USA melden Erfolg in Pakistan: Taliban beim Bart gepackt

Der zweithöchste Taliban-Kommandant soll bei einer gemeinsamen pakistanisch-amerikanischen Operation in der Metropole Karatschi festgenommen worden sein.

Karachi ist einer der Hot Spots der Region. In der Vergangenheit verübten hier sunnitische Islamisten Bombenanschläge gegen schiitische Gotteshäuser. Bild: ap

DELHI taz | Die Nummer zwei der afghanischen Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, soll den USA ins Netz gegangen sein. Bereits vor mehreren Tagen hätten pakistanische und US-Geheimdienstmitarbeiter den Mitgründer der Taliban bei einer Razzia in Pakistans größter Stadt Karatschi festgenommen, berichtet die New York Times.

Es wäre die bedeutendste Festnahme eines Anführers der Taliban seit ihrem Sturz in Afghanistan Ende 2001. Baradar soll direkt hinter Mullah Omar stehen, dem geistigen Führer der Taliban, und soll sämtliche Taliban-Kämpfer im Westen und Süden Afghanistans befehligt haben. Nun erhoffen sich US-Geheimdienstmitarbeiter Informationen darüber, wo sich die übrige Taliban-Führung aufhält.

Die Taliban selbst bestritten am gestrigen Dienstag die Festnahme Baradars. Dieser sei wohlauf und kämpfe in der südafghanischen Provinz Helmand gegen die vorrückenden ausländischen Truppen, erklärte ein Sprecher. Pakistans Innenminister Rehman Malik bezeichnete die Meldungen ebenfalls als "Propaganda" und sagte: "Wir teilen mit den USA Geheimdienstinformationen, aber wir führen keine gemeinsamen Ermittlungen oder Razzien durch. Wir sind ein souveräner Staat und werden es daher niemand erlauben, herzukommen und irgendwelche Operationen durchzuführen."

Sollten sich die Berichte über die Festnahme bewahrheiten, würde das Pakistans Regierung in Islamabad in Bedrängnis bringen. Denn Pakistans Öffentlichkeit bringt eine gewisse Sympathie für die afghanischen Taliban auf. Sie sieht in ihnen Glaubensbrüder, die gegen ausländische Besatzungstruppen kämpfen. Viele Menschen machen den Einmarsch der US-geführten Truppen in Afghanistan für die Gewalteskalation im Nordwesten Pakistans verantwortlich. Nur deshalb seien militante Geistliche, die sich später zu den "Pakistanischen Taliban" zusammenschlossen, in den Grenzregionen so mächtig geworden, argumentieren viele Pakistaner. Auch das Thema US-Einsätze auf pakistanischem Staatsgebiet ist heikel.

US-Geheimdienstkreise gehen ihrerseits seit Jahren davon aus, dass Teile von Pakistans Sicherheitsapparat die afghanischen Taliban unterstützen. Pakistans Geheimdienst ISI war in den 90er-Jahren maßgeblich an der Gründung der Gruppe beteiligt. Afghanistan war nach dem Abzug der Sowjetarmee in einen blutigen Bürgerkrieg gestürzt. Die Taliban sollten die Ordnung in dem Land wiederherstellen und Pakistans Einfluss sichern.

Bis heute geht Pakistans Armee im Nordwesten des eigenen Landes nur gegen in Pakistan aktive militante Gruppen vor, die in den vergangenen Jahren tausende Menschen bei Anschlägen getötet haben. Stammesmilizen wie etwa jene der Wazirs in Nordwaziristan, die in Pakistan beheimatet sind, aber in Afghanistan gegen die ausländischen Truppen kämpfen, tastet Pakistans Sicherheitsapparat nicht an. Somit würde die Festnahme Mullah Baradars auf einen Bruch des Apparats mit den afghanischen Taliban hindeuten.

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