piwik no script img

Debatte Unser Israel (5)Das Gespenst des Zionismus

Die Gegner des Zionismus sprechen Israel das Existenzrecht ab. Denn ohne die nationale Bewegung der Juden gäbe es keinen jüdischen Staat.

W enn von Israel die Rede ist, ist noch lange nicht von Israel die Rede: Vom iranischen Präsidenten Ahmadinedschad und der islamistische Hamas bis hin zu neonazistischen und sich selbst als links gerierenden Gruppen wird gern von einem "zionistisches Gebilde" gesprochen. Gängige Wortkombinationen sind weiterhin "zionistisches Regime", "zionistischer Terror" oder "zionistische Soldaten" - die Liste ließe sich beliebig verlängern. Nun lassen sich diese Wortschöpfungen leicht als Versuch werten, die Existenz des Staates Israel zu negieren, indem man diesen Staat nicht beim Namen nennt. Doch das Problem liegt tiefer.

Unter vielen Kritikern der israelischen Regierung von ganz links über streng islamistisch bis ganz rechts besteht eine merkwürdige Einigkeit darin, den Zionismus als Grundübel für die bestehenden Spannungen und Menschenrechtsverletzungen in der Region verantwortlich zu machen. Nicht konkretes Handeln konkreter Personen, Parteien und Regierungen ist demnach ursächlich für ein Problem, sondern eine wie immer geartete Ideologie. Kohärenter Bestandteil dieser Ideologie seien rassistische Überzeugungen. Folgt man dieser Argumentation, so ist eine "Lösung" des Nahostkonflikts nur möglich, wenn der Zionismus verschwindet.

Der politische Zionismus, entstanden kurz vor der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert als Reaktion auf antisemitische Grundströmungen in Europa, propagierte die Gründung einer jüdischen Heimstätte. Diese Mission hat sich mit der Gründung des Staates Israel 1948 erfüllt. Dass mit dieser Staatsgründung auch Menschenrechtsverletzungen verbunden waren, ist unbestreitbar. Allerdings gab und gibt es keine erfolgreiche Nationalbewegung, die ausschließlich dank purer Menschenliebe ihr Ziel erreicht hat.

detlef werth

Klaus Hillenbrand ist Chef vom Dienst in der taz.

Nun ging der Zionismus Herzlscher Prägung über eine Nationalstaatsbewegung weit hinaus. Zunächst galt es, den in der Diaspora verstreuten Juden nahezubringen, sich als Teil eines Volkes zu empfinden. Diese Vorstellung stieß gerade unter den in Deutschland lebenden Juden auf großen Widerstand, da man dort mehrheitlich die Überzeugung vertrat, Teil der deutschen Nation zu sein.

Viele konservative Juden der 1920er-Jahre wandten sich auch entschieden gegen den sozialistisch-kommunistischen Flügel des Zionismus, der in Palästina eine linke Utopie erträumte. Dass wenige Jahre später Vertreter der "deutschen Kulturnation" Juden zu Millionen ermorden würden, schien ihnen unvorstellbar.

Die ersten Zionisten machten sich vor rund 100 Jahren daran, die Grundlagen eines jüdischen Gemeinwesens im damaligen Palästina zu begründen. Dazu zählte die Einwanderung von Juden. Ähnlich den kolonialen Bewegungen in Australien oder Neuseeland glaubten auch die Zionisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Konflikte mit der ansässigen Bevölkerung ließen sich vermeiden. Im Gegenteil würde die Immigration das Kulturniveau in "Erez Israel" heben und den armen Einheimischen die Möglichkeit geben, an Frieden und Wohlstand zu partizipieren: eine verhängnisvolle Fehleinschätzung - doch geboren in einer Epoche, in der solche Glaubenssätze Allgemeingültigkeit hatten.

Dass die jüdische Einwanderung im Nachhinein zum Teil des Problems wurde, weil damit zwei Völker Anspruch auf das gleiche Territorium erhoben, ist kaum zu bestreiten. Andererseits gelang dank der zionistischen Bewegung Zehntausenden von Juden - darunter vielen, die sich zuvor als Antizionisten verstanden hatten - die rettende Flucht vor dem Holocaust in den Nahen Osten.

Der Staat Israel existiert seit 62 Jahren. Postzionisten debattieren über künftige Grundlagen des Zusammenlebens mit den Palästinensern; der Antizionismus hat sich damit eigentlich erledigt. Hat er aber offenbar nicht. Nun steht es selbstverständlich jedermann frei, Nationalismus und nationale Bewegungen abzulehnen. Verdächtig allerdings mutet es an, wenn allein der Zionismus im Fokus der Kritik steht, nicht aber der Nationalismus von Italienern, Sudanesen oder gar Palästinensern.

Ginge es den Antizionisten nur um eine Kritik an israelischen Siedlungen auf besetztem Gebiet, sie bräuchten ihr Etikett nicht. Denn diese Siedlungen werden auch von den meisten Israelis abgelehnt, und viele der Siedler sind keineswegs Zionisten, sondern religiöse Juden. Tatsächlich versteckt sich hinter dem Begriff des Antizionismus eine radikale Ablehnung eines existierenden, völkerrechtlich anerkannten Staates. Denn wenn der Zionismus Grundübel für die Lage in Nahost ist, dann gehört der zionistisch begründete Staat aufgelöst und durch ein anderes "Gebilde" ersetzt. Umstandslos wird damit auch gleich über die Zukunft der jüdischen Mehrheitsbevölkerung Israels entschieden, denn diese ist ganz überwiegend prozionistisch - also für ihren Staat - eingestellt. Und weil auch viele Juden außerhalb Israels den jüdischen Staat grundsätzlich bejahen, werden damit auch diese zu "Feinden" eines vorgeblich humanitären Projekts, das den ewigen Frieden im heiligen Land postuliert.

Ob dieser Antizionismus nun mit den "Protokollen der Weisen von Zion" (Hamas, Neonazis) oder den antiimperialistischen Bestrebungen der palästinensischen Bewegung begründet wird, ist letztlich egal: Ziel ist eine Eliminierung des spezifisch jüdischen Nationalismus. Mit Ressentiments gegen Angehörige der jüdischen Religionsgemeinschaft soll all das natürlich rein gar nichts zu tun haben.

Zwecks Propagierung dieses Projekts ist man sich auch nicht zu schade, homophobe und frauenfeindliche ultraorthodoxe Juden zu Kronzeugen der Bewegung zu machen, weil diese der religiösen Überzeugung sind, die Gründung eines jüdischen Staates sei allein dem Messias vorbehalten. Seht her, auch Juden, noch dazu mit lustigen Schläfenlocken und schwarzem Hut, teilen unsere Meinung, klopft man sich auf die Brust. Noch besser ist da nur noch, einen Holocaustüberlebenden als Kronzeugen vermarkten zu können. Beides ist nichts anderes als Philosemitismus übelster Sorte.

***

Die vorheringen Beiträge der Debattenreihe "Unser Israel": Eine komplizierte Geschichte von Micha Brumlik, Keine innere Angelegenheit von Tsafrir Chohen, Deutsche nach Gaza? von Muriel Asseburg und Feiger Hass von Stephan Kramer.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • K
    Kunibert

    Der Artikel ist einseitig und irgendwie auch am Thema vorbei.

  • N
    nicolaus

    Ich bin froh, dass bei der taz nicht nur die Hefets und Pohl den Ton der Israel-Debatte bestimmen. Volle Zustimmung für Herrn Hillenbrandt. Es ist zu hoffen, dass die verbalen und physischen antisemitischen Attacken der letzten Wochen in der BRD auch manche habituell israelfeindlichen Linken nachdenklich werden lässt. Denn wie ein "befreites" (also: juden- und christenfreies)Palästina unter islamistischer Herrschaft aussehen würde, können wir uns lebhaft vorstellen.

  • K
    Kai

    Und ist jetzt auch noch Israel an der Bevölkerungsexplosion schuld? Oder die Amis? Oder vielleicht die FDP?

     

    Mal ne andere Sache, warum werd ich nicht als Flüchtling gezählt? Warum kann man den Status nur in "Palästina" vererben?

  • K
    Kunibert

    Lieber Herr HILLENBRAND, Ihr Kommentar ist nüchtern ausgedrückt sehr enttäuschend. Schon im Jurastudium lernt man, dass man in Situationen in denen die eigenen Argumente unzureichend sind dazu übergehen sollte, die Glaubwürdigkeit der Personen die eine andere Meinung vertreten in Frage zu stellen. Nichts anderes tun Sie. So wurden die Grünen immer wieder als „langhaarige, ungepflegte Hippi-Spinner“ abgekanzelt, die unbezahlbare Umweltschutzanforderungen an die Industrie stellen würden. So wird auf die vielen sinnvollen Forderungen der LINKEN kaum eingegangen, und die Partei von ihren politischen Gegenspielern nur als „Kommunistenhauten“ denunziert. Ihre angeblich so gängigen Wortkombinationen wie "zionistisches Regime", "zionistischer Terror" oder "zionistische Soldaten", sind gar nicht so gängig wie Sie glauben machen wollen. Von der Gründung Pakistans, der islamischen Republik, sprechen viele richtigerweise von einem Geburtsfehler. Es ist immer verhängnisvoll, wenn ein Staat nur für eine Religionsgruppe bestimmt ist. Genauso verhält es sich bei Israel. In Ländern wie Pakistan, Israel, etc. ist die Unterdrückung von Andersgläubigen bzw. Atheisten bereits vorprogrammiert. In der aktuellen Israelkritik geht es kaum um die Ursachen des Zionismus, sondern viel eher um die ständigen Verstöße gegen UN-Resolutionen und das Völkerrecht. Warum sind Sie darauf gar nicht eingegangen? Warum ignorieren Sie so unverhohlen die Lebenssituation der Palästinenser? Dieses Gerede über Antizionisten oder auch über den Neuen Antisemitismus ist nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver. Man weiß, dass die eigene proisraelische Position anhand der aktuellen Geschehnisse kaum überzeugend argumentiert werden kann und geht zum verbalen Gegenangriff über. Sehr einfach, sehr wirkungsvoll. Das ist fast so, als würde die NPD Organisationen die sich gegen rechtes Gedankengut einsetzen, als Demokratiefeinde bezeichnen.

  • U
    Unzeit-gemäß

    >>>warum haben dann der Rückzug aus dem Südlibanon, die Autonomie für die Bevölkerungszentren des Westjordanlandes, der Rückzug aus Gaza keinesfalls zu mehr Frieden geführt>Sie sollten sich dieses tolle arabische Friedensangebot etwas genauer ansehen, es beeinhaltet auch die Rückkehr aller Menschen, die mit vertriebenen Arabern verwandt sind

  • F
    Florentine

    @willow: das Friedensangebot der Arabischen Liga ist eindeutig. Die Beantwortung Ihrer Fragen, z.B. wieso kein Frieden trotz Rückzug aus Gaza, führt zum Kern des Problems. Rückzug aus Gaza...und Schaffung des größten Gefängnisses der Welt durch Israel, Gazastreifen eben. U.s.w.

    Israel sollte nicht nur das eigene Existenzrecht betonen, darum geht es nicht; dies wird sowieso anerkannt und streitet kein ernsthafter Mensch ab! Auch nicht die Hamas; deren Charta wäre im Friedensfall Verhandlungsmasse. Israel muß allerdings seinen Nachbarn ebenfalls das gleichermaßen definierte Existenzrecht zuerkennen. Wer Angriffskriege führt(2006 Libanon), wer besetztes Land völkerrechtswidrig annektiert und besiedelt, wer anderen Nachbarn (Syrien, Iran usw) bei jeder Gelegenheit mit Krieg droht, hat da wohl nch Defizite.

  • J
    Julius

    Hier mal ein Dokument, das leider nur die wenigsten kennen:

     

    Der ehemalige israelische Außenminister Shlomo Ben-Ami berichtet über die Verhandlungen in Camp David im Juli 2000.

     

    http://berlin.mfa.gov.il/mfm/Data/5573.pdf

     

    Alle meine Bemühungen einen ähnlich detaillierten Bericht der palästinensischen Seite zu finden, waren bisher leider erfolglos.

  • MK
    Michael Kania

    Der Artikel "Das Gespenst des Zionismus" zeichnet sich durch eine ausgewogene Darstellung des Konfliktes zwischen Israel und der arabischen Welt aus. - Warum erst jetzt? Warum überlassen Sie zunächst ohne jegliches Eingreifen das Feld Argumentatoren wie z.B Iris Hefets, um dann zum Ende der Diskussion Klarheit in die Debatte zu bringen?

     

    Michael Kania

  • W
    willow

    @Florentine:

     

    Sie sollten sich dieses tolle arabische Friedensangebot etwas genauer ansehen, es beeinhaltet auch die Rückkehr aller Menschen, die mit vertriebenen Arabern verwandt sind - da es sich um etliche Millionen Menschen handelt (Wikipedia spricht von 9,395 Millionen), sind die "Friedensinitiatoren" also lediglich bereit, mit einem mehrheitlich arabisch-muslimischen "Israel" Frieden zu schließen. Wobei das immer noch besser ist als die Haltung der Hamas, die nach wie vor jeglichen Frieden mit den "Ungläubigen" ausschließ, lediglich zu befristetem Waffenstillstand bereit ist.

     

    Im Übrigen, wenn Israels Rückzug der einzige Schlüssel zum Frieden ist, warum haben dann der Rückzug aus dem Südlibanon, die Autonomie für die Bevölkerungszentren des Westjordanlandes, der Rückzug aus Gaza keinesfalls zu mehr Frieden geführt, ganz im Gegenteil!?

  • L
    Lunaria

    Volle Zustimmung zum Artikel. Nur würde ich den Zionismus nicht pauschal als nationalistisch bezeichnen. Der Wunsch nach einem eigenen, souveränen Staat ist nicht notwendig mit nationalistischen Übersteigerungen verbunden, wie wir sie besonders in Europa erleben mussten. Auch im Falle Israels sollte man besser von Nationalbewusstsein als von Nationalismus sprechen.

  • PT
    Prima T.

    Sehr schön zu sehen wen dass in den Fingern kribbelt , als man

    nur noch regelwidriges Verhalten gegen vermeintliches solches aufbieten will und womit es sich erklären will, was einem dann eine imaginäre Verteidigungsstruktur abverlangt.

    Bleibt für mich derzeit die Frage ob die Welle nicht im Schutze des Atheismus spült und fortreisst, weil Gläubige an Reli ja nix auszusetzen haben, und auch was zu verlieren wenn sie es täten.

  • U
    Unzeit-gemäß

    Es ist zwar in der Tat etwas merkwürdig, wenn bestimmte Gruppen praktisch NUR den jüdischen Nationalstaatsgedanken kritisieren, bzw. ausgerechnet diesen obsessiv aus allen Nationalismen dieser Welt hervorheben.

     

    Dies bedeutet jedoch nicht, das diese selektive Kritik für sich betrachtet falsch ist. Der Autor will die Konflikte zwischen den beiden Ethnien ja nur nur als Folge individuellen Fehlverhaltens zu sehen. Es liegt aber doch auf der Hand, dass in der Idee, ein bereits besiedeltes Gebiet zu besiedeln und zu majorisieren, Konflikte mit der vorgefundenen Bevölkerung vorprogrammiert sind.

     

    (Natürlich hatte die jüdische Siedlungsbewegung einen anderen - menschlich verständlicheren - Hintergrund als andere koloniale Projekte, aber die Konsequenzen für die vorgefundene Bevölkerung waren exakt die gleichen.)

  • F
    Florentine

    Naja, wie immer man die POLITIK, denn um das geht es!, des STAATES Israel bezeichnet, es geht um die Besetzung, völkerrechtswidrige Annexion und Besiedelung fremden Landes.

    Bei der Kritik an der Politik des Staates Israel geht es (natürlich) auch um Kritik an den treibenden Kräften und Ideologien dahinter. Allerdings, diese Kritik an der Politik Israels ist ja keine Kritik an der Religion der dortigen Mehrheitsbevölkerung, die jüdisch ist (und der arabischen Bevölkerung nicht die gleichen Rechte zugesteht).

    Von den Protagonisten der israelischen Expansion und deren Verteidigern wird es allerdings gerne so dargestellt, als ob Kritik an der POLITIK Kritik am JUDENTUM oder den Angehörigen dieser RELIGION sei.

    Den Verteidigern der israelischen Expansionspolitik ist diese feine Unterscheidung natürlich bewußt.

    Sie gehen allerdings darauf nicht ein. Natürlich läßt sich, vor dem Hintergrund des Holocaust, Kritik an der israelischen Politik leichter diffamieren, wenn diese generell als Anti-Jüdisch (Antisemitisch)bezeichnet wird.

    Hinter dieser Argumentationskette wird dann die israelische Politik in den besetzten Gebieten unverändert betrieben.

    Es gibt übrigens seit Jahren ein Friedensangebot der Arabischen Liga an Israel, dem sich auch die Hamas öffentlich (!) angeschlossen hat: Friedensvertrag der Mitglieder der Arabischen Liga und Anerkennung des Existenzrechtes Israels in den Grenzen von 1967. Bedingung: Rückzugs Israels auf diese 1967er Grenze. Die israelische - politische - Praxis ist bekannt.

  • D
    Dennis

    Das sich bei diesem Thema nationalistische, linke anti-imperialistische und anti-nationalistische Richtungen schneiden, kann mann nicht leugnen. Deshalb diese gleich zusetzen ist undifferenziert. Israelischer Nationalismus kritisiere ich mehr, weil Israel quasi ein westlicher Staat ist der nur im nahen Osten liegt und ich das deshalb einfach besser verstehen, bewerten und kritisieren kann. Anderen westlichen Natiionalismus (auch deutschen), kritisiere ich genau so.

    Dazu kommt, dass der israelische Nationalismus durch europäischen Antisemitismus, Imperialismus und Nationalismus verschuldet ist. Hätte es diese nicht gegeben, würden wir jetzt friedlich in Europa neben Juden wohnen, es gäbe keinen Nah-Ost-Konflikt und auch keinen islamistischen Antisemitismus.

    Als Atheist bin ich sowieso dagegen, weil mit einer religiösen Legitimation einen Staat zugründen, ist für mich gleich keine Legitimation.

    Aktuell gibt es denn Staat aber, und ihn gibt es schon 62 Jahre. Es ist also unumkehrbar.

    Dennoch sollte sich Israel nicht verhalten, wie es sich momentan verhält. Destruktiv, uneinsichtig und nicht kompromissbereit. Israel zeigt auch null Aktivismus richtung Zwei-Staaten-Lösung. Was das einzige Modell ist, das Frieden in naher Zukunft schaffen kann.

    Vielleicht habt ihr bemerkt, dass ich nich den Grund genannt hab, das die Juden die Weltherrschaft erobern wollen. Das liegt daran, dass das natürlisch totaler Quatsch ist und das ich eben kein Nazi bin oder Antisemit.

    Ob ich jetz ein Antizionist bin, ich weiß es nicht. Beurteilt es selber. Aber ich kritisiere alles, wenn ich darüber genug informiert bin und Probleme erkenne, denn still sitzen und zugucken werde ich nicht.

  • A
    AchBitte

    Interessant ist der Artikel durchaus, so wie er aber eben auch einseitig ist. Hier wird aufgegriffen, was nicht der Querschnitt sondern Gruppen an Israelkritik von sich geben. Möglich, dass auch dabei einigen mangels besseren Wissens Kritik an "Zionisten" rausrutscht, aber durch die Bank gesehen wird die derzeitige Israelkritik anhand der Agitation der israelischen Regierung, offensichtlicher Menschenrechtsverletzungen durch Politik und Militär, sowie aber zum Teil auch die verblendete Blankounterstützung von Menschen wie Frau Knobloch.

     

    Danke also, ehrlich gemeint, für die Aufklärung über den hintergründigen Sachverhalt. Dennoch, nur weil jemand Zion sagt schl.ießt er nicht direkt den Kreis mit weit rechts.

  • K
    Kommentator

    Kleiner Tipp an Herrn Hillenbrand:

     

    Guter Basiswissenartikel! Schön komprimiert.

     

    Aber:

    - Kritik an Israels Aktionen und Reaktionen ist noch kein Antizionismus klassischer Art, der gesondert kritisiert werden sollte.

     

    - Antizionismus als Begriff wird auch nur gegen israel. Expansionsbestrebungen statt den jüd. Staat an sich gebraucht.

     

    - Antizionismus wird auch im Antinationalismuskonzept indirekt mit vertreten - ohne Unterschiede zu machen.

    Sind dann auch gegen die nationalen Befreiungsbewegungen.

     

    Man sollte da sehr gut differenzieren, was Neocons und Antideutsche aufgrund Manipulationsabsichten NICHT tun.

  • P
    Peterchen

    Also ich muss gestehen dass ich seit meinen ersten politisch interessierten Jahren der späten Pubertät bis zur Gegenwart als angehender 30er die verschiedensten Positionen zum Problemkomplex Israel einnahm - immer aber vertrat ich diese leidenschaftlich und mein Interesse war selbstverständlich hoch.

    Aber seit einiger Zeit läßt die Leidenschaft nach und auch das Gewicht dass ich dem Komplex Israel in der Welt gebe ist merklich gesunken. Früher hätte ich zu diesem "UNSER ISRAEL"-Reihe eine Menge zu sagen gehabt, aber nun bin ich an einem Punkt angelangt an dem ich nach der Lektüre dachte: "Man, eigentlich interessiert es dich doch nicht mehr als Kirgistan oder Burma."

    Dass heißt nicht dass Israel oder Antisemitismus mir gleichgültig ist, denn ich nehme prinzipiell Anteil an jedem Mißstand oder Konflikt auf der Welt, doch ich gebe dem Thema nun weniger Gewicht - warum? Weil ich erkenne dass es mit mir genauso wenig zu tun hat wie Kirgistan und ich daher nur mehr oberflächlich darüber informiert bleiben sollte, meine Energien und Leidenschaft jedoch lieber in Probleme stecken sollte die direkteren Einfluß auf mich und meine Lieben haben.

    Doch die Leidenschaft von früher ist wohl noch nicht ganz verschwunden, denn in meinen Hinterkopf spukt die Frage: Würde diese neue "Leichtigkeit des Seins", die ich nunmehr gegenüber dem Komplex Israel hege, vielleicht von einigen als Sympathie zum Antisemitismus gewertet werden? Ist es in Ordnung bei Medienbeiträgen über Israel oder Antisemitismus nicht hinzuschauen?

  • M
    Mayer

    "Noch besser ist da nur noch, einen Holocaustüberlebenden als Kronzeugen vermarkten zu können. Beides ist nichts anderes als Philosemitismus übelster Sorte."

     

    ... müsste es nicht "Antisemitismus übelster Sorte" heißen? Schließlich ist ja genau das nicht pro-, sondern antiisraelisch?

  • V
    vic

    Die Wortkreation "zionistisches whatever" ist mir überhaupt noch nie untergekommen. Wenn ich Kritik an Israels Regierung übe, verwende ich auch oft den Namen des Staates Israel. Gemeint ist aber lediglich Israels Regierung.

    Dasselbe gilt für die US-Regierung. Auch da verwende ich oft den Begriff "USA", wenn ich Obama und seine finstere Bande meine. In beiden Fällen richtet sich MEINE Kritik an die Regierung dieser Staaten, nicht an die Bevölkerung oder Glaubensgemeinschaften.

  • M
    Mehmed

    Guter Artikel!

  • P
    popenon

    ich finde diesen kommentar etwas undifferenziert.

    keine frage,es gibt (tlw. große) strömungen,die nichts anderes als antisemiten,verschwörungsanhänger (im negativen und "unlogischen" sinne)etc sind,aber ein problem wird hier doch ziemlich klein gehalten:die subjektive/kollektive lebensrealität, das recht und die bestimmung von dingen und leben durch eine schrift.

    dies findet sich bei allen religionen wieder,aber insbesondere bei den 3 monotheistischen religionsgemeinschaften (der aufbau dieser ist dafür auch denkbar günstig;wobei natürlich bei uns der fokus eher auf diese gerichtet sind,als auf andere).

    diese bibeltreue christen und wie sie alle heissen,stellen eine große gefahr für frieden und eintracht dar. jede gruppe sieht sich als auserwählt an,wird geleitet und angewiesen durch "gottes" schriften. die vermeintlich bevorstehende apocalypse ist für manche gelebte realität und ich glaube, dass niemand behaupten kann,diese gruppen würden an einfluss verlieren oder hätten gar kaum welchen.

    ich denke,dies sollte man bei den ganzen koflikten nicht auf die leichte schulter nehmen.

    generell wird die subjektive/kollektive realität einzelner gruppen sträflich in den medien vernachlässigt.

    es ist auch ein kampf der religionen und das hierbei das gebiet israel/palestina eine besondere rolle zusteht, ist ja mehr als logisch.

     

    ansonsten finden ich den kommentar zumeist auch lesenswert!

  • CC
    Claus Carstensen

    Es ist so traurig wie bezeichnend, daß so viele andere Artikel und Kommentare zum Großthema Israel und Nahost zig Kommentare finden, die vor den in Ihrem Artikel geschilderten Ressentiments nur so strotzen - und Ihr fundierter und sachlicher Artikel offensichtlich ignoriert wird.

     

    Vielleicht, weil Ignoranz hilft, eine schnelle und einfache Sicht zu erzeugen, die nicht von störenden anderen Einsichten oder gar Fakten geschwächt werden.

     

    Ich danke Ihnen, und hoffe, daß ihre Stimme Gehör findet