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Arzt Dieter Krombach vor GerichtEntführt und angeklagt

Im vergangenen Jahr wurde der Arzt Dieter Krombach entführt, um der französischen Justiz ausgeliefert zu werden. Nun wird er sich vor einem französischen Gericht verantworten müssen.

Am 18. Oktober des letzten Jahres wurde der Kardiologe Dieter Krombach (74) in der Nähe des Gerichts im elsässischen Mülhausen gefunden. Er war verschnürt wie ein Paket, das seine Entführer der französischen Justiz frei Haus liefern wollten. In Frankreich war er seit langem steckbrieflich gesucht. Da Deutschland seine Auslieferung stets ablehnte, war er schließlich in Abwesenheit wegen Mordes von einem französischen Gericht zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt worden. Mit dieser bloß virtuellen Verurteilung aber wollte sich der Vater des Mordopfers, der Franzose André Bamberski, nie abfinden. Und ließ ihn entführen.

Bamberski ist von Krombachs Schuld am mysteriösen Tod seiner Tochter Kalinka im Jahre 1982 überzeugt und will, dass er deswegen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen wird.

Dass ein Angeklagter nicht freiwillig nach Frankreich kommt, um vor den Richter zu treten, war nach Ansicht der obersten Beschwerdeinstanz noch nie ein Grund, um auf eine Verhandlung zu verzichten. In Begründung seines Entscheids berief sich das Pariser Kassationsgericht am Mittwoch auf drei historische Präzedenzfälle: Auch der Nazi Klaus Barbie, der Terrorist Carlos sowie ein Chef der franco-algerischen Geheimarmee OAS waren entführt worden zwecks Anklage vor Gericht.

In Frankreich hat man sich gefragt, weshalb in Deutschland das Verfahren gegen Krombach sogleich eingestellt worden war, da doch schwerwiegende Verdachtsmomente gegen Krombach vorlagen. Die 14-jährige Kalinka war 1982 mit Injektionsmalen und Gewaltspuren im Genitalbereich in seinem Haus entdeckt worden, wo diese damals mit ihrer Mutter lebte. Später wurde dem Arzt die Zulassung entzogen und er wurde von einem deutschen Gericht verurteilt, weil er eine 16-Jährige betäubt und sich sexuell an ihr vergangen haben soll. Dass er nach alledem in seinem Land so viel Protektion genoss, schockierte in Frankreich und ließ sogar Gerüchte über geheimdienstliche Beziehungen aufkommen. Bis zur Verhandlung bleibt Krombach trotz Protesten seiner Anwältin in Untersuchungshaft.

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