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ProtestAngst vor der Spritze

In Altona-Altstadt soll eine neue Drogenhilfeeinrichtung entstehen. Eine Anwohner-Initiative wehrt sich dagegen und startet heute ein Bürgerbegehren.

Laut Anwohnern prädestiniert für Beschaffungskriminalität: das Umfeld der alten Gewürzmühle. Bild: Anne Baumann

Die Fronten sind verhärtet: Anwohner und Gewerbetragende in Altona-Altstadt wehren sich dagegen, dass der Verein Jugendhilfe zwei Drogenhilfeeinrichtungen in die alte Gewürzmühle an der Virchowstraße 15 verlegt. Sie fürchten sich vor Spritzen, Junkies und ansteigender Kriminalität. Heute wollen sie ein Bürgerbegehren gegen die Ansiedlung der Einrichtung starten.

Die derzeitigen Vereinsräume des "Stay Alive" in der Davidstraße 30 und des "ABC" in der Großen Bergstraße 219 sind für die beiden Einrichtungen zu klein geworden, Therapie-Räume fehlen, andere Räume liegen teilweise in einem dunklen Kellergeschoss. Etwa 100 Süchtige kommen täglich ins "Stay Alive", um sich ärztlich oder psychologisch beraten zu lassen.

Den Anwohnern sind vor allem so genannte Druckräume ein Dorn im Auge, in denen Heroin unter medizinischer Aufsicht gespritzt werden darf. Damit hielte man das Problem am Leben, es werde in der Umgebung weiter mit Drogen gehandelt, schimpft ein Anwohner.

"Das Gebiet um die frühere Gewürzmühle ist prädestiniert für Beschaffungskriminalität", sagt Achim Pettera, Geschäftsführer der Druckerei Reset. Seine Firma befindet sich gegenüber, in der Virchowstraße 8. Menschenarm sei die als Gewerbegebiet ausgewiesene Fläche und die von Jugendhilfe e.V. geplante Einrichtung könne die Süchtigen nicht ausreichend kontrollieren. "Das Umfeld ist überwiegend durch eine offene Bauweise mit großen Freiflächen und Hinterhöfen geprägt", sagt Ingenieurin Petra Krüger. Die Anwohner befürchten einen Rückschritt für ihren Stadtteil. "Die Einrichtung passt nicht zu dem Vorhaben des Hamburger Senats, ein familienfreundliches Quartier hier zu etablieren", findet Pettera.

Christiane Tügel vom Vorstand der Jugendhilfe kennt die Vorwürfe: "Die Argumente lassen sich auch immer leicht umkehren. In einem belebten Gebiet wird dann gesagt, da wohnten zu viele Menschen." Ein verzerrtes Bild aus den Medien schüre die Angst vor den Drogenabhängigen. "Es gab nie Beschwerden aus dem direkten Umfeld. Im Gegenteil: Solche Einrichtungen belasten nicht, sie entlasten." Das sagt auch Theo Baumgärtner von der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen: "Die Widerstände gründen häufig auf Vorurteilen und Unkenntnis."

Bereits vor drei Jahren war schon einmal ein Umzug nahe des Gewerbegebiets - in die Mörkenstraße 12 - geplant gewesen. Wegen massiver Proteste aus der Nachbarschaft zog die Vermieterin den Vertrag zurück.

Diesmal griff der Gesundheitsausschuss vor und lud die Anwohner Anfang Juni zu einer Anhörung ins Rathaus ein. Vorbehalte sollten ausgeräumt werden, doch etwa 100 Anwohner und Gewerbetreibende beklagten die Gefahr für ihre Kinder und die Sorge vor einem Wertverlust ihrer Immobilien. Wöchentlich treffen sie sich in der Schule an der Königstraße und sammeln Unterschriften gegen die Drogenhilfe-Einrichtung.

Tügel kann das nicht verstehen. "Das ist so typisch - die Probleme werden immer auf andere verschoben. Scheinbar passt so eine Einrichtung nie irgendwo hin." Dabei ist auch dem Vorsitzenden des Elternrats, André Jappe, aufgefallen, dass seit einigen Jahren "nicht mehr so viele Junkies auf der Straße rumlaufen". Auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Uwe Szczesny (CDU), unterstützt den Umzug: "Wir brauchen eine soziale Infrastruktur." Die Interessen der Anwohner aber, werde man berücksichtigen und versuchen, Kompromisse zu finden.

Der Gesundheitsausschuss entscheidet Anfang Juli, ob die beiden Einrichtungen in die Gewürzmühle ziehen dürfen.

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