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Deutscher WM-Gegner AustralienDinos im Sicherheitstrakt

Die taz beleuchtet die WM-Gruppengegner der Deutschen. Dabei sind auch die Australier. Doch die in die Jahre gekommenen Herren scheuen jedes Risiko und setzen auf solide Defensive.

Ansprache an die Männer: Trainer Pim Verbeek aus Holland. Bild: ap

Der Start in das Südafrika-Abenteuer war für Pim Verbeek ein Kinderspiel. Drei Mitarbeiter des australischen Fußballverbandes hatten schon im Februar 2009 intensiv die Gegend rund um Johannesburg durchkämmt, präsentierten dem Chefcoach am Ende eine Liste mit drei Hotel-Tipps - und Verbeek musste nur noch auswählen. Im März, drei Monate ehe sein Team überhaupt das WM-Ticket löste, entschied sich der Niederländer für die Kloofzicht Lodge am Fuße der Zwartkops Mountains, inmitten eines Wildreservats gelegen. "Mein Job war einfach", sagt Verbeek. Und die Australier brüsten sich damit, durch die Schnellbuchung ihrer idyllischen WM-Herberge, mit Zebras, Gnus und Antilopen vor der Haustür, den Deutschen ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Ähnliches planen die Aussies nun auch bei ihrem Start ins Turnier am 13. Juni gegen die DFB-Auswahl. Pim Verbeek jedenfalls erklärte kurz nach der Ankunft in Südafrika salopp: "Für uns ist am wichtigsten, dass wir unser erstes Spiel gewinnen." Schließlich hat der 54-Jährige bei dieser Endrunde den langen Schatten seines Vorgängers Guus Hiddink als ständigen Begleiter. Vor vier Jahren führte Hiddink die "Socceroos" bei ihrer zweiten WM-Teilnahme nach 1974 bis ins Achtelfinale, wo den späteren Weltmeister Italien nur ein geschenkter Elfmeter in der Nachspielzeit vor dem Sensations-Aus bewahrte. Auch jetzt scheint das Team wieder gut in Form zu sein. Im jüngsten Vorbereitungsmatch wurde Dänemark mit 1:0 geschlagen.

"Ich denke, man muss sich im Leben Ziele setzen. Deshalb müssen wir es jetzt besser machen als beim letzten Mal - und dafür werden wir alles Mögliche tun", kündigte Verbeek nach vollzogener Qualifikation vollmundig an. Ein offensiver Plan, den der gebürtige Rotterdamer mit einer defensiven Grundordnung umsetzen will. In Australien gilt als ausgemacht, dass der methodische, risikoscheue Hiddink-Nachfolger gegen Deutschland die selbe Startelf aufs Feld schicken wird wie sein einstiger Chef 2006 in der Auftaktpartie gegen Japan. Einzige Ausnahme: Anstelle von Mark Viduka, der nicht mehr dabei ist, gilt nun Tim Cahill als gesetzt.

Der offensive Mittelfeldspieler vom FC Everton, den Verbeek als "Schattenstürmer" bezeichnet, ist neben Harry Kewell und dem einzigen Angreifer Josh Kennedy eine echte Rarität im australischen Hochsicherheitstrakt. Die große Vorsicht des Trainers führte sogar dazu, dass im vorläufigen 28-Mann-Kader, der bereits am 26. Mai in den Flieger nach Südafrika stieg, mehr Torhüter als Stürmer zu finden waren.

Unter Hiddink, den sie in Down Under noch immer als ihren Fußball-Erneuerer verehren, bearbeiteten die Australier ihre Gegner mit schnellem, druckvollem Spiel. Das Ganze wird diesmal deutlich langsamer und auf Konter ausgerichtet sein - beim Double des 2006er-Teams, in dem die tragenden Kräfte allesamt vier Jahre älter geworden sind und Verteidiger Luke Wilkshire mit seinen 28 Lenzen der Benjamin in der Startelf sein dürfte.

"Wenn ich hinten nichts zulasse, reicht ein Tor zum Sieg", erläutert Pim Verbeek als Boss dieser Dinosaurier-Auswahl seine schlichte Sicht der Dinge. In insgesamt 14 Spielen in der WM-Qualifikation, die Australien erstmals als Mitglied der asiatischen Fußball-Föderation absolvierte, ließ sein traditionell rustikal agierendes Ensemble nur vier Gegentreffer zu, in den acht Partien der Finalrunde sogar nur einen einzigen. Die zweite WM-Teilnahme hintereinander, ein absolutes Novum für Australiens Fußballer, weckt nun Begehrlichkeiten.

"Die Erwartungen der Fans und der Mannschaft selbst sind viel höher als vor vier Jahren in Deutschland", weiß der vielseitig verwendbare Luke Wilkshire. 2006 war der Mann von Dynamo Moskau einer der wichtigsten Akteure in Hiddinks Team. Ebenso wie der jetzige Kapitän Lucas Neill, der wegen der ungewohnten Euphorie in der Heimat heilfroh war, als die Socceroos - zwecks Höhenanpassung - als allererstes Team, satte zweieinhalb Wochen vorm Auftaktspiel gegen Deutschland, in Johannesburg eintrafen. "Um ehrlich zu sein", atmete Neill auf, "war das bei uns zu Hause ein ganz schöner Zirkus. Jetzt können wir uns endlich auf Fußball konzentrieren."

"Wir sind nicht Brasilien. Wir können keine sechs Pelés von der Ersatzbank aufs Feld schicken", warnt Offensivkraft Cahill dabei vor überzogenen Erwartungen - was Verbeek, auf Hiddinks Empfehlung hin zu seinem aktuellen Job gekommen und ab August Technischer Direktor von Marokko, kaum beeindruckt. "Wir werden", verspricht der Niederländer vor seiner Abschiedstour, "Australien stolz machen."

Stolz, das ist jetzt schon sicher, wird auf alle Fälle die Zahl der Nationalkicker sein, die nach der Endrunde parallel zu ihm abtreten. Rund die Hälfte der australischen Südafrika-Fahrer dürfte nach der WM ihren Rücktritt erklären - der Neuaufbau wird für Pim Verbeeks Nachfolger also alles andere als ein Kinderspiel.

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