den humanitären Motiven der Baptisten. Er will nun die Chefin der Gruppe vernehmen und eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft abwarten, bevor er eine Entscheidung über die Freilassung trifft. Torres Puello ist auf der Flucht. In einem Telefoninterview mit dem Fernsehsender CNN bestätigte er am Montag: Ja, ich bin der gesuchte Mann.

Schon seine Vorstellung als Anwalt der Baptisten war Saint-Vil verdächtig vorgekommen. Sein Auftritt im Gericht in Port-au-Prince glich dem eines Mafioso: Er kam mit vier Leibwächtern. Als ein Foto von ihm durch die Presse ging, stutzte man bei der Grenzpolizei in El Salvador. "Dasselbe Gesicht, derselbe Bart, dasselbe Geburtsdatum", sagt Polizeisprecher Jorge Callejas. Nur der Name war leicht variiert: In El Salvador kannte man ihn als Jorge Torres Orellana.

Der wird seit dem 26. Mai 2009 in El Salvador gesucht. Drei minderjährige Nicaraguanerinnen hatten die Polizei auf seine Spur gebracht. Sie waren aus einem Bordell geflohen, wo sie zur Prostitution gezwungen worden waren. Torres hatte sie über einen Mittelsmann mit dem Versprechen auf Jobs angeworben. Nach den bisherigen Ermittlungen arbeitete er mit dem damaligen stellvertretenden Chef der salvadorianischen Einwanderungsbehörde zusammen. Bei einer Durchsuchung seines Hauses wurden zwei dominikanische Frauen befreit, seine Partnerin Ana Josefa Ramírez Orellana wurde verhaftet. Torres aber war verschwunden. In El Salvador vermutete man den Mann danach in Santo Domingo. Bei der Hausdurchsuchung wurden unter anderem dominikanische Dokumente gefunden.

Torres Puello stritt zunächst jegliche Verbindung zum gesuchten Mädchenhändler ab. Da liege eine Verwechslung vor. Er habe das Mandat in Haiti aus reiner Menschlichkeit übernommen und sei nie in El Salvador gewesen. Doch dann tauchte er ab, die Internetseite seiner angeblichen Kanzlei verschwand aus dem Netz, und schließlich hat er jetzt seine Identität zugegeben.

Jurist ist er übrigens gar nicht. Torres Puello ist weder in den USA noch in der Dominikanischen Republik als Anwalt registriert und der US-Justiz lediglich wegen des Vorwurfs des Bankbetrugs und des Waschens von Drogengeldern bekannt. Er saß deshalb 18 Monate in Kanada in Auslieferungshaft und war ein Jahr in den USA im Gefängnis.

Auch die zehn inhaftierten Baptisten kommen mehr und mehr ins Zwielicht. Angeblich wollten sie die Kinder in ein Waisenhaus ihrer Stiftung in der Dominikanischen Republik bringen. Eine Internetseite bot sie schon zur Adoption an. Eltern dieser Kinder wurde gesagt, die Kleinen würden in der Dominikanischen Republik eine gute Schule besuchen, mit Schwimmbad und Sportplätzen. Sie könnten ihre Familien immer besuchen. Um das Vertrauen der Eltern zu gewinnen, hatten die US-Amerikaner mit einem örtlichen Baptistenprediger zusammengearbeitet. Ihre Stiftung New Life Childrens Refuge ließ Gruppenchefin Laura Silsby vergangenen November in Meridan im US-Bundesstaat Idaho registrieren . Als Adresse diente ein Haus, das sie zwei Tage später verkaufte.

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1 Kommentar

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  • M
    mats

    Sachliche, faktenorientierte Berichterstattung ist was anderes. Hier wird mit manipulierender Sprache und fragwürdigen Indizien eine Vorverurteilung vorgenommen. Hätte die taz genauso vorverurteilend geschrieben, wenn eine den Grünen nahestehende Organsisation genau das gleiche gemacht hätte wie die US-Amerikaner?