KOMMENTAR: SONDERPARTEITAG DER BREMER LINKEN: Die Sprache der Utopisten
Das Wort Aposiopese hilft, den Sonderparteitag einzuordnen - eine rhetorische Stilfigur, die darin besteht, das Hauptgewicht eines Satzes aufs Ungesagte zu verlagern.
Manchmal helfen alte, ganz aus dem Gebrauch geratene Worte, aktuelle Ereignisse einzuordnen. Beim Sonderparteitag von der Bremer Die Linke ist zum Beispiel das Wort Aposiopese hilfreich. Es heißt so viel wie "verstummen" und bezeichnet eine rhetorische Stilfigur, die darin besteht, das Hauptgewicht eines Satzes aufs Ungesagte zu verlagern. Meist wird sie unbewusst gebraucht, nämlich in Drohungen: "Euch werd ich…!" schreit ein knallroter Familienvater seine Kinder an.
Ja was denn? Umbringen? Die Hammelbeine lang ziehen? Ohne Abendessen ins Bett schicken? Auf jeden Fall irgend etwas antun, so viel ist schon mal klar. Gewalt. Die Aposiopese dient dazu, irrationale Räume zu eröffnen. Es können auch schöne sein: In romantischen Erzählungen beispielsweise bildet sie das Scharnier von der Handlung ins Reich der Visionen, der Träume, Utopien. Im pragmatischen Alltagssprechen, im unbewussten Gebrauch hat sie hingegen meist eine autoritäre Funktion: Sie soll Angst und Schrecken verbreiten. Damit die Angeschrieenen auch ja - gehorchen.
Die Aposiopese ist die dominante Stilfigur des Sonderparteitags: Man könne sich auch vor Gericht…!, man werde schon sehen…!, man wisse ja viel zu sagen über…! Doch, doch es ist wirklich erfreulich, wieviel Visionäre und Träumer eine so kleine Partei in ihren Reihen hat.
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