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attac-BankentribunalZur Strafe Karl Marx lesen

In einem Schauprozess in Berlin waren Politiker und Banker wegen ihrer Verantwortung für die Finanzkrise angeklagt. Kritiker beklagen, die Debatte wäre zu ideologisch gewesen.

Das Bankentribunal am Samstag in der Berliner Volksbühne. Bild: dpa

Als die Jury am Sonntag um kurz nach halb elf das Urteil gesprochen hat, herrscht kurze Ratlosigkeit. Es gibt keine Strafe, nicht einmal eine Auflage, nur ein dickes Bündel von Empfehlungen zur Reform der Finanz- und Sozialpolitik. "Dem Publikum zufolge hätten wir die Angeklagten dazu verurteilen müssen, alle drei Bände ,Kapital' von Karl Marx auswendig zu lernen", sagt Jury-Mitglied und Sozialrichter Jürgen Borchart. "Lebenslang Hartz IV für Angela Merkel", ruft eine Frau aus der vorletzten Reihe. Dafür gibt es donnernden Applaus.

Realität und Fiktion verschwimmen an diesen beiden Tagen des Bankentribunals, veranstaltet vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac. Schon als Ort der Veranstaltung die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz auszuwählen, ein Theater, das gern mit unbequemen Inszenierungen von sich reden macht, liest sich als Zeichen: Wir veranstalten ein Tribunal, weil es niemand sonst macht.

"Wir nehmen nicht hin, was Banken tun und was die Politiker möglich machen", sagt Jutta Sundermann von Attac in ihrer Eröffnungsrede. Mit ihren Worten beginnt ein Schauprozess, ein Mittel, um Öffentlichkeit zu erzeugen, um Menschen wachzurütteln und zusammenzubringen. Keiner der Angeklagten - von Bundeskanzlerin Angela Merkel, über Exkanzler Gerhard Schröder bis zu Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist gekommen - oder hat eine Stellungnahme geschickt.

Wie es sich für einen Prozess gehört, beginnt die Verhandlung früh am Morgen. Samstag um Viertel nach neun ist der Zuschauerraum der Volksbühne überfüllt. Im Vorraum ist eine Videoleinwand aufgebaut, es gibt einen Livestream, in mehreren Städten haben die Organisatoren dafür gesorgt, dass das Tribunal an Leinwänden verfolgt werden kann - so groß war im Vorhinein die Nachfrage. Doch gerade macht der Ton Probleme, mehr Menschen strömen in den Saal, die Organisatoren werfen erste hektische Blicke auf die Uhr. Der Zeitplan ist straff, am selben Abend noch sollen die Plädoyers der fünfköpfigen Anklage und der vierköpfigen Verteidigung verlesen werden.

Das Tribunal beginnt mit Richter Jürgen Borchert, im wahren Leben Sozialrichter und deshalb bestens mit dem Ablauf eines Gerichtsprozesses vertraut. Mit stoischer Ernsthaftigkeit geht er die Liste der Angeklagten durch. Bei jedem Einzelnen fragt er nach, lässt seinen Blick suchend durch den Saal schweifen, um dann ebenso ernsthaft festzustellen: "Ist nicht anwesend."

Das Publikum dankt es mit Gelächter und Klatschen, und eine Zuhörerin wispert ihrer Nachbarin zu: "Ist das jetzt gespielt?"

Der erste Angeklagte: Exbundeskanzler Gerhard Schröder. Der Journalist Wolfgang Kaden tritt als Verteidiger auf, sieht die Schuld nicht in Berlin, sondern vor allem in London und Washington und natürlich bei der Gesellschaft. "Die tiefere Ursache der Bankenkatastrophe liegt an einem Ausgabenrausch, der alle erfasst hatte, nicht am Handeln Einzelner", ruft er. Das Publikum klatscht ausnahmsweise, sonst ernten die Verteidiger vor allem Buhrufe. "Das ist zynisch", sagt eine Zuhörerin laut, als Kaden erklärt, dass Schröder mit der Senkung des Spitzensteuersatzes doch nur Deutschland attraktiv für Unternehmen machen wollte.

Die vier Verteidiger stapeln Akten und Bücher auf ihren Tischen, Verteidiger Henner Wolter, auch beruflich Anwalt, hat das Grundgesetz mitgebracht, das macht Eindruck auf dem Rednerpult. Die Verteidiger sind gut vorbereitet, halten ihre Redezeit ein, kennen die Argumente der Ankläger.

Die Argumente der beiden Seiten sind nicht neu: Während sich die Ankläger vor allem darauf stützen, dass die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zumindest grob fahrlässig, wenn nicht sogar vorsätzlich gehandelt hätten, als es darum ging, die Machenschaften der Banken zunächst zu tolerieren und sie schließlich zu retten, geben sich die Verteidiger als Realisten: "Sollen wir etwa in Zukunft Fusionen von Banken verbieten?", fragt Wolter. Ja, findet das Publikum. Wolter schüttelt den Kopf. Einmal sieht sich die Jury gezwungen, einzugreifen und für Ruhe zu sorgen.

Hinterher zeigt sich Wolter fast etwas enttäuscht. "Ich habe damit gerechnet, dass das Publikum noch viel härter reagiert", sagt er. Die Zwischenrufe und Missfallensbekundungen seien noch "sehr abgewogen" gewesen.

Vielleicht lag es auch daran, dass es die Anklage der Verteidigung nach Meinung einiger Zuschauer zu leicht gemacht hat: "Das ist keine Anklageschrift, das ist ein Pamphlet", beschwert sich ein Besucher in der Pause. Zu viele politische Positionen stünden darin, zu wenig juristisch Haltbares, unbrauchbar für einen ernsthaften Prozess. Möglicherweise liegt das auch an einem Problem, das der emeritierte FU-Professor Elmar Altvater, beim Tribunal in der Rolle als Ankläger, anspricht: "Die Anklage hat es schwer, denn sie muss an Sachen heran, die von den Angeklagten geheim gehalten werden."

Auf der Bühne werfen sich Gericht, Anklage und Verteidiger gegenseitig Fachbegriffe zu. Es geht um CDOs und CDS, um einen "negativen Liquiditätssaldo", um die Macht der Ratingagenturen. "Man braucht schon einiges an Vorwissen", sagt eine ältere Besucherin mit Bedauern in der Stimme. Sie hat sich vor allem Argumente für Diskussionen im Bekanntenkreis gewünscht und findet die Debatte wenig alltagstauglich. "Mal eben erklären lässt sich das nicht."

Als endlich, endlich nach fast zwölf Stunden Verhandlung die Plädoyers beginnen, ist niemand mehr wirklich frisch. Die Verteidiger und Ankläger, die eben noch im Gang geplauscht haben, müssen sich auf der Bühne wieder spinnefeind sein. Im Saal sind erste Lücken in den Parkettreihen sichtbar. Es fällt kaum auf, die Organisatoren werden später von 1.000 Teilnehmer sprechen. Die Verteidiger, die bislang eine gute Figur abgegeben haben, wirken auf einmal farblos, können der leidenschaftlichen Rede der Ankläger nicht mehr viel entgegensetzen. "Abwarten", empfiehlt einer von ihnen "vielleicht auch nicht unbedingt bis zur nächsten Blase." Dann fällt das Urteil, ein Urteil ohne Strafe.

"Wir können uns nicht anmaßen, hier Strafen auszusprechen, und damit wäre auch niemandem gedient", erklärt taz-Journalistin Ulrike Herrmann, beim Tribunal als Richterin dabei. Von "gravierenden Fehlern bei der Bankenrettung" ist in dem Urteil die Rede, von dem verletzten Grundsatz, dass "Eigentum verpflichtet und dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen hat". Nicht nur einige Zuhörer, auch Verteidiger Kaden ist enttäuscht. "In den Begründungen kommt überhaupt nicht zum Ausdruck, was gestern vorgetragen wurde", sagt er. Das Urteil vermittle den Eindruck, vorgefertigt zu sein, die Jury widerspricht. Und in diesen Augenblicken scheint der Konflikt nicht mehr gespielt.

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27 Kommentare

 / 
  • C
    claudia

    @Hanna:

    >>Tatsächlich werden Langzeitarbeitslose in Deutschland seit mehreren Jahren nicht nur fortlaufend in Medien und der Öffentlichkeit skandalisiert, direkt oder indirekt angeklagt, sondern in der Realität kämpfen diese Menschen mit der Hartz-Behörde (ARGE), warten jahrelang auf Sozialgerichtsprozesse und erhalten kaum, wenn überhaupt stümpferhafte, Unterstützung durch den Staat, obwohl das ausdrücklich im Gesetz drinnen steht.>Ich wünschte mir, dass wieder gute marxistische Bücher geschrieben würden, jedenfalls Bücher, die sich an den wirklich wissenschaftlichen Erkenntnissen von Marx und Engels orientieren.

  • SK
    Sabine Kurjo

    Es ist schon unglaublich, dass der groesste Verrat an der Menschheit sich vor all unseren Augen abspielen darf, so dass diese Art von Tribunal eigentlich schon zu spaet ist.

     

    Vielleicht ist das Web doch effektiver? Oder wird es noch zu einem Nachspiel kommen?

     

    Konnte leider nicht dabei sein, aber im Geist und auf dem Web immer!

     

    http://NationaleSchulden.eu

    http://publicdebts.org.uk

    http://bit.ly/9cxxIs

  • C
    claudia

    @Karl K Nachklapp:

    >>mal mit Schiller:"...die Szene wird zum Tribunal...."

  • H
    Hanna

    Vielleicht fehlt diesem Tribunal der echte Druck der Straße oder gar einer gewissen Gewalt. Tatsächlich werden Langzeitarbeitslose in Deutschland seit mehreren Jahren nicht nur fortlaufend in Medien und der Öffentlichkeit skandalisiert, direkt oder indirekt angeklagt, sondern in der Realität kämpfen diese Menschen mit der Hartz-Behörde (ARGE), warten jahrelang auf Sozialgerichtsprozesse und erhalten kaum, wenn überhaupt stümpferhafte, Unterstützung durch den Staat, obwohl das ausdrücklich im Gesetz drinnen steht.

    Durchgebrannte Politikdarsteller wie Theo Sarrazin führen ein weitaus wilderes und unlogischeres Spektakel auf, als dieses Tribunal hier.

    Aber mal zu den Fakten: Immernoch kassieren die Vorstände der Commerzbank 500.000 EURO Jahressalär aus Steuermitteln, obwohl sie die Bank in die Schieflage gebracht haben. Mit so viel Geld sind sie aber nicht untätig geblieben, sie haben hübsch die Entlassung von Angestellten ausgearbeitet, wobei auch hier wieder weich fällt, wer von ganz Oben fällt und hart landet, der jung und Berufsanfänger ist.

    Bisher konnte selbst aus den Reihen wirtschaftsfreundlicher Apologeten nicht logisch erklärt werden, warum diese gescheiterten Bankmanager ausgerechnet 500.000 EURO vom Bürger brauchen, zumal es die Leistungsfähigkeit wohl nicht sein kann.

    In diesem Sinne: Ein Tribunal als Theaterstück wird der Absurdität der deutschen Ungerechtigkeit gar nicht gerecht. Ein paar Steine oder brennende Autos auch nicht. Es braucht wohl eine neue Aktionsform, zumal auch der Boykott nicht viel hilft, schließlich zahl (wirklich fast) jeder für solche exorbitanten Gehälter. Parlallel geht es um Florida-Ralph und Skandale um Langzeitarbeitslose. Gerade eine 0815-Type wie Sarrazin macht mit leicht ausländerfeindlichen Stigmata geradezu Karriere. Und kassiert auch dick aus Steuermitteln ab. Seinen absurden Speiseplan wird er jedenfalls nicht selber ausprobieren müssen, geschweige denn die Situation wirklich erleben zu müssen, dass jemand starken Druck auf einen ausübt, irgendeine Arbeit anzunehmen, auch wenn es Arbeitsplätze gar nicht gibt und wenn es gegen das Gesetz ist.

    Aber was sind schon Gesetze?

    Die gelten offenbar nur für eine armte Truppe von Menschen, die nicht Connections haben. Von mir aus hätte der Staat diese Banken ganz übernehmen sollen, dann wären diese Gehälter auch politisch greiffbar gewesen, nach der momentan Lage, könnte selbst eine Megakoalition diese Gehälter nicht in kurzer Zeit begrenzen oder wenigstens an konkrete, ans Allgemeinwohl gebundene Ziele binden.

     

    P.S. Marx schrieb übrigens, dass in der Entwicklung des Kapitalismus eine radikale Pauparisierung (Verarmung) der Arbeiter einsetzt ... wohl war!

    Ich wünschte mir, dass wieder gute marxistische Bücher geschrieben würden, jedenfalls Bücher, die sich an den wirklich wissenschaftlichen Erkenntnissen von Marx und Engels orientieren.

  • KK
    Karl K Nachklapp

    Pps.Für all die Jungs und Mädels, denen die ganze choose nicht paßt - mal mit Schiller:"...die Szene wird zum Tribunal...." (aus - Die Ibiche des Kranikus - glaub ich).

    Die Vereinigten Berufsbankerotteure mit Victory-Man an der Spitze hätten sich doch gemäß der Konkursformel 2.Ordnung: Das Geld in die Hosentasche, die Schulden und Badbanks ins Jackett dem Steuerzahler! risikolos der im medialen Raum selbstgeschaffenen Peanutsfront stellen können.

    Gulag oder Genick-Schuß ala Dschugaschwily hätten sie doch nicht zu besorgen gehabt.

    Zeigt doch selbst sein Nachfolger Wladimir beim Katyn-Paradox menschliche Regungen.

    Und - soviel pädagogischer Zeigefinger sei erlaubt - post Kalle Morx arbeitet doch jeder Wirtschaftswissenschaftler - gleich welcher couleure - mehr oder weniger "marxistisch".

    Geben die, sofern sie noch halbwegs alle Nadeln auf der Tanne haben, zumindest unter vier Augen nach fünf Minuten auch zu. .

    Wenn nicht: gemäß dem Riesenschlange-Elefant-Hut-Test aus dem "Kleinen Prinzen" : Themawechsel, über Krawatten und - Frauen reden.

    Letzteres leitet zwanglos zu Willy-Wolke über. Er hatte von Wirtschaft nicht die allermeiste Ahnung: traurig, aber wahr.

    Sonst wäre er nämlich in den 70gern 15%-Kluncker-(ÖTV) mit Schmackes in die Parade gefahren (Lokie´s Smooky hielt hanseatisch-berechnend einmal die Schnauze).

    Statt als Willy, das Denkmal,in Resignation und Depression zu verfallen mit Lau-Baden und Rücktritt. Um anschließend auf SB-Margarine abzuschmieren.

    Vielleicht wären uns dann die beiden Helmuts erspart geblieben. Jedenfalls als Kanzler.

    In dem Sinne: have a nice time in Berlin: WBS No 1 - ehrlicherweise möcht ich dort nicht mal Mäuschen sein: vermutlich zu langweilig.

  • KK
    Karl K

    Stellvertretend für Ulrike Herrmann, Jürgen Borchardt et al.: lieber Mitschüler,Freund und Sangesbruder - konsequenter Streiter gegen Bagatell-Kündigungen - Henner Wolter: chapeau, eins rauf mit mappe - schade nicht dabei gewesen zu sein.

    Vielleicht hättest du als Abschluß ein Klarinetten-Solo - "money" oder "Zehn Brieder san wir gewesen, ham wir gehandel mit Hei" gespielt?

     

    Und der taz zum Titelbild: Hut ab - wie Walesa den Saft.

     

    Ps.Gruß an deinen Vater und meinen Lehrer,so er noch lebt, der das Staffelholz nicht mißbrauchte,wie weiland Latein-,Sport-&Napola-Lehrer Hillmann. Dem sie später als Direx der Ratzeburger Gelehrtenschule zum Ausgleich die Radmuttern am Wagen lösten.So geht´s doch auch.

  • K
    Kyle

    Peinlich was die dt. akad. Elite so alles veranstaltet um sich selbst ein reines Gewissen zu bescheinigen. Ein Sozialrichter gibt sich für so einen Quatsch auch noch her. Intellektuell würde ich das Ganze eher 16jährigen Gymnasiasten zutrauen.

  • K
    Kommentator

    @Maria:

    Der Marxismus ist eine wissenschaftliche Perspektive, kein System!

     

    @Demokrat (Name wohl ironisch gemeint):

    Sie sind ein Geschichtsrevisionist, der massenhaft größtes Leid und Terror (Stalin-Ära) mit einer legitimen sozialkritischen Protestveranstaltung gleichsetzt.

    (WIDERLICH!!)

     

    Und wer zahlt die Krise künftig und die künftigen Krisen?!?

  • E
    earlgrey_tea

    @DEMOKRAT: »» Ja, ein Schau(SPIEL)prozess!

     

    Schade, dass gute Satire und feinsinnige Kritik häufig für bare Münze genommen werden.

     

    Ich finde es toll, dass sich das attac-Bündnis um neue n kreative Formen des Protestes bemüht; jenseits der allgegenwärtigen DEMOKRATiefolklore die wir auf jeder Gewerkschaftsdemo bewundern dürfen.

  • A
    Angsthase

    Wehret den Anfängen, kann ich nur warnen.

    Wer jetzt bei einem solchen "Schauprozess" applaudiert, der würde später auch untätig zusehen, wenn Radikale sämtliche "Manager und Spekulanten" zwingen würden, ein Erkennungszeichen an der Kleidung zu tragen, die Schaufenster ihrer Geschäfte zerschlägt und ... (Ich möchte mir garnicht ausmalen, wozu unser Volk noch fähig wäre, wenn es sich erstmal ein gemeinsames Feindbild geschaffen hat.)

  • D
    Demokrat

    Das war wohl ein Schauprozeß nach dem Vorbild Stalins!

  • C
    claudia

    >>"Die tiefere Ursache der Bankenkatastrophe liegt an einem Ausgabenrausch, der alle erfasst hatte, nicht am Handeln Einzelner">Geld wird als ein Machtmittel missbraucht und lässt andere Menschen für seine Zwecke arbeiten.>Als 1348 Brunnenvergifter für die damals grassierende Pest verantwortlich gemacht wurden, war da noch niemand, der es besser wußte...>ich stimme Josef A., 13:28 Uhr, ausdrücklich zu und lade ihn hiermit zu seinem Geburtstag in mein bescheidenes Anwesen (Willy-Brandt-Str. 1) ein.

  • AM
    Angela M.

    ich stimme Josef A., 13:28 Uhr, ausdrücklich zu und lade ihn hiermit zu seinem Geburtstag in mein bescheidenes Anwesen (Willy-Brandt-Str. 1) ein.

  • B
    butokah

    Liebe Leser/innen der TAZ, das Bankentribunal war ein Symbol für das, was gesellschaftlich Seite her schon längst überfällig war. Die ganze Veranstaltung war ein großer Erfolg und überhaupt nicht ideologisch, sondern differenziert und hochpolitisch!

    Das steht auch in dem oben stehenden Artikel, wenn deutlich gemacht wird, dass es sich sehr wohl um eine fachlich fundierte Auseinandersetzung gehandelt hat! Die investigativen Recherchen eines Harald Schumann lieferten sehr präzise Analaysen der Finanzkrise, der Verflechtungen von Politik und Wirtschaft und der sukzessiven Aushöhlung der Demokratie. Das wird in dem Artikel leider nicht erwähnt und war für mich eine der bedeutendsten Momente in der Verlesung des Urteils. Die angeklagten Bundesregierungen sind ihrem, in der Verfassung fest gelegten demokratischen Auftrag nicht nachgekommen. Die Medien, by the way, saßen auch mit auf der Anklagebank. Ein Blick in den Medienspiegel zum Tribunal weist teilweise voneinander gegenseitig abgeschriebene Sätze, teilweise fast identisch wirkende Verklausulierungen und Beschreibungen auf, das ist ein Armutszeugnis und zeugt von der Angst sich unbeliebt zu machen, wenn man den Mächtigen nicht nach dem Mund schreibt.

    Ein großes Dankeschön geht an Attac Deutschland für dieses grandiose Ereignis!

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Wirtschaftswissenschaft ist eine doch recht große (to ideological to be true, political Right instead [of political correct]) Disziplin und das Tribunal sollte wohl akademisch und moralisch-juristisch auch ein wenig "standhalten". Wer allerdings die Debattten seit gut 1 1/2 Jahren zum Beipsiel in der TAZ, der FR (beide im Tribual vertreten)

    oder anderen Zeitungen mit etwas Hintergrund: Neues Deutschland, Junge Welt oder sogar richtigen ökonomischen oder linken Publikationen verfolgt hat -

    Star wäre die PROLA, die von Altvater stark geprägt wurde (Viele kostenfreie downloads), dem bleibt es nicht ganz so fremd.

    Die einzigen, die noch etwas massiver hätten verteten sein sollen, sind die Finanz- oder Wirtschaftsmathematiker.

    Ansonsten geht hoffentlich ein nachhaltiger Impuls

    in Richtung anstehender grundsätzlicher, am Wohl des Volkes orientierter, demokratischer Regelung des Infrastruktursektors Banken- udn Finanzwesens, wie auf dem Tribunal richtig eingefordert, aus.

    Das ist wohl die HauptMESSAGE.

  • K
    klumpatschverkaeufer

    Passend dazu folgend eine Verknuepfung zu der Webseite von Christian Lahr, der der Bundesrepublik Deutschland das Kapital "ueberweist".

     

    http://www.christin-lahr.de/d/projekte/KAPITAL100218/KAPITAL100208brief.html

     

    gruss,

     

    Klumpatschverkaeufer

     

    PS: Warum kriege ich als Captchas meist nur brot oder boot? Merkwuerdig.

  • JA
    Josef A.

    Der Veranstaltungsort, ein Theater, hätte nicht besser gewählt werden können für eine Kommödie wie diese.

  • F
    finn

    weiß jemand, ob man sich das noch irgendwo im netz anschauen kann? danke im vorraus.

  • WG
    Werner Gerhard

    BESSER: MARX ERNST NEHMEN

     

    Daß ein ausgewiesener Marxkenner wie Elmar Altvater sich für eine solche Farce hergibt, bei der Schuldige gesucht wurden, wo strukturelle Ursachen zu analysieren wären, erschüttert mich. Als 1348 Brunnenvergifter für die damals grassierende Pest verantwortlich gemacht wurden, war da noch niemand, der es besser wußte und die Ursachen der Seuche hätte benennen können. Im Jahr 2010 könnte das Wissen um die vollkommen vom Willen und Handeln einzelner Akteure losgelöste kapitalistische Tendenz zur Überakkumulation und das allmähliche Werden und plötzliche Vergehen der daraus getriebenen Spekulationsblasen längst Allgemeingut sein. Wenn es denn jemand wissen wollte. Da muß niemand Marx auswendig lernen, schon ein Blick in den Wirtschaftsteil einer

    Zeitung - am besten zu Zeiten steigender Kurse - wäre ähnlich lehrreich.

     

    Aber das Verlangen des Publikums danach, betrogen zu werden, also vor dieser übrigens recht simpel strukturierten Realität die Augen zu verschließen und stattdessen nach Namen und Adresse von Verantwortlichen zu rufen, scheint schon so aufgeheizte Formen anzunehmen, daß einem der Ruf nach Innehalten und nüchterner Ursachensuche im Halse stecken

    bleibt. Bleibt zu hoffen, daß auffällig gewundenen Formulierungen wie "Mitschuld", "fahrlässige Vorbereitung neuer Krisen" doch ein Indiz dafür sind, daß auch den Zauberlehrlingen von attac langsam dämmert, welche Affekte und welchen Ungeist sie da gerufen haben mit ihrer

    kopfstehenden "Finanzmarktkritik". Der alte Meister aber, der die aufklärenden Bannsprüche auswendig kennt, der hat an diesem Wochenende gefehlt.

  • B
    Bastian

    "Die Verteidiger und Ankläger, die eben noch im Gang geplauscht haben, müssen sich auf der Bühne wieder spinnefeind sein."

    ist doch wie beim echten Gericht. Nur plauschen die meist hinterher.

  • M
    Maria

    Der Marxismus hat noch nie funktioniert und wird es auch niemals.

     

    Ich wähle nur links weil ich mir eine sozialeres Klima davon verspreche, eine zweite DDR will aber wohl niemand. (hoffe ich mal)

  • S
    Schulz

    Abgesehen davon, dass ich vermute,

    Politiker in Unkenntnis

    der sozialphilosophischen Schriften Karl Marxs zu sein,

    werden die kaum auswendiglernen.

     

    Natuerlich ist es ein Scherz, 3 Baende Karl Marx auswendigzulernen.

    Aber Grundkenntnisse der Auseinandersetzung

    verschiedener gesellsch. Funktionen

    von Materie, Kapital, Menschen, Vergesellschaftung

    von Werten, Umgang mit Verantwortung

    im Kollektiv (hier als Parteimachtapparat)

    muss formuliert sein,

    angewandt werden.

    Dabei ist zu beachten,

    dass auch Karl Marx Literatur (als Kritiker)

    schrieb:

    Ein Gespenst geht um in Europa...

    ist doch die Beschreibung

    einer unvorstellbaren Vernachlaessigung

    oder einer unvorstellbaren Unterdrueckung

    von Rechten der sozialen eigentumslosen Bevoelkerung, egal ob gezaehlt oder ungezaehlt.

    Hier geht es nicht um Daemonisierung

    oder um Bestrafung.

    Hier geht es erst mal um Verbalisierung,

    um die Faehigkeit,

    in Worte zu fassen, was fassungslos macht.

    Das muss gedeutet, erklaert werden.

    Nach diesem Verstehen

    kann erst ein Umgang mit der Theorie erfolgen,

    an die Praxis, den Alltag angepasst,

    welche wir gegenwaertig erleben.

    Es geht nicht um die Wiederholung der Vergangenheit

    aus der Mitte des 19.Jahrhunderts.

     

    Viel Vergnuegen beim Marx Lesen (nicht Mars).

  • P
    ProGeldDemokratie

    Es ist tatsächlich ein Fall für die Psychatrie, nur eben für die Mehrheit der Gesellschaft. Der Wahnglaube, das "Geld arbeitet" wird nicht hinterfragt. Geld wird als ein Machtmittel missbraucht und lässt andere Menschen für seine Zwecke arbeiten.

    Es ist so einfach: dieses Finanzsystem dient den Geldbestizenden - und je mehr man hat umso effektiver - und auf der anderenen Seiten wird jemand dieses Geld "gestohlen".

    Zum Glück gibt es darüber hinaus noch die Geldschöpfung aus dem Nichts, die nicht direkt spürbar wird, sondern alle über Geldentwertung trifft, die Ärmeren am härtesten.

    Die Sklaverei wurde formell beseitigt und steht unter Strafe. Dieses Finanzsystem wird einst auch als verwerflich in die Geschichte eingehen.

  • H
    HamburgerX

    Mit Schauprozessen kennen sich Anhänger von Marx ja bestens aus.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Das Tribunal scheiterte an der Tatsache, dass kein Tribunalakteur nach der Quelle der Crashprojekte, nach der fast-geheimen, wirtschaftlichen Steuerungsstruktur des 2%Wachstumszwang-Regime a la Rumpelstilzchen fragte. Dem 2%Monster sind alle Crashprojekte untergeordnet. Allein Kurt Biedenkopf hat in seinem SPIEGEL-Interview v. 27.7.2009 auf diese Zusammenhänge hingewiesen.

     

    Keiner der Tribunal-Promis hat offensichtlich nicht die blasse Ahnung wie die geheime 2%Wachstumszwang-Tyrannei funktioniert. Diese lINKS-Ahnungslosen wissen nicht, mit welchen wirtschaftsstrukturellen Steuerungstricks der 2%Tyrann arbeitet, und dass die Subprime-Hypotheken u n d die EURO-Einführung in den Med-Staaten n u r Wachstumsförderungsprojekte-via-Verschuldung waren, die in summa abstürzen müssen u n d wirtschafts- und wachstumspolitisch auch so kalkuliert waren.

     

    Hier arbeitet ein unentdecktes 2%Madoff-Schneeballsystem-Monster und es scheint, als wollte niemand zur Erkenntnis der Quelle der Crashstrategen vordringen. Das gilt speziell für die Attac-Führung. Die Attac-Führung ist am Bekanntwerden der genial-einfachen, implementierten Zwangsursachen für die Crashprojekte gar nicht interessiert. Wer die Crashquelle kennt, weiß, dass die IGM-Vorstände dann in die Schusslinie kommen.

    In der Machtstruktur des 2%Wachstumszwang-Tyrannei ist in Deutschland zentral die IGM eingeplant und aktiv. Stichwort 'Bruttoarbeitskosten-Steigerung durch Flächentariflohnrunden und paritätische Finanzierung der Sozialleistungen', die auch durch Energie- und Kapitalstock-Steuern finanziert werden könnten. Attac hängt aber an den Gewerkschaften.

    So muß also ein Ersatzverdächtiger lzwecks Ablenkung her. Die Ananlyse ergibt u.a., dass die Banken n u r die Akteure an der nachgelagerten Verstärkungs- und Abzocker-FRONT sind.

     

    Wer eine andere Welt anstrebt, meidet Attac und die Ahnungslosen und sucht sich Durchblicker und KREATIVERE Akteure, die die Funktionsweise des 2%Madoff-Monsters erkannt haben und die den Sturz des Wachstumszwang--MADOFF-Clans betreiben.

  • R
    reblek

    "Kritiker beklagen, die Debatte wäre zu ideologisch gewesen." Nein, sie haben gesagt: "Die Debatte war zu ideologisch." In indirekter Rede, um die es sich wohl handeln soll, heißt das: Kritiker beklagen, die Debatte sei zu ideologisch gewesen. Keine Rede und Schreibe vom Konjunktiv - wenn es richtig sein soll.

  • H
    hschweizer

    "Wir veranstalten ein Tribunal, weil es niemand sonst macht."

    Soll das eine Entschuldigung sein für sone Quatschveranstaltung. Dafür ist die Strafandrohung wirklich drakonisch: Marx lesen zu müssen.